Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Heimatforschung Fürstenhagen
 
Einheimische Falter des Weserberglandes
Nymphalidae - Edelfalter
Vanessa atalanta - Admiral
Rand

 

Geflügelter Schlemmer
Foto: Klaus Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 29.8.2012

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Schmetterlinge können zaubern.

Jedenfalls können Sie Herzen verzaubern und auf ewig binden. Es gab da mal einen blassen, achtjährigen Großstadt-Jungen. Seine Spielwelt waren die Trümmergrundstücke rund um die stehengebliebene halbe Häuserzeile zwischen Bahndamm und Moltkestraße. Jährlich wurde er vom Gesundheitsamt auf sechs Wochen zur Kur geschickt.

Im Bombenhagel waren die Häuser bis auf die Grundmauern vernichtet, die Grundstücke aber schon enttrümmert. Wer klein und pfiffig war, fand zwischen Maschendrahtzäunen und Reklametafeln Schlupflöcher. Abgebrochenen Zahnstümpfen gleich ragten dort die Kellermauern übermannshoch, deckenlos, haltlos. War man klein, konnte man aber gut auf ihnen balancieren, zwei Steinbreiten Platz genügen kleinen Füßen.

Oben muß man wandeln, denn unten wuchert das Dickicht. Sechzehn Jahre nach dem Bombentod erblühte dort pflanzliches Leben, Gestrüpp - Brennesseln - und: Buddleja! Ungestört breiteten sie sich dschungelhaft aus. Mochte es in dem früheren Kellerloch auch nach nassem Ziegelschutt stinken, mochten dort Asseln kriechen und Spinnen lauern, hier oben reckte sich der Sommerflieder üppig der Sonne entgegen.

Und auf ihm saßen: Schmetterlinge!

Admirale! Zitronenfalter! Füchse! Tagpfauenaugen! Dem Achtjährigen gingen die Augen über. Der Duft! - Sommer, Sonne, Buddleja und Schmetterlinge ließen Schutt, Trümmer und brandenden Autokrach vergessen. Hier war der Himmel. Der Kleine-Jungen-Himmel. Jedenfalls so ähnlich müßte er sein.

Der Jagdtrieb kitzelt alle Männer, auch wenn sie noch klein sind. Zwischen hohlen Händen brachte er den ersten, noch zappelnden Falter mit nach Hause. Liebevoller Vaterblick, aber ernste Mahnung: So geht das nicht. Nächste Woche lag zufällig ein erstes, kleines Schmetterlingsbuch auf dem Tisch.

Seitdem hat sich der Himmel nie wieder ganz schließen können. Immer gibt es irgendwo einen Sonnenstrahl, in dem von fern ein Falterflügel winkt. -

 

 
Vanessa atalanta _Weibchen
Foto: K. Kunze, Fürstenhagen 29.8.2012
 


Die exquisite Raupenschönheit knabbert lässig an einem Brennesselstengel.
Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 7.6.2019

Admiral - der Staunenswerte! Das lateinische Wort admirare bedeutet anstaunen. Admirale sind Wanderfalter. Alljährlich fliegen sie in großer Zahl aus Südeuropa in unser Land Über bis zu 3000 Kilometer erreichen sie im Norden Skandinavien. Blüten- und obstverliebt sehen wir sie auf Buddleja-Rispen saugen. Andächtig tauchen sie ihren langen, biegsamen Saugrüssel in immer wieder andere der kleinen Blüten. Obst hat es ihnen aber besonders angetan. Wo im Herbst aufgeplatztes oder schon angefaultes Obst unter Bäumen liegt, ist der Admiral nicht weit.


Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 29.8.2012

 

Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 5.6.2007 (Zuchtsituation)


Wie seine Verwandten, die Kleinen Füchse, Landkärtchen und C-Falter, vertraut er seine Raupen der guten alten Mutter Brennessel an. Darum hat er nirgends Existenzangst.

Zur Verpuppung spinnt sich die Raupe auf ihrer Futterpflanze ein Seidenpölsterchen. Ihre hintersten Beine - diese "Nachschieber" sind Hautausstülpungen und nicht die echten Insektenbeine - verhakt sie darin und verpuppt sich kopfüber. In ein paar Wochen wird der Falter schlpüfen. Auf dem Foto sehen wir die Form seiner Flügel schon rechts in der Puppenhülle vorgebildet.

Biologisch weiterführend zum Admiral:
Lepiwiki, Naturkundliches Informationssystem.
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