Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Heimatforschung Fürstenhagen
 
Einheimische Falter des Weserberglandes
Pieridae - Weißlinge
Gonepteryx rhamni - Zitronenfalter
Rand

Foto: Klaus Kunze, Fürstenhagen 9.9.2012
 

Der Mai-Zitronenfalter ist alt. Alle Maien-Zitronenfalter sind alt. Sie waren vergangenen Sommer aus ihrer Puppenhülle geschlüpft und zählen jetzt schon ein dreiviertel Jahr. Älter als Zitronenfalter, bis zu elf Monaten nämlich, wird keine andere Schmetterlingsart.

Den Winter verbringen Zitronenfalter unter irgendeinem Witterungsschutz im freien Gelände. Ihr Körper enthält Glyzerine, die ein völliges Einfrieren und Totfrieren verhindern.

Ein stattlicher Bursche ist unser Zitronenmann mit seinen sechs gelben Beinen und roten Fühlern. Je einen roten Fleck hat er sich inmitten jedes Flügels getupft.

Sein fliegendes Weibchen könnte ein flüchtiger Blick mit einem Kohlweißling verwechseln. Ihr Gelb ist blaß und zart gelbgrün. Auch unser tatendurstiger Zitronenmann fliegt auf alles, was weißlich ist und flattert. Oft ist es ein Irrtum - langweilige Kohlweißlinge oder Aurorafalterdamen, bei denen er nicht landen kann.

 

 

Oben und unten: Balzflug der Zitronenfalter, oben das blassere Weibchen
Foto: K.Kunze, Eberhausen 21.5.2016
aa

Hier aber paßt der optische Schlüsselreiz zum Zitronenfalterduft: eine Dame seines Herzens. Schon stöbern beide in wildem Reigen und enger werdenden Kreisen umeinander, bis sie sich finden und vereinigen.

 

 

 


 

Stundenlang flatterte das befruchtete Weibchen in der Sonne hin und her. Immer an der Böschung des kleinen Baches entlang suchte sie die Futterpflanze ihrer Raupenkinder: Faulbaum (Frangula alnus ). Im Garten nebenan hat sie auch auf Kreuzdorn (Rhamnus catharticus) abgelegt.

Sorgfältig heftet die Faltermutter ihre länglichen Eier, immer nur eines, an die Unterseite der Blätter. Auf der Seitenrippe des Blattes ist es hierneben zu erkennen. Die Raupe wird schlüpfen, sich noch im Sommer verpuppen und den neuen Falter freigeben.

Den neuen Falter? Ja, aber: einen anderen Falter? Wie man's nimmt:

Der Falter ist kein anderes Tier als die Puppe, aus der er schlüpfte und in der er schon verborgen ruhte. Die Puppe ist aber auch kein anderes Tier als zuvor die Raupe, das Räupchen kein anderes Tier als das Ei aus dem es gekrochen. Und das Ei? Mit welchem Recht wollen wir das Ei betrachten als ein anderes Tier als seine Faltermutter?

Amöben und ähnliche kleine Urtierchen leben potentiell ewig, indem sie sich immerfort in der Mitte teilen, und zweifellos ist jede der beiden Hälften jetzt nicht ein anderes Tier, sondern nur seine aufgeteilte und wieder erneuerte Gestalt. Höhere Tiere können sich nicht in der Mitte durchteilen und haben es doch in staunenswerter Weise geschafft, sich selbst immer wieder zu verdoppeln, zu vervielfachen.

Unter diesem Gesichtspunkt dürfen wir den Falter in allen seinen Erscheinungsformen, über Generationen und Generationen hinweg, als ein und dasselbe Tier ansehen, gerade so wie es immer ein und dasselbe Meer ist, das uns in immerwährendem Wechsel von Ebbe und Flut mal die Füße netzt und mal das Land wieder freigibt.

Wie der sagenhafte Phönix sich aus der Asche als immer wieder dasselbe Tier erhebt und nicht als ein anderes, nicht als sein eigenes Kind, sondern als er selbst, so umfaßt die Metamorphose des Schmetterlings vier Gestalten, und doch bleibt er immer derselbe.

So lebt der immer derselbe Schmetterling in seinen Kindern weiter.

 

 

 
Gonepteryx rhamni (Ei)
Zitronenfalter-Ei
Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 2.5.2007


 

Zwei Wochen später: Grün auf Grün ist gut getarnt. Und unser Appetit ist gut, Faulbaumblätter schmecken vorzüglich.

 

 

 

 

 

Biologisch weiterführend:
Lepiwiki
ZIEGLER,
KURZ

 
Fonepteryx rhamni - Raupe auf Faulbaumblatt
Zitronenfalter-Raupe
Foto: K.Kunze, Fürstenhagen (Bramwald) 18.5.2007

 

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