Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Heimatforschung Fürstenhagen
 
Einheimische Falter des Weserberglandes
Pieridae - Weißlinge
Pieris mannii - Karstweißling
Rand
 
 

Der Karstweißling entstammt den Alpen, ihren Seitentälern und ihem Umland. Seit wenigen Jahren hat er eine steile Einwandererkarriere nach Norden gemacht.

Nach dem Bestimmungsbuch von FORSTER / WOHLFAHRT (1955) kommt die südeuropäische Art nur in Niederösterreich und in den südlichen Alpentälern vor. EBERTs Werk über die Schmetterlinge baden-Württembergs (1993) kennt die Art gar nicht.

Sie breitete sich fast unbemerkt in Deutschland aus, weil sie auf den ersten und zweiten Blick wie ein Kohlweißling aussieht. Der schwarze Apikelfleck auf dem Vorderflügel wirkt aber fast quadratisch, nicht eckig wie bei jenem. Jürgen Hensle hat liebenswürdigerweise auf Fotos von 2015 aus meinem Garten den Karstweißling sicher erkannt. Die Erstsichtung in Niedersachsen stammte auch erst von 2014! Er schreibt im Lepiforum:

"Den Erstnachweis für Deutschland erbrachte Thomas Stalling mit dem Fang eines frischen ♀ der Herbstgeneration am 20. August 2008 in Grenzach-Wyhlen, Landkreis Lörrach, Baden-Württemberg, det. Heiner Ziegler [Beitrag von Heiner Ziegler im Lepiforum]. Wochen später hatte sich die Art bis an den Stadtrand von Freiburg im Breisgau ausgebreitet. Ein Jahr später, im September 2009, bis Lahr im Mittleren Schwarzwald, Horb am Neckar, Sigmaringen an der Donau, Immenstaad am Bodensee und Chur in Graubünden. 2010 wurden Funde aus Lindau in Bayern und Bregenz in Vorarlberg bekannt. 2011 waren als östlichste bekannte Fundorte Augsburg in Bayern und Au in Vorarlberg erreicht. Im Norden Ölbronn und das Taubertal in Baden-Württemberg und im Westen der südwestliche Vogesenrand zwischen Masevaux und Rouffach. Im Französischen Jura scheint die Ausbreitung nach Westen hingegen nur sehr langsam zu erfolgen. Eine bereits 2009 in einem Naturhabitat bei Pont-de-Roide entdeckte isolierte Population mit intermediär zwischen den ssp. alpigena und andegava stehenden habituellen Merkmalen gehört möglicherweise zu letzterer Unterart. Ansonsten wurde der Ort über dem Tal des Doubs erst 2011 erreicht. Wahrscheinlich über den Handel mit mit Eiern und Raupen besetzten Iberis-Pflanzen entstanden Inselvorkommen in den französischen Departements Côte d'Or, Haute-Saône und Bas-Rhin, in der angrenzenden Südpfalz (Rheinland-Pfalz) bei Landau sowie im Lahntal in Hessen. 2012 wurden im Südosten Jungholz in Tirol und Ettal in Oberbayern erreicht. Im Osten der Starnberger See und Nürnberg. Nach Norden hin erfolgte 2012 eine weitere kräftige Ausbreitung bis an den unteren Neckar bei Mosbach und Bammental. Ausgehend von Massenvermehrungen am Schwarzwaldrand bei Offenburg erfolgte im Spätsommer 2011 eine massive Abwanderung nach WNW und daraufhin hat sich P. mannii alpigena nun auch über das Unterelsaß hinweg nach Westen bis Nancy ausgebreitet. Zudem hat sich das unterelsässisch-pfälzische Verbreitungsgebiet über den Rhein hinweg mit dem in Nordbaden verbunden.
2013 hat P. mannii Rheinhessen und das südliche Saarland besiedelt. In Bayern wurden die östlichsten Funde aus Kirchseeon östlich von München und Rappersdorf in der Oberpfalz gemeldet. 2014 gelangen die ersten Funde in Zentral- und Osthessen, nordöstlich bis Bad Hersfeld, sowie in Ebergötzen im südlichen Niedersachsen. Der Raum Hannover wurde 2016 erreicht und spätestens jetzt auch Thüringen. Östlichster Fundort in Deutschland war nun Bad Kösen in Sachsen-Anhalt. Ebenfalls 2016 gelangen erste Funde von P. mannii alpigena im Süden Luxemburgs, wo sie sich jetzt das Habitat mit P. mannii andegava teilt und diese somit verdrängt sowie in Belgien und den Niederlanden. Die niederländische Nordseeküste wurde 2019 erreicht. Sachsen wurde spätestens 2017 erreicht."

Die jungen Räupchen unterscheiden sich durch ihre schwarze Kopfkapsel von Kohlweißlingsraupen. Sie fressen je nach örtlichem Nahrungsangebot verschiedene  Kreuzblütler, darunter in Mitteleuropa Schleifenblume (Iberis sempervivens)

 

 

 

 

 

 

 


Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 2.9.2015


Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 2.9.2015



Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 2.9.2015

Geographische Fundnachweise von falterfunde.de

 

  Weiterführend: Lepiwiki  

 

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