Flügelt ein kleiner, blauer Falter ...
Ortsheimatpflege Fürstenhagen im Bramwald
Ortsheimatpfleger Klaus Kunze, Lange Str.28, 37170 Uslar
Telefon 05574-658, Telefax 05571-6327

Wappen von Fürstenhagen
Siehe auch die Texte der Urkunden von 1851 und 1889 im Kirchturmknopf

 

Kirche von
Fürstenhagen: Bilder und Baugeschichte

Daten zur
Ortsgeschichte
von Fürstenhagen

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Fürstenhagen
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Urkundliches Dokument
Für den Kirchturmknopf von Fürstenhagen
1.12.2007

 

Der Nachwelt unseren Gruß zuvor!

In Ehrfurcht und mit Wehmut nehmen wir die vergilbten Schriften in die Hand, die seit 156 Jahren von hoffenden Menschen dem Kirchturmknopf anvertraut wurden. Sie hofften und vertrauten darauf, der Knopf werde ihre Botschaften hüten und bewahren, bis diese dereinst – lange nach dem Tod ihrer Urheber, von kommenden Generationen beherzigt werden würden. Nur die wichtigsten und denkwürdigsten Nachrichten bargen sie, dem täglichen Zugriff entrückt, halbwegs zwischen Erde und Himmel.
In unerschütterlichem Vertrauen in ihren Glauben und in eine Zukunft für unser Dorf wandten sie sich an uns. Über die Zeiten hinweg erreichte uns ihre Botschaft, und über die Zeiten fort möchten wir sie bewahren und Euch, die Ihr dies lest, unser Wichtiges und Bemerkenswerte mitteilen.

Das Jahr 2000! Was hatte dieses Wort lange Zeit für einen die Phantasie anregenden Klang. Im Jahr 2000 werde die Zukunft gewiß begonnen haben, malte sich mancher schon Jahrzehnte vorher aus und stellte sich dabei eine hochtechnisierte Welt vor, in der uns Roboter bedienen und die wir im Urlaub mit Raumschiffen zu den Sternen verlassen. Das wirkliche Jahr 2000 unterschied sich in Fürstenhagen aber nicht von 1999 und nur wenig von den gleichförmig eilenden Jahren zuvor.
In unserem Dorf würde sich kein Altvorderer fremd fühlen oder verlaufen können, hätte er auch 1950, 1900 oder 1850 gelebt. Ihm würde aber bald auffallen, daß die Kinder weniger werden. Saßen sie nicht gerade in der Schule, dann prägten sie in früheren Zeiten das Dorfbild. Heute sind Geburten Mangelware. Die Dorfbevölkerung altert. Unsere jungen Leute suchen an entfernten Orten Broterwerb und Lebensunterhalt, und so fehlen dem Dorf mit den jungen Familien die Enkelkinder. Daß wir im Juni 2007 ein allseits gelobtes Dorfmuseum eröffnen konnten, hat eine traurige Kehrseite, nimmt es doch die Räume der alten Schule von 1912 ein, in der zwischen 1972 und 2006 immerhin noch ein Kindergarten für Fröhlichkeit, Leben und Lachen sorgte.

Die uns 1851 als ihre Nachkommen grüßten, hätten sich nicht nur über die nur wenigen Kinder im Dorfbild gewundert. Damals hatte jeder Dorfbewohner hier auch seine materielle Existenzgrundlage. Wie seit der Gründung des Dorfes im Mittelalter lebte auch 1851 noch fast jeder im Dorf als landwirtschaftlicher Selbstversorger und erwarb sich durch Handwerk etwas Zuverdienst. Neben den Kindern gehörten arbeitende Menschen zum Dorfbild: der Bauer, der Schmied, der Schweinehirte, der Leineweber, der Schuster, und selbst der Lehrer und der Pfarrer hatten ihre Gärtlein.
Heute wird Arbeit nur noch zur Erntezeit sichtbar, wenn der eine oder andere Trecker seine Last zur Scheune zieht. Häufig sind die Dorfstraßen menschenleer. Gewiß wohnt hinter den Gardinen der Wohnhäuser keine Armut. Jeder einzelne verfügt über mehr an Gütern, als unsere Vorfahren es sich hätten träumen lassen, die hauptsächlich für ihr tägliches Brot arbeiten mußten und für Anschaffung bar zu bezahlender Waren kaum Geld hatten. Materiell geht es uns gut, und noch der Ärmste lebt wie ein Fürst, vergleicht man seinen Konsum mit dem seiner Vorfahren vor 100 Jahren.

Bedrückend fände ein Besucher aus der Vergangenheit vielleicht auch die verschwundenen Mittelpunkte geselligen Zusammentreffens: Von früher zwei Gasthäusern hat eines geschlossen. In den beiden Kaufläden und der Bäckerei haben wir nicht nur eingekauft, sie waren immer auch Orte, an denen man sich traf und Neuigkeiten austauschte. Der letzte dieser drei Läden schloß im Oktober 2007. Heute machen fahrende Händler aus anderen Ortschaften mit Hupe und Klingel auf sich aufmerksam, wenn sie durchs Dorf rollen und Brötchen, Fisch oder Lebensmittel anbieten. Ein Ersatz für ein Schwätzchen mit unserem Kaufmann oder unserem Bäcker können sie nicht bieten.

Auch für die Kirchengemeinde sind die Zeiten nicht einfacher geworden. Seit 2007 ist Rita Sennert Pfarrerin und wohnt in Schoningen wie schon ihre Vorgängerin Frau Beisheim. Frau Sennert hat außer Fürstenhagen eine Reihe anderer Gemeinden zu betreuen. Die Kirche mußte zwar sprichtwörtlich im Dorf bleiben, aber das alte Pfarrhaus gegenüber, jahrhundertelang ein Mittelpunkt des Dorfes, wurde an eine Familie verkauft. Ein Raum in diesem Hause blieb aber für gemeindliche Treffen zur Verfügung, und in seinem Hinterzimmer ruhen noch die uralten Kirchenrechnungen und andere Archivalien der Kirchengemeinde.
Der frühere Posaunenverein der Kirchengemeinde hat sich unter dem Namen Sahlbachmusikanten selbständig gemacht und eigene Übungsräume bezogen.
Mitglieder des Kirchenvorstandes sind Reinhold Gronemann, Luise Thiele, Ute Glasewald und Hannelore Gebühr, Küster wie auch Abgeordnete für den Kirchenkreistag ist Birgit Kempe.
Ortsvorsteher des jetzt Uslarer Ortsteiles Fürstenhagen ist Georg Wilhelm Elias.

Fürstenhagen möge auch in künftigen Tagen und Jahren wachsen, blühen und gedeihen!

 

                                                                                       Klaus Kunze
                                                                                       Ortsheimatpfleger
                                                   Fürstenhagen, 4. Dezember 2007

 
 
2007 mußten wieder erhebliche Ausbesserungsarbeiten am der gesamten Kirche vorgenommen werden. Den gesamten Fachwerkanbau aus dem späten 16. Jahrhundert, der das Erscheinungsbild der Kirche seit Jahrhunderten prägte, wurde von der die Bauarbeiten bestimmenden Landeskirche aus Kostengründen mit braunen Dachziegeln auf Dachlatten verhängt.
Aus Anlaß dieser Baumaßnahmen wurde der Kirchturmknopf erneut abgenommen, die alten Urkunden fotografiert, wieder in den Knopf gelegt und um zwei weitere Dokumente für die Nachwelt ergänzt. Eines fertigte die Gemeinde aus, das andere der Ortsheimatpfleger. Dieses zweite ist nebenstehend zu lesen.

 

Foto: Klaus Kunze 2.4.2007

Der Fachwerkanbau der Kirche von Fürstenhagen aus dem 16. Jahrhundert, bevor er im Dezember 2007 mit Ziegeln zugehängt wurde.

 


Foto: Klaus Kunze 9.12.2007


Der helle, frühneuzeitliche Fachwerkanbau hatte der mittelalterlichen Wehrkirche mit ihren meterdicken Mauern die klobige Schwere genommen und sie dem traditionellen Erscheinungsbild des Fachwerkdorfes angepaßt. Hier verschwindet er hinter dunklen Dachziegeln, die an der Nordseite rechts unten schon zu sehen sind. Der in sich ohnehin ungegliederte Baukörper gewinnt durch die Umgestaltung den ästhetischen Charme eines Luftschutzbunkers.