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Auszug aus: Klaus Kunze, Mut zur Freiheit, 1998, S.94 ff.
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Wem nÜtzt Liberalismus?

Das um­fassende me­ta­phy­si­sche Rechtfertigungssystem der in den west­li­chen Län­dern herrschenden Personen und Gruppen ist der Li­be­ra­­lis­­mus. [1] Sein Re­gie­rungssy­stem ist der Par­la­men­ta­ris­mus, der uns in Deutsch­land heute als Par­teien­staa­t vor Au­gen steht. Beide, das Phä­­nomen Parla­men­ta­ris­mus und seine liberale Herrschafts­ideo­logie, die­­nen letzt­lich der Auf­recht­er­hal­tung eines be­stimm­ten Sta­tus quo, in dem sich fakti­sche Macht­po­si­tionen nor­ma­tiv aus­prägen [2] und sta­bili­sieren. Es ist die Macht derer, die ih­ren öko­nomi­schen Vor­teil aus einer Wirt­­­schafts­verfassung zie­hen, [3] in der ein freies Spiel der Kräfte wei­test­­­mög­lich ist. Für sie hat sich die Be­zeichnung Ka­­pita­lismus ein­ge­bür­­­gert. Ihre Gesetzmäßig­keiten füh­ren inner­staat­lich und inter­natio­nal zu analogen Wirkungen: Freie Geld­wirt­schaft be­­gün­stigt den öko­no­misch Star­­ken dadurch ent­schei­dend, daß er alle an­­de­ren als öko­no­mische Kräfte wirksam aus dem Kreis der all­ge­mein ak­zeptierten Spiel­regeln aus­schließt. Der öko­­­no­misch Schwa­­che soll sich nicht mehr mit anderen als öko­no­mi­schen Mit­­teln weh­­ren dür­fen: vor allem nicht mit Gewalt.

Eine ideo­lo­gische Fik­­tion dient da­zu, ihm die­sen Ver­zicht schmack­haft zu ma­chen: Die Uto­­pie der an­geblichen go­vern­ment by dis­cus­sion, der Re­gie­rung der aus der Dis­­kussion ge­bo­re­nen Ver­nunft selbst. Diese war schon in der Früh­zeit des Li­be­ra­lis­mus bloße Idee, die "so zwar der Ideo­logie des libe­ra­len Ho­n­ora­tio­ren­­regi­mes, nicht je­doch dessen Pra­­xis hi­sto­risch ent­sprach. Denn auch zu einer Zeit, als der Par­la­men­­ta­rismus noch ... auf weitrei­chend ho­mogener, so­zial pri­vile­gier­ter Basis be­ruh­­te, ging es um hand­­feste Ei­gen­in­ter­es­sen, war »go­vern­­ment by dis­cus­sion« die Ideo­lo­gie, »government by cor­rup­tion« je­­doch sehr häu­fig die Wirk­lich­­keit." [4] Um ihre finan­zielle Über­­le­gen­heit voll aus­spie­len zu kön­nen, muß­ten theo­retisch alle ent­ge­­gen­ste­hen­­den Wert­vor­stel­­lun­gen aus­­ge­schal­tet und nur die harm­lo­se Dis­kus­sion übrig ge­las­sen wer­den.

Zur Disposition mußten konsequenterweise also alle diejenigen ei­gentli­chen Wert­inhalte gestellt werden, die sich nicht im formellen freien Kräfte­spiel von selbst einstel­len. Doch welche Ideen schützen den Liberalismus noch vor seiner ei­genen Abschaf­fung, wenn sich zum Beispiel der Respekt vor dem Pri­vateigen­tum des anderen eines Tages einmal nicht aus der frei­en Dis­kus­sion ergibt? Ratlos seufzt Ha­bermas: "In mo­dernen Wirt­schafts­ge­sell­schaf­ten spitzt sich dieses all­gemeine Pro­blem in besonderer Weise zu auf die nor­ma­tive Einbin­dung der aus traditioneller Sittlichkeit entlasse­nen stra­tegi­schen In­ter­aktio­nen." [5] Offiziell erklärt sich der Li­beralismus für unzu­stän­dig, eine gei­stige und morali­sche Ordnung herzustellen. [6] Das Problem ist auf allei­ni­ger Grund­lage der liberalen Vor­stel­lung ei­ner Ord­nung nicht zu lö­sen, die sich an­geblich von selbst ein­stellt, wenn sie die "aus der tra­di­tio­nel­len Sittlich­keit entlasse­nen" in­ter­na­tio­na­len Fi­nanzstar­ken ma­chen läßt, was sie wollen. Sie kann man al­len­­falls durch eine staat­liche Ord­nung auf Grund­lage von Ord­nungs­­ideen einbinden, deren zen­tra­ler Wert ein an­derer ist als das freie Kräf­te­spiel.

Wem also nützt Liberalismus konkret? "Die liberalen Rechte, die sich, hi­sto­risch gesehen, um die gesell­schaftliche Stellung des privaten Ei­gen­tü­mers kristal­lisiert ha­ben, las­sen sich unter funktionalen Gesichts­­punk­ten als die Institutiona­lisie­rung eines marktge­steu­erten Wirt­­­­­schaftssystems be­grei­fen, während sie unter normativen Ge­sichts­punkten bestimmte pri­vate sub­jektive Freiheiten gewähr­lei­sten." [7] Diese nor­­mativen Freiheiten ha­ben aber, wie alle Normen, auch ei­nen funk­tionalen Zweck: Sie sind einerseits den markt­wirt­schaftli­chen Prinzipien zuge­ordnet, anderer­seits besteht ihr mate­rieller Wert­gehalt darin, alle mit dem freien Kapital­markt unver­einba­ren Prin­zi­pi­en zu ver­nich­ten. So hält der normative Kern des bür­ger­lichen Liberalismus letzt­lich eine be­stimm­te Ei­gen­tums­ordnung und eine Chan­cen­verteilung auf­recht: Be­gün­stigt ist beim Er­werb materieller Güter, wer bereits ma­terielle Güter be­sitzt. Die liberale Ethik fordert so viel wirt­schaftli­che Pri­vat­au­to­no­mie wie möglich, und bewahrt gerade noch so viel Staat, wie nötig ist, um das Eigen­tum als sol­ches und das marktgesteuer­te Wirt­schaftssy­stem zu erhalten.

Der normative Kernbestand des Liberalismus läßt sich nur verstehen durch eine Gesetzmäßigkeit, der nicht nur der Liberalismus unterliegt: Ein kom­ple­xes soziales System läßt sich nur aufrecht erhalten, wenn seine funktionalen Vor­aussetzungen normativ aufgeladen werden. So wandelt sich das Geld­ha­ben-Dürfen zum heiligen Recht des Kapitalisten, und alle konkurrierenden Wert­­prinzipien wurden zu Unwer­ten. Auf der anderen Seite des wirt­schaft­li­chen Zyklus mußte dem Verbraucher ein ebenso hei­liges Recht zugesprochen wer­den: Es dient funktional dazu, die Voraus­set­zungen der massenhaft pro­du­zie­renden Industriegesellschaft zu sichern. Inhalt­lich tritt es als Werthaltung auf, indem es den Begriff der Men­schenwürde uminter­pretierte: Mit ihm verbin­det sich jetzt die Vorstellung egalitärer Teilhabe am Mas­sen­konsum als Vor­aussetzung sogenannter Selbstverwirklichung. Die Menschen­rechte sind also "entgegen dem teleo­logischen Geschichts­ver­ständ­nis der Demokra­ten kei­ne endgül­tige geistige und ethische Errungen­schaft nach langen Jahrhun­der­ten der Unterdrückung und der Finsternis, sondern" stellen "im Grunde die Funk­ti­ons- und Über­lebens­weise der Massen­demokratie dar" und sind mit ihr "auf Ge­deih und Verderb verbun­den." [8]

Die liberale Ethik des Parteienstaats dürfen wir als die Ethik der­je­ni­­gen be­grei­fen, die unter den konkreten Bedingungen des Par­tei­en­staa­tes wirt­schaft­liche und sonstige Vorteile genießen, weil sie Par­tei­un­gen angehö­ren, die un­ter einem löche­rig geworde­nen staatli­chen Dach ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Sie setzen ihr spezi­fisches Recht eigennützig so, daß es sie und ihren weiteren Machter­halt be­gün­stigt. Die Geldmacht ist an­gewie­sen auf ein Sy­stem, das funk­tio­nal alle nicht ökonomischen Machtmittel ausschaltet, indem es sie in ih­rem materiellen Wertge­halt ne­giert und tabui­siert. "Weil das Recht auf diese Weise mit dem Geld und ad­ministrativer Macht eben­so ver­zahnt ist wie mit Solidarität, verarbei­tet es in seinen Inte­grati­ons­lei­stun­gen Imperative verschiedener Her­kunft." [9] Das Recht ist in ei­nem politischen System, das den Regeln der Theo­rie der kommuni­ka­ti­ven Ver­nunft folgt, aus demjenigen Grund mit Geld und ad­mi­ni­stra­ti­ver Macht verzahnt, weil es das Geld und die admini­strative Macht kraft seiner eigenen Spielregeln zu den aus­schlaggeben­den, letztlich al­leinige Gel­tung bean­spru­chenden Regeln erhebt. Dem­ge­gen­über ist die von Habermas be­schwo­rene Solidarität als weiterer Impe­rativ eine pure Fik­tion in ei­nem Gesell­schafts­sy­stem, welches die Prämie auf ego­i­sti­sches und nicht auf solidari­sches Han­deln setzt.

Die liberale Theorie befaßt sich eingehend mit dem Problem der Herr­­schaft: "Wer soll re­gie­ren?" Sie will innergesell­schaftli­che Kon­flik­­te regu­lie­ren und die Ge­sell­schaft trotz aller Ge­gen­sätze zusam­men­­­hal­ten, weil sie das ganz einfach für "vernünftig" hält. [10] Weiter reicht ihr Ehrgeiz nicht. Der Li­be­ra­lismus stellt eine Theorie zur Mi­ni­mie­rung staat­li­cher Funk­tionen dar. Natür­lich gibt es ordo­libera­le Wirtschaftswissen­schaftler und Manager wie den von Kom­mu­ni­sten er­mordeten Alfred Herrhausen, die Marktwirtschaft und Ge­mein­­wohl­­be­zug mitein­ander verbin­den. Es gab auch Ludwig Erhard , der den li­be­ralen Gedanken der freien Marktwirt­schaft mit dem So­zial­­staat ver­­söh­nen wollte und die soziale Marktwirt­schaft erfand. Män­­ner dieses Schla­­ges sind unideologische Pragmati­ker. Weit entfernt vom liber­tären Fun­da­mentalismus benutz­ten sie auch li­berale Prin­zi­pien, verabsolutierten sie aber nicht.

 Wie jede Idee muß aber auch die liberale darauf geprüft werden, wohin ih­re ab­so­lute Dominanz über andere Prinzipien führt. Man kann sie wie je­de Idee ideolo­gisch einseitig aus einem Prinzip entwickeln: dem der Har­monie, die sich von un­sichtbarer Hand aus dem Nichts einstellt. Dieses idealtypische Bild eines normati­ven Libe­ra­lis­mus muß in gedanklicher Klar­heit entwickelt wer­­den, um das Walten liberaler Vor­stel­lungen zu er­hellen und auf­zuzeigen, wo­hin sie gedanklich konse­quent füh­ren. So kön­nen wir den libertären "Nur-Li­bera­len" skizzieren: Sein Wer­te­ge­rüst ist denk­bar mager. "Laß doch jeden ma­­chen, was er will!", lau­tet sein Motto. Eine Ge­sellschaft der Wölfe schreckt ihn nicht. Für über­indivi­duelle und nicht ma­teriell ver­­stan­de­ne Sinn­fra­gen ist er voll­stän­­dig blind, und zwar ganz be­wußt. [11] Ge­gen ei­ne mul­ti­kul­­tu­relle Ge­sell­­­schaft aus Mu­selma­nen, Chri­sten, Pornographen und Sa­tans­an­be­tern hätte der Libera­le keine prin­­zi­piel­len Ein­wände, solange ihm nie­mand aus religiösen Grün­­den das Geldver­die­nen verbie­ten wür­de. 

Gesellschaftliche Bindungen und Pflichten gegenüber der Gemein­schaft stören da nur. Man denkt sich dann ein Weltbild aus, das vom sozialen We­sen des Men­schen nicht viel übrig läßt. [12] So werden sich po­tentielle Räu­ber, Plünderer, Ma­fiosi oder Fi­nanzhaie nicht nach einer effektiven Staatsgewalt seh­nen, die sie in ihrem Eifer nur be­hindern könnte. Ihre Ethik wird eine kri­minelle, anarchi­sche, au­to­no­me oder liberale sein, je­denfalls ei­ne ge­mein­schafts- und tendenziell staats­feind­liche. Wer sich da­gegen durch Räuber etc.pp. oder durch einen äu­ßeren Feind bedroht fühlt, wird seinen Schutz un­ter einem starken Staat suchen und eine dement­spre­chende Gemein­schafts­ideologie bzw. -ethik entwickeln. Der Libe­ra­lis­mus re­duziert den Menschen auf Öko­­nomie und fungiert damit als Herr­schafts­ideologie der öko­no­misch Starken gegenüber den öko­no­misch Schwachen. Sie redet ih­nen ein, das freie Walten rein öko­no­mi­scher Gesetze führe auch zu ih­rem Vor­teil, und diesen Vorteil sieht er aus­schließlich im Geld­ver­die­nen: So bezeich­net Fukuyama ihn ganz rich­tig als dasjenige "Re­gel­sy­stem, in dem das ma­terielle Ei­gen­in­ter­esse und die Anhäufung von Reich­tum als legitim gel­ten." [13]

Der Liberalismus ist die Ideo­logie des ökonomisch Starken nicht nur im priva­ten und innerstaatlichen, sondern auch im in­ter­­nationalen Maß­stab. Seine End­zeitvision ist der globale Markt in der liberalen One World. "Der Er­werbs­sinn, die Hauptkraft der jetzigen Kultur, po­stu­liert eigentlich schon um des Verkehrs wil­len den Uni­ver­sal­staat." [14] Dessen heutiger Verfechter Fu­ku­ya­ma, sieht die mensch­liche Ent­­wick­­lung linear mit ei­nem Anfangs- und Endzu­stand geradewegs ins Fi­na­le der reinen Öko­no­mie ab­rol­len. [15] Im un­mit­tel­baren Interesse der öko­­nomisch stärk­­sten Macht liegt es, alle nicht öko­nomisch vor­ge­­tra­ge­nen Angrif­fe da­durch un­möglich zu ma­chen, daß die Öko­no­mie zum allein le­gi­ti­men Aus­tra­gungsort von Kon­flikten erklärt wird. Das ist die klas­si­sche Stra­tegie der USA.

Sie wird allerdings erst funktionieren, sobald alle unliberalen Stö­ren­­frie­­de be­friedet sind. Solange die Gegner des globalen Ka­pi­tal­flus­ses mit ande­ren als öko­nomischen Mitteln kämp­fen, muß die Al­lein­gel­­tung des Öko­no­mi­schen not­falls ge­waltsam her­gestellt werde; zum Bei­­spiel durch einen kleinen Einmarsch in ir­gend­einer Ba­na­nen­re­pu­blik. Das Freihan­delsprinzip verlangt freien Zugang aller Anbie­ter zu allen Märkten. Es be­günstigt daher die Wirt­schaftsmächte, welche auf­­grund ökonomischer Stärke billiger anbie­ten und die Wirtschaft der ausländischen Kon­kurrenz zum Bankrott trei­ben können. Haben sie auf diese We­ise ein faktisches Mo­nopol er­rungen, können sie im we­sentlichen frei über die Preise verfü­gen. Bei kriegswichtigen oder zi­vil un­ent­behr­lichen Rohstoffen ist das Em­bargo dessen, der über den Rohstoff oder seine Han­delswege verfügt, ein erprobtes Mittel ge­gen ande­re Staaten, die nicht über den Roh­stoff ver­fügen. Unter Gel­tung rein handels­mäßiger Gesetze kann ein Staat so den an­deren rui­nieren oder zur Eröffnung mi­li­tä­rischer Feind­seligkeiten nöti­gen. Die Vor­ge­schich­te des japanischen Angriffs auf Pearl Harbour ist nur ei­nes von vie­len anschauli­chen Beispielen für eine Strategie, mit den schein­bar fried­lichen Mitteln des Wirt­schafts­boy­kotts und der Han­dels­­blockade einen Geg­ner in die Knie oder zum Krieg zu zwingen.

Durchgesetzt hat sich auch im internationalen Wettbewerb erst, wer seine Macht nor­mativ be­gründet und sei­ne Gegner zur Aner­ken­nung der­jenigen Nor­men bewegt, de­ren Geltung die Macht weiter sta­bilisiert. Wo aus­schließ­lich ökonomische Ge­setze ­herrschen, ist mili­tä­­ri­s­che Macht nutz­los; eben­so wie umge­kehrt in einer von mili­tä­ri­schen Gesetzen erfüllten Welt der bloße Händler machtlos ist und wie in ei­ner von göttlichen Gebo­ten erfüll­ten Welt der Ketzer nichts zu mel­­den hat. Das En­de der Geschichte und die Her­auf­kunft einer "fried­lichen" Han­dels­epoche aus­zuru­fen bedeutet also nichts ande­res, als den Macht­anspruch derjeni­gen kon­kreten Men­schen und Menschen­grup­pen anzumelden, die ihre Stärke und ihren Vorteil in einer Welt­ordnung sehen, die al­lein unter han­delsmäßigen Gesetzen steht. In fort­ge­schrit­teneren Ländern ver­mag man ein anderes als das Händ­ler­ethos schon gar nicht mehr zu denken. An­ders außerhalb der west­li­­­chen Wertschöp­fungsgemein­schaft: Diese eignet sich of­fenbar her­vor­­­ragend dazu, eine Zeit­lang den materiellen Wohl­stand von Indu­strie­staaten zu si­chern. Unter den Gesetzen eines glo­ba­­len Marktes ver­wan­deln sich die Güter aller Nationen in käuf­liche Wa­­ren. Darin liegt eine krä­mer­selige Wert­ent­schei­dung, die philo­so­phisch zum Libe­­ra­lismus, wirt­schaft­lich zum Kapita­lismus und po­li­tisch zum Par­la­mentaris­mus führt.

 

 

Der verhausschweinte Konsument

Bis ins 19.Jahrhundert wurde der Liberalismus  vom Bürgertum getra­gen. In der doppelten Frontstellung gegen die monarchische Legitimität hier und gegen den Sozialismus dort blieb er politisch aktiv und durfte aus po­lemischen Gründen nicht auf Be­kenntnisse zu ewigen Werten verzichten. Er blieb wert­gebunden und politisch, solange er Geg­­ner hatte. Spätestens nach dem ersten Weltkrieg wurde er unter den Bedingun­gen der Massen­gesellschaft um­ge­deu­tet. Die hohe Zeit des Bürgertums war abgelaufen. Seitdem herrscht ein ganz anderer Men­schentypus vor. Der politische Libe­ra­­lis­mus hatte nur mit Wert­hal­­tungen erfolg­reich sein können. Als er sich in Gestalt der modernen Mas­sen­demokratie durchgesetzt hatte, warf er die ungeliebten Phä­no­mene des Poli­ti­schen und des Moralischen ab.

Sein in ihm angelegter Kern schälte sich unter den Bedingungen der Mas­senge­sell­schaft heraus: Nach seiner massendemokratischen Um­deu­tung [16] wurde er die Welt­an­schauung des radikal selbstbezügli­chen Nur-Indivi­duums, des au­tistischen He­doni­sten. Seinen metho­dischen In­di­vi­dua­­lismus hat Adam tref­fend als neue Volks­reli­gion be­zeich­net. Diese re­det Men­schen ein, mit gu­­tem Ge­wissen das zu tun, was sie sonst mit schlech­tem getan hät­ten. Ge­meinwohl ist nach dieser Lehre ein Phan­tom, ein ideologischer Tick, der die Leute dazu brin­gen soll, gegen ihre In­ter­essen zu han­deln. [17] Wer die Exi­stenz ei­nes Ge­mein­wohls bestreitet, stellt diese ger­­ne als ideo­lo­gi­sches Kon­strukt dar. Ein Ge­meinwohl zu be­haup­ten, sei so­gar mög­li­cherweise totali­tär. Dieselben Leute aber, die un­ge­­niert und ohne ideologische Ge­wissensbisse ein gemein­sames Wohl al­ler Ge­werk­schaftler oder aller Beamten oder aller Ste­ward­es­­sen oder gar aller Frauen an­neh­men, bekom­men die schlimm­­sten Be­den­ken bei der Vor­stel­lung, ein gan­­zes Volk oder ein Staat könn­te ein Ge­­meinwohl haben. Die Ver­bin­dung des Individualinteresses mit dem Wohl ei­ner Per­so­nen­grup­pe, wel­cher auch im­mer, ist der neu­ral­gi­sche Punkt je­des Li­be­ra­lis­mus. Er sagt nur: "Ubi bene, ibi pa­tria", und wenn "die Kasse stimmt", - seine Kasse! - stimmt auch die Mo­­ral. Bert Brecht sprach ihm aus der Seele: "Erst kommt das Fres­sen, dann die Moral."

Gerade das Fressen wurde zur alleinigen die Moral des libertären Li­be­ra­len. Er beschritt bis­her kon­sequent den Weg vom Prinzip Ord­nung zur in­di­vi­­duellen Be­liebig­keit, die keine Ordnung über ihm anerkennt und damit auf das Prinzip Chaos zusteuert. Ziel dieses We­ges ist ihm das An­­­­häu­fen von Ei­gentum. Er möchte es maximie­ren, um es dann un­ge­stört zu kon­sumieren. Dieser Konsum ist letz­ter und alleiniger Le­bens­zweck, das finale Ziel und der in­nerste Beweg­grund al­l' seines Handelns, Ziel sei­ner Wünsche und Traum sei­ner schlaf­lo­sen Nach­mit­­­ta­ge. Daß ihm je­mand et­was wegnehmen könnte, quält ihn in sei­nen schlimm­sten Alpträumen. Da­her löst er sy­ste­ma­tisch die gei­­sti­gen und staatlichen Ordnun­gen eben so­weit auf, wie sie ihn an der Ver­­­­wirk­­lichung seiner hedonisti­schen Ge­lüste hin­dern. Er bil­det sich statt des­sen seinen ei­genen Wertekosmos, in dessen Al­ler­heilig­stem die Schatz­truhen sei­ner ma­te­riellen Güter wohlbewacht sind von ei­ner Mo­ral, deren Quint­es­senz im "Nimm mir bloß nichts weg!" be­­­steht. Der Weg der zunehmenden Li­be­ra­­li­sierung brachte die Auf­lö­­­sung al­ler anderen meta­physi­schen und morali­schen Werte und führ­te zu ei­ner allge­meinen Öko­nomi­sierung des geistigen Le­­bens. Da­mit be­schränkte man sich auf eine Gei­stesver­fas­sung, die in Pro­­duk­­tion und Kon­sum die zen­tra­len Ka­te­go­rien menschli­chen Da­seins fin­­det." [18]

Um diesen Zustand endlich zu erreichen, müssen alle normie­ren­den gei­sti­gen Ord­nungen und menschlichen Kontrollinstanzen aufge­ho­ben werden au­ßer denen, die dem Haben und dem Konsumieren funktional zuarbeiten. "Auf Kosten der Identi­tät, auf Kosten einer be­wuß­­ten, kriti­schen und ak­ti­ven Hal­tung gegen­über der Realität," for­mu­­lierte Böckelmann, "werden un­ein­ge­schränkte Trieb­befrie­di­gung gewährt und die läh­men­de Kon­trolle des Ge­wis­sens und der Ge­sell­­schaft ent­fernt." Un­ab­hängig ge­worden von den Insti­tutio­nen staat­li­cher und mo­rali­scher Ordnung ver­fällt der homo oecono­micus hilf­los den neuen ge­sell­schaftli­chen Macht­trä­gern, die über die Res­sour­cen des Kon­sums verfügen. "Un­sozia­li­siert und deshalb gefü­gig nährt sich der Lust­­verbraucher an der Kon­sum­­brust. Die Reiz­qualitäten der mit un­­ter­­schwel­ligen Appel­len über­sät­­tig­ten Au­­ßenwelt er­lauben ihm nicht, aus dem Traum zu er­wachen. Aber der Traum ist die Wirk­lich­keit. Um aus der Wirk­lich­keit zu er­wa­­chen, müß­te er eine innere Ver­ge­­wal­­ti­gung vollbringen, die einem Selbst­­­mord gleich­kä­me." [19] So wird die Grundhal­tung des Nur­ver­brau­­chers beglei­tet von einer Wahr­­­neh­mungs­­verweigerung, die alle ande­ren möglichen Werte er­greift.

Diese Wahr­­neh­mungs­ver­wei­ge­­rung führt, wie bei jedem ein­sei­ti­gen Welt­bild, zum gezielten Aus­blen­den störender Fakten aus dem Be­wußt­sein. Es sind alle die­jenigen un­lieb­samen Begleitumstände sozia­len Le­bens, auf die andere Men­schen mit konkre­ten Wert­hal­tungen ant­worten. Auf die Emp­fin­dung der über­wältigenden Menge an Leid und Elend dieser Erde ant­wortet der Christ mit dem trö­sten­den Glau­ben an einen er­lösenden Heiland. Auf das in der Ge­schichte schon im­mer be­ste­hen­de Phänomen des Krieges und des Kamp­fes ant­wortet der heroi­sche Rea­list mit einer idea­lisierten Kampf­­be­reit­schaft. Er ent­wickelt die Vor­stellung von einem un­ent­rinnbaren Schicksal, auf­grund dessen wir am Ende der Dinge eben nie sie­gen können, und ant­­wor­tet dem Schick­sal mit einem trotzigen Den­noch. Der So­zia­list beob­achtet die ungleiche Vertei­lung von Gü­tern und Le­bens­chan­cen und ent­wic­kelt daraus sein Ethos der Menschen­gleich­heit. -

Der Libe­rale des Zeitalters der Massendemokratie sieht gar nichts. Er be­obachtet nur das Anschwellen sei­­nes Wohlstandsbauches, und nur um seinen Bauchnabel dreht sich der selbst­­­be­zügli­che Kosmos seiner Meta­physik. Ohne inneren Halt an ei­ner Norm, ohne Weg und Ziel, gibt es für den in­fanti­lisier­ten Nur­ver­­­brau­cher darum kein Zu­rück ins Reich der Nor­men, zu deren neu­er­­­li­chen Ak­zeptanz er keine Kraft hat. Das entlockte so­gar einem an­ti­­au­to­ri­tä­ren Mar­xi­sten den Stoß­seuf­zer: "Der Mensch in der automa­ti­sierten Über­­fluß­ge­sell­schaft besitzt im Ver­gleich zum Indi­vi­duum ver­­gan­ge­ner Epo­chen ein sehr viel größe­res in­ne­res Gleich­gewicht, das er sich mit absoluter Hörigkeit er­kauft hat. Die Psy­che des Au­to­ri­tä­ren war in einem be­stimmten Sinne noch po­ten­tiell re­vo­lu­tionär. Im mo­der­nen Nar­ziß, der weder von Schuld­angst noch von hef­tiger Wunsch­­­ve­reite­lung ge­quält wird, lehnt sich nichts mehr auf." [20]

Die gezielte Abkehr von der überkommenen bürgerlichen Gei­stes­welt und ih­ren normativen Imperativen sollte zur Selbst­ver­wirklichung führen. "Die Absicht dabei war emanzi­pa­torisch, das Ergeb­nis aber war, daß sich die mentalen Einstel­lungen her­aus­­­bil­deten, die eine massenhaft produzie­rende und mas­senhaft kon­su­mie­ren­de Mas­sendemokratie tragen." [21] Die beab­sich­tigte Selbst­­ver­wirk­lichung führte nicht zu einer Steigerung der geistigen, kul­tu­rellen, mo­ralischen, religiösen oder schöpfe­rischen Po­ten­zen im Men­schen. Sie befreite nur die stam­mesgeschichtlich sehr tief lie­genden Antriebe auf unmittelbare Befriedigung animalischer Bedürfnisse. So ge­riet der von geisti­gen und kulturellen Bindungen emanzipierte Mensch ohne Um­weg in die ebenso sichere Abhängigkeit von allen jenen atavistischen Gelüsten, de­ren Zähmung seit 2000 Jahren der Stolz der abendländischen Kultur war.

Indessen setzt auch solcher Hedonismus ein me­ta­phy­si­sches Vor­ver­ständ­nis vor­aus. Wie jede Lebenshaltung muß sie nicht auf einer be­­wuß­­ten Wert­set­zung beru­hen, aber doch mindestens auf dem un­re­flek­­tierten Be­har­ren auf einer be­stimmten seeli­schen Grund­haltung. Die industrielle Massen­ge­sell­schaft bedarf für ihr Funk­tionieren "hedonistischer Einstel­lungen und Werte, die den wirtschaftlich notwendi­gen massi­ven Ver­brauch der massen­weise pro­du­­zier­ten Konsumgüter teils psycho­logisch nahe­legen, teils ethisch recht­fer­ti­gen." [22] Es ist ein pharisäerhafter Irrtum, Ethik und Moral immer nur bei sich selbst zu suchen: Auch der He­donis­mus läßt sich mit einer bis in die An­tike zu­rückreichenden Tradition be­gründen. An sie mußte nur an­ge­knüpft werden, um die aus Produzentensicht er­wünschte Konsumen­ten­men­talität ethisch zu legi­timieren.

Sie stieß nach dem Wegfall traditioneller ethischer Imperative auf keinen Widerstand. Es fällt nicht schwer, jemanden von der ethischen Richtigkeit ei­nes Verhaltens zu überzeugen, das angeborenen lustbetonten Verhaltens­mu­stern entspricht. Die Reifung und das Erwachsenwerden des Menschen und seiner näch­­sten tieri­schen Verwandten wird von einem Pro­zeß be­glei­tet, der von der Fütte­rungs­­bereit­schaft des infantilen, pfle­ge­be­dürf­­ti­gen Jun­gen weg­führt zum aktiven, für sich selbst sorgenden Er­wach­se­nen. Ein Mensch, der durch das Ausbleiben der Reifung sozia­ler Ver­hal­tens­­­nor­men in einem infan­tilen Zustand verharrt, wird not­wen­di­ger­wei­­se zum Pa­ra­si­ten der Gesell­schaft. [23] So gesehen ist es Merk­mal ei­­ner von der Evolu­tion nicht als Dauer­zustand vor­gesehenen In­fan­­ti­li­­sie­rung, wenn Er­wachsene in ei­ner Hal­tung ver­harren, in der sie vom Staat, "der Gesell­schaft" oder anderen ano­ny­men Kollektiven stän­­­­di­ge materielle Zuwen­dung ohne eigene An­stren­gung und Lei­stungs­­be­reit­schaft erwarten. Ihr Denken re­duziert sich, wie bei den Schna­­bel auf­sperrenden Jungvögeln im Nest, auf dau­ernde Kon­sum­er­wartung.

Wir sollten solchen Individuen nicht leicht­fertig un­ter­stel­len, je­mals ei­ne be­wußte Entscheidung getroffen zu haben, doch liegt der aus­­schließ­li­chen Kon­sumbe­reitschaft eine Le­benseinstellung un­re­flek­tiert zu­grunde, die das persönli­che an­stren­gungs­lose Wohl­leben zum zen­­tra­len Wert er­hebt. Dieser hat nichts als die um­ge­hen­de Be­frie­di­gung des ele­men­taren Bedürfnisses nach dem Haben von Din­gen zum In­halt, das sich von Fall zu Fall auf ma­terielle Güter richtet, auf den Kon­sum im­ma­­te­ri­el­ler Güter wie einen Film, auf menschliche Kon­­­sum­­objekte, je­den­­falls aber immer auf anstrengungs­lo­ses "Sich­hin­­ein­ziehen" irgendwelcher Pro­duk­te, wie das heute bezeichnen­derwei­se heißt. Gehlen hat dar­auf hin­­gewiesen, daß ein ethi­scher Wan­del hin zu ei­nem der­ar­ti­gen Ideal des Wohllebens seit der Neuzeit statt­ge­fun­­den hat: "Nicht die bloße Ab­­wei­sung von Not und Lei­den, son­dern das Er­fül­lungs­glück selbst, das Wohlhaben und Wohlleben wer­den hier zu Soll­for­de­­run­gen er­ho­ben." Die "Ethisierung des Komplexes Le­­bens­glück" führ­­te zur morali­schen und damit öffentlichkeits­wirk­sa­men Dis­­quali­fi­zie­­­rung aller dem Glücksan­spruch ent­ge­gen­stehenden Wer­te und An­­­sprü­che. Beson­ders in der anglo-ame­ri­ka­ni­schen Tra­­di­tion wurde ein so ver­stan­denes indi­vi­du­elles Recht auf Glück zu ei­nem Zen­tral­wert, und der Staat wurde zum stets berei­ten Die­­ner und "Adres­saten der Er­­fül­­lungs­wün­sche und die Politik der Idee nach zu einer Tech­nik des Glücks." [24] Nach Meinung liberaler Erzväter wie Bent­ham und Mill ist ihr letzter Zweck the greatest happiness of the grea­test num­ber - das größt­mögliche Glück möglichst vieler Leute.

Der Libe­rale ist damit der poli­ti­sche Spieß­bürger, wie ihn Max Weber ge­nannt und be­schrieben hat: ein Men­schen­schlag, dem die gro­ßen Macht­in­stinkte fehlen, der charakterisiert ist durch die Be­schrän­kung des politi­schen Stre­­bens auf materi­elle Ziele oder doch auf das In­ter­esse der ei­ge­nen Ge­ne­ra­tion und durch das fehlen­de Be­wußt­sein für die Verantwor­tung ge­gen­über un­se­rer Nachkom­men­schaft . [25] Die Re­duzierung des Menschen auf den Kon­su­men­ten, in dem eine geld­gie­rige Großindustrie mittels Re­klame Kon­sum­­wün­sche er­zeugt, um sie schnell zu befrie­digen, die ganze Lebens­phi­lo­so­phie des "Ich will Ge­nuß - so­fort!" verwandelt ihn zum "zur Masse de­gra­­dier­ten, natu­r­ent­frem­de­ten, nur an kom­merzielle Werte glau­ben­den, ge­fühls­­ar­men, ver­­­­hau­stier­ten," politisch in­dok­tri­nier­baren und durch die Groß­in­du­­strie ma­ni­­pu­­­lierba­ren [26] Ein­heits­verbrau­cher; Sie ebnet den ame­­ri­can way of li­fe. Ihren lo­­gischen End­punkt bildet der Typus des aus der Wirk­lichkeit flie­hen­den Süch­tigen. Dem "Au­to­ma­tismus einer zu­nehmenden Glücks­ge­frä­ßig­keit" [27] ver­fal­len, ver­schafft er sich mit mi­ni­malem Auf­wand an "Stoff" ein Maxi­mum an Lust­ge­winn und kann sehr bö­se wer­den, wenn man ihm sein Lecker­chen vor­enthält.

Daß der liberale Verbrauchertypus teilweise unter Wahr­neh­mungs­ver­lust lei­det, er­zeugt mittelbar ganz spezifische politische Ein­stel­lun­gen und For­de­run­gen. Diese be­schränken sich ebenso wie die "Me­ta­phy­sik" des Li­be­ra­len auf be­stimmte Phä­nomene und Vorstellungen. Be­ob­ach­tungen und Wer­tun­gen, die anderen Menschen evident sind, leug­­net der Li­berale rund­weg. Evi­denzen gibt es immer nur innerhalb des eige­nen welt­­bild­lichen Rah­mens. Was dem einen evident ist, kann der andere heftig leug­nen. So hat Carl Schmitt darauf hingewiesen, daß ein di­rek­ter Zu­sam­men­hang be­steht zwi­schen Regierungsform und theo­zen­tri­schem oder gottlosem Weltbild: [28] Das Mit­telalter hat an ein Jen­­seits ge­glaubt, in dem eine hier­archische Ordnung der Ideen be­­steht. Das Gute ist die oberste Idee und regiert als Gott das Dies­seits und das Jenseits. Wer das glaubt, dem ist un­mittelbar evident, daß auch das Diesseits und daß die Gesellschaft von ei­ner hier­archi­schen Ord­­nung er­füllt ist, an de­ren Spitze ein Monarch steht und sie regiert.

Der Liberale leugnet aber nicht nur die konkreten Phänomene, Be­ob­ach­tungen und Wertungen, die anderen Menschen evident sind. Er leugnet aus ideologischen Grün­den die Möglichkeit der Evidenz an sich. Er ver­zichtet an­geblich auf den An­spruch, die Wahrheit zu er­kennen, und löst die Ent­schei­dung für eine Wahr­heit in einen nie endenden Wahrheitsfindungs­prozeß auf. Daraus folgt die ideo­­lo­gisch ge­ne­rierte Un­mög­lich­keit des Li­beralismus, et­was of­fen­kun­­dig Rich­tiges zu sa­gen und zu tun. [29] Indessen liegt für ihn in seiner Vor­stel­lung gerade im Ver­zicht auf das definitive Re­sultat, und im Verzicht auf die Entscheidung für eine Wahrheit und im immerwähren­den Ge­spräch sucht er seine Wahrheit.

 

 



[1] Carl Schmitt, Die geistesgeschichtliche Lage, S.45.

[2] Jellinek, Allgemeine Staatslehre, S.337 ff.

[3] Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, S.66.

[4] Kremendahl, Pluralismustheorie, S.108 unter Berufung auf Karl Loewenstein.

[5] Jürgen Habermas, Faktizität und Geltung, S.23.

[6] Comte, Die Soziologie, S.59, "Die stationäre Lehre".

[7] Habermas, Faktizität und Geltung, S.104.

[8] Kondylis, Der Niedergang.., S.209.

[9] Habermas, Faktizität und Geltung, S.59.

[10] Vgl. ebenso bei Dettling, Demokratisierung, S.15.

[11] Ebenso z.B. Joachim Fest, Offene Gesellschaft mit offener Flanke, FAZ 21.10.1992; Ernst Nolte, Die Fragilität des Triumphs, FAZ 3.7.1993.

[12] Adam, Die Ohnmacht der Macht, S.187.

[13] Fukuyama, Die Zukunft des Krieges, FAZ-Magazin 16.12.1994, S.16 ff. (17).

[14] Burckhardt, Weltgeschichtliche Betrachtungen, S.126, 65.

[15] Fukuyama, Der Mensch braucht das Risiko, DER SPIEGEL Nr.15/1992, S.256; ders. Das Ende der Ge­schichte.

[16] Kondylis, Der Niedergang..., S.169.

[17] Adam, Die Ohnmacht der Macht, S.190.

[18] Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, S.83.

[19] Böckelmann, Die schlechte Aufhebung..., S.58,69.

[20] Böckelmann, Die schlechte Aufhebung..., S.74.

[21] Kondylis, Damit die Kannibalen draußen bleiben, FAZ 4.9.1996.

[22] Panajotis Kondylis, Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform,1991, S.202 f.

[23] Lorenz, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, S.65.

[24] Arnold Gehlen, Moral und Hypermoral, S.66, 61.

[25] Konrad Adam, Ich kenne nur noch Parteien, FAZ 3.9.1992.

[26] Konrad Lorenz, Die acht Todsünden, S.84 ff., 94 f., 96.

[27] Gehlen, Moral und Hypermoral, S.64.

[28] Carl Schmitt, Politische Theologie, S.59 f.

[29] Specht, Rezension des Essays von Donoso Cortés, in: Der Staat, 1994, S.633.