Am Waldrand wohnt der Schornsteinfeger. Der Saum zwischen Wald und Feld ist zweideutiges Land: Hier lichtet sich das Dunkel des Waldes. Ein Sonnenstrahl schummelt sich zaghaft durch Laubkronen und Geäst. Die vom Schatten befreite Erde leistet sich üppiges Grasgrün und ein paar Wiesenblumen.
Zwischen Schatten und Sonne bildet der lichte Waldsaum ein verwunschenes Land zwischen dem Schweigen des Waldes und den betriebsamen Fluren der Menschen. Flatterte da nicht ein brauner Falter? Das Auge müht sich, zwischen Schattendunkel und Sonnenstreifen einen festen Punkt zu gewinnen.
Leichter Wind kommt auf. Äste wiegen sich. Unter ihnen verbirgt sich, was eben noch besonnt dalag. Licht und Schatten bilden die Kulisse eines Gaukelspieles. Hauptdarsteller als Gaukler ist der Schornsteinfeger. Sein kraftlos wirkendes Flattern paßt sich vollendet ein in das Schwanken der Äste und das Zittern der Gräser im Wind. Er fällt nicht mehr auf als ein fallendes Blatt.
Das ist sein Schutz. Der Schornsteinfeger liebt den Waldrand, beschränkt sich aber nicht auf ihn. Wo seine hellbraunen Raupen Gräser zu fressen haben, wo der Falter durch Gebüsche Deckung hat und Blütennahrung findet, überall da fliegt der Schornsteinfeger.
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