Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Heimatforschung Fürstenhagen
 
Einheimische Falter des Weserberglandes
Notodontidae - Zahnspinner
Harpyia milhauseri - Pergament-Zahnspinner
Rand
 

Foto: K.Kunze, Fürstenhagen 22.5.2012

Der hübsche Pergament-Zahnspinner hat sich im Mai 2012 in Fürstenhagen ans Licht locken lassen - eine Erstbeobachtung für dieses Dorf. Er liebt laubreiche Wälder, wie sie standorttypisch für den Bramwald sind und von den Forstämtern auch wieder vermehrt werden. Viele eintönige Fichtenplantagen haben Stürme umgeworfen, und manche Waldbesitzer lernen manchmal dazu.
Die Raupen dieses Falters fressen Eichen- und Rotbuchenblätter und suchen besonders die Baumkronen auf.

Schmetterlinge sind alterslos.
Ist nicht das Ei bereits dasselbe Tier wie die ihm entschlüpfende Raupe? Sie verwandelt ihr Äußeres in langem Puppenschlaf und schlüpft als Falter. Schmetterlinge wandeln mehrfach ihre Gestalt und bleiben doch immer dieselben - sinnlos, nach einem Lebensalter zu fragen.
Das bloße Auge sieht nur das Derzeitige und Jeweilige. Sehen ist aber mit einer komplexen Leistung des menschlichen Gehirns verbunden: Es korrigiert den abbildenden, bloß optischen Reiz und läßt uns die viel komplexere Wirklichkeit erkennen: Wir fallen nicht auf die Täuschung herein, die weiter Entferntes klein erscheinen läßt, wir erkennen einen Würfel auch ohne seine Rückseiten zu sehen, und wir vermögen beim Anblick winterlicher Landschaft ihr Frühlings-, Sommer- und Herbstantlitz zu schauen.

Menschen sind alterslos.
Das bloße Auge sieht nur das derzeitige Gesicht seines Gegenübers. Aber je mehr wir von ihm wissen, desto eindrücklicher erkennen wir ihn in allen seinen Lebensstadien zugleich. Wäre das Gesicht Lebenstag für Tag in einem dicken Album abgebildet, könnten wir die Seiten zwischen Daumen und Fingern hindurchrasen lassen und sähen wie in einem Film die hintereinander liegenden Abbilder immer desselben Menschen in seiner Veränderung. Wir vermögen ihn uns gleichzeitig vorzustellen und im Manne noch den Knaben zu sehen, im spielenden Mädchen bereits die werdende Frau.

Was bedeutet schon Zeit? In der Knospe wissen wir zurecht schon die Blume, im Apfel noch die gewesene Blüte, in der Raupe bereits den Falter. Der Falter trauert nicht der Raupe nach, nicht der Baum dem Keimling, und doch trauern Menschen allzuoft dem nach, was sie nicht mehr zu sein meinen. Sie tragen aber immer alles zugleich in sich: was sie waren, was sie sind und was sie sein werden. Wir können alles das jederzeit schauen, wenn wir es nur wollen.


Foto: K.Kunze, Fürstenhagen 22.5.2012
Weiterführend:
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