Eine grüne Karriere
(Publikation des Aufsatzes:
Junge Freiheit 5/ 1995 )
Vor Leuten wie ihm hatten Eltern immer gewarnt. Als er in Göttingen studierte, verspürte der Uni-AStA im berüchtigten Mescalero "klammheimliche Freude" über die Ermordung des Generalbundesanwalts. Als der Rektor seinen Strafantrag gegen den AStA begründete, wurde er von 2000 Studenten niedergeschrien. "Der Bubackspuk ist nun vorbei, jetzt legen wir ein neues Ei!", stand tags drauf an einer Wand. 1979 wurde Jürgen Trittin als Kader des Kommunistischen Bundes in den AStA gewählt, der später vom LG Göttingen verurteilt wurde, Plakate nicht mehr zu verbreiten, auf denen zum Niederbrennen der Häuser von Rechten aufgerufen wurde. 1981 avancierte Trittin zum Studentenratspräsidenten. Auf die spätere Frage einer Journalistin nach seiner KB-Vergangenheit schrieb er ihr: "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant."
Heute marschiert Trittin nur noch im Geist als Grußwortspender in den Reihen des "Schwarzen Blocks" mit. Im Besitze der Macht geht in Revolutionären eine Umwandlung vor, an deren Endpunkt sie, wenn nicht der Ideologie, so doch der Herrschaftstechnik nach, den Entthronten so ähnlich werden wie ein Haar dem anderen. Früher gab es keinen Verfassungsschutzbericht ohne Trittins KB - später entschied er als Landesminister selbst mit darüber, wer als "Radikaler" in den Bericht gehörte. Noch rollt die Stadtverwaltung keinen roten Teppich für den "offen agierenden politischen Zweig der RAF" (FAZ) aus, wenn die autonome Bürgerkriegsarmee mit Haßmasken durch Göttingen marschiert, doch weiß sie sich sicher, von dem neuen Bundesvorstandssprecher der Grünen vor "unverhältnismäßigem Einsatz der Polizei" in Schutz genommen zu werden. Klammheimliche Sympathisanten sitzen überall. Mit Blick auf den Unterstützerkreis sprach selbst SPD-Stadtdirektor Schierwater vor zwei Jahren von "zehn- bis zwanzigtausend Halbverrückten" in der Stadt, von denen sich ein bedeutender Teil aus Lehrern, Professoren, Rechtsanwälten, Ärzten und Beamten zusammensetze.
Ihr Wahnsinn hat indessen Methode. Der KB, Trittins politische Heimat, war eine nach dem Führerprinzip organisierte, nie personenstarke Kadertruppe. Anfang der 80er Jahre spaltete sich Ihre "Z-Fraktion" ab und trat, mit ihr Trittin, zu den Grünen über, die übrigen wirken heute in der PDS. So durfte unlängst Konkret den "Sieg auf der ganzen Linie für den Kommunistischen Bund" und verwandte Maoisten bejubeln: Hatten sie "bis November 94 erst das Präsidium der PDS ... sowie diverse Schaltstellen im Propagandaapparat der Partei erobert, wurde der 3.12.1994 zum Tag des totalen Triumphs - eine Genossin aus dem KBW und ein Genosse aus dem KB wurden zu den beiden Parteiführern von Bündnis 90/Grünen gewählt. Lang währe der Parteisprecher Jürgen Trittin! ... Freundschaft!"
Josef Goebbels - auch ein Meister der Agitation - schrieb einmal, an der Spitze einer jungen, aktivistischen Schar einem Lumpen nach Bedarf eins hinter die Löffel zu kleben, könne jeder. "Am schwersten aber ist es, als reißender Wolf den Schafspelz umzulegen, die Maske des Biedermannes aufzusetzen, Bürger unter Bürgern zu sein, wenn innen ein Vulkan brennt.... Ein Revolutionär muß alles können. Auch die Revolution will organisiert sein." Trittin kann das.