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Urkunde aus dem Kirchturmknopf von 1889

Urkundliches Dokument
für
den Knopf des Kirchthurms zu Fürstenhagen, der im Frühjahr 1889 renovirt und mit neuen Schiefern gedeckt ist.

Allen Lesern Gott zum Gruße und dem Herrn Jesum Christum zum Troste !!!

Heute, am 13. Mai 1889 wurde bei der Reparatur des hiesigen Kirchthurms in dem Knopfe desselben diese Blechbüchse gefunden, welche ein Dokument des hiesigen früheren Predi­gers Lüdecke enthielt. Ist nun auch seit Abfassung dieses Dokuments (1851) verhältnismä­ßig erst kurze Zeit verstrichen, so ist es doch eine Zeit reich an Erfolgen, Ereignissen, Um­wälzungen auf allen Gebieten sowohl des staatlichen wie auch bürgerlichen Lebens wie kaum eine andere vor ihr.
Das Welfenhaus ist zwar nicht erloschen, sondern hat noch immer Träger seines edlen, berühmten  Namens, wohl aber hat es aufgehört in Hannover zu regieren. Als in dem un­glücklichen Bruderkriege vom Jahre 1866 das  Glück der Waffen sich auf Preußens Seite neigte, mußte der arme blinde König Georg der V. seine Lande verlassen, während sein Königreich sammt unserm benachbarten Kurhessen der Krone Preußens einverleibt wurde. Wenn auch diese Annexion vielfach nicht mit allzu großer Freude begrüßt wurde, so mußten doch die inneren  Verschiedenheiten weichen, als der deutsche Erbfeind, die Fran­zosen unter Napoleon III. im Jahre 1870 es wagten, ihrem Gelüste nach deutschen Landen durch eine Kriegserklärung Ausdruck zu geben. Die von ihnen gehoffte Uneinigkeit schlug in das Gegenteil um, Einmüthig Ein starrend Volk in Waffen stand Deutschland da. Die Frucht des Krieges, ein deutsches Kaiserreich unter  Hohenzollernschem Scepter hat sich seitdem als großer Segen für Deutschland erwiesen. Ein Scepter, Ein Recht, Eine Münze, Ein Maß, Ein Gewicht, Eine Reichspost etc., das sind alles Errungenschaften, die wir dem Reiche mit seinem eisernen  Kanzler an der Spitze, der auch bisher unter Gottes gnä­digem Beistand die hochgehenden Wogen der  Leidenschaften sowohl im Innern  des Rei­ches als auch bei den benachbarten Völkern zu beschwichtigen verstanden hat, verdanken. Wie oft drohte der Krieg, aber theils Furcht vor Deutschlands Macht, theils Bismarcks diplo­matische Gewandtheit haben  die drohenden Wolken  immer wieder verscheucht. Und wie nach außen so herrscht auch im Innern des Reichs der Friede, wenngleich nicht geleugnet  werden kann, daß die Socialdemokratie, die auf Umsturz aller bestehenden Ordnung sinnt, anfängt zu einer gefährlichen Macht heran zu wachsen.
Im Jahre 1888 wurde das Reich schwer heimgesucht. Der erste deutsche Kaiser kam das Erbe anzutreten. Friedrich im Volksmunde "Unser Fritze", der dem Tode auf dem Schlachtfelde so oft ins Auge geschaut, erlag schon nach der kurzen Regierung von 99 Tagen, einem anderen heimtückischen Feinde, gegen den aller Muth und aller Kunst vergebens, dem Krebse. Der Kaisermantel ging also von dem edlen Dulder Friedrich auf seinen Sohn Wilhelm II. über, der es auch in dieser kurzen Zeit schon verstanden hat, sich die Liebe seines Volkes zu erwerben und entschlossen ist,  in  die Fußstapfen seiner ruhmreichen Vorfahren zu treten.

Während so in der großen Welt ein Ereignis das andere jagte, flossen die Tage für Fürstenhagen ruhig und friedlich dahin. Unberührt von dem Weltgetümmel, unbekümmert  um die Händel der Großen sucht jeder vorwärts zu kommen und das Seine zu schaffen mit seiner  Hände Fleiß. Auch in sittlicher und  religiöser Beziehung geht es in der Gemeinde im Allgemeinen gut. Gemäß der Kirchenvorstandsordnung vom 14. Oktober 1864  hat die Ge­meinde vier Kirchenvorsteher, deren  Pflichten und Rechte durch die genannte Ordnung eine bedeutende Erweiterung erfahren haben. Zur Zeit versehen dieses Amt der Ackermann Carl Korte, der Schneidermeister Heinrich Glasewald sowie die Ackerleute Heinrich Thiele und Wilhelm Meyer. Kirchenkommissare  von Fürstenhagen sind der geistliche Generalsuperin­tendent Dr. Theod. Guden und der königliche Landrath Brecht zu Uslar. Zur Erziehung und zur Unterrichtung der Jugend ist der Lehrer Innocenz Telsemeyer berufen, welcher am 1 Juli 1888 in  sein Amt eingeführt wurde.

So möge denn Gott der Allmächtige den Frieden in der Gemeinde bewahren, seinen Se­gen ausschütten über Häuser und Felder und unser aller Ohren und Herzen willig machen, daß Sein Wort unter uns laufe und gepriesen werde, so werden auch Früchte wachsen, welche entgegenreifen  dem  ewigen Leben.

Jatho Pastor

Carl Korte

Heinrich Thiele

Heinrich Glasewald

Wilhelm Meyer
 
 

Lesen Sie ergänzend:

Text der Urkunden aus dem Kirchturmknopf von 1851 und von 2007