Lange Str.28, 37170 Uslar, Inhaberin Heike Kunze
Telefon 05574-658, Telefax 05571-6327, Postkasten
Örtliche Hilfen:
Lage von Lippoldsberg: siehe geographische Übersichtskarte
Rundgang durch Lippoldsberg 
Karte zum Rundgang
Ortsplan von Lippoldsberg
Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
Ortssippenbuch Lippoldsberg (hier auch: Lippoldsberg auf der Sollingkarte von 1603 abgebildet)
Überörtliche genealogische Forschungshilfen:
Regionale Literatur oberes Weserbergland
 
Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung
Niedersächsischer Landesverein für Familienkunde
Hessische familiengeschichtliche Vereinigung

 

 

 
Lippoldsberg
 
Lage: Der Ort der Weser gehört zum Kr. Kassel (Altkreis Hofgeismar) in Hessen. Er bildet mit Vernawahlshausen die Gemeinde Wahlsburg.
Genealogische Hinweise: Die Kirchenbücher beginnen 1629 und liegen im Pfarramt Lippoldsberg. Sie sind durch ein Ortssippenbuch erschlossen. Im Pfarramt befindet sich auch ein gebundenes Familienbuch des 19.Jahrhunderts für das neu gegründete Filialdorf Gewissenruh.


Die Chronik des Vogts Conrad Itter von 1722
LIPPOLDSBERGER CHRONICA DE ANNO 1437 USQUE 1722
SOLI DEO GLORIA

Es ist bey denen Alten jederzeit der löbliche Gebrauch gewesen, wenn eine Stadt, Kirche oder Kloster gebauet und gestiftet worden, daß nicht allein unter was landesfürstlicher Regierung der Bau angefangen, sondern auch die Fundatores solcher Gebäude benennet, was in solchen Jahren vor Zeiten gewesen fleißig aufnotiret, was solchen neu angelegten Orten vor Freyheiten und Gerechtigkeiten von denen Landesfürsten beygelegt, wohlverwahrt der Posteritaet hinterlassen worden. Wann aber bei Abnehmung des Alten Glockenthurmes sich gar keine Nachricht gefunden, unter was Landesfürstl Regierung dießes Closter gebauet, Vielweniger, wer daßelbige gestiftet und begnadiget, so habe ich derzeit 38 Jahr allhier gestandener Beamter doch bey gegenwärtiger Erneuerung des Glockenthurmes, so viele man Nachricht haben können, der Posterität hinterlassen wollen, und
1. ob sich zwar keine positive Nachricht findet, unter was LandesFürstl. Regierung dieses adeliche Stift und Jungfer Closter Benediktiner Ordens gebauet und von wem wan dasselbe gestiftet worden, inmaßen die alten Leute zwar sagen wollen, daß solches von einer aus Engelland gekommenen adelichen Jungfer, Lipola genannt, dem Ritter St. George zu Ehren gestiftet worden und gebauet seye, gestallten dann noch ein Wappen über einer Thüre an dem Kloster in Gips gemacht, der Ritter St. George sich befindet und gezeigt wird. So hat sich bey Renovierung der Kirchen in dem gegen Mittag neben dem hohen Chore stehenden Gewölbe bey derer von Adel-Wappen, welche ihre Sepulture (Grabstätte) in besagtem Gewölbe gehabt, in der Wand angezeichnet funden, daß diese Kirche anno 1303 zu bauen angefangen und anno 1312 vollendet, und also in 9 Jahren der Bau verfertigt worden wie sich dann
2. in einem von Hertzog Ottens dem Jüngeren Hertzog Otten des Alden zu Braunschweig und Lüneburg Sohn Anno 1437 auf Sonntag nach Misericordia Domini dem Flecken Bodenfelde gegebenen Freyheitsbriefe in plattdeutscher Sprache sich befindet, daß besagter Hertzog aus dem Salzwerk zu Bodenfelde denen Jungfern und dem Stift Lippoltsberge wöchentlich anderthalben Himten Saltz zur Küchen zu liefern verordnet, und daß solche Verordnung zu ewigen Tagen währen solle. Ingleichen
3.) schreibet Leuznerus in seiner dasselbigen Chronica fol. 168, daß Johann von Oldendorf zugenannt Damburg, Udo von Oldendorf Burgsassens zu Uslar Urenkel, anno 1439 ohne Erben verstorben und seine Güter an die Jungfernclöster Frödelsheim (Fredelsloh) und Lippoldsberg vermacht, wie nicht weniger schreibt derselbe tot. 179, daß die von Hagen zu Meinbrexen, welches adeliche Guth anjetzo die Herren von Mannsberg besitzen, ihre Sepulture in der Klosterkirche zu Lippoldsberg im Amte Gieselwerder, da die Schwülme in die Weser fällt, gehabt, darum sie auch demselben Kloster stattliche Güter verschrieben. So haben
4. bey eingeführter Evangelischer Religion die beyden hochfürstlichen Häuser Braunschweig und Hessen und zwar Ihro Hochfürstl. Gnaden Hertzog Erich zu Braunschweig und Lüneburg und Ihro Hochfürstl. Gnaden Herr Philippus Magnanimus Landgraf zu Heßen Anno 1538 am Montag nach dem Sonntag Invocavit, der da war der 11. Tag Marty , sich derogestalt wegen des Closters Lippoldsberg und deßen Gütern verglichen, daß die Closter Jungfern nicht mit Gewalt vertrieben werden, sondern aussterben sollen, nach deren Absterben das Closter und Dorf Lippoldsberg dem Herrn landgrafen, die Güther aber, welche unter Herrn Hertzog Ehrich gelegen, besagten Herrn Hertzog bleiben sollen, und als
5. die Closter-Jungfern keine andern und zwar junge Nonnen kleiden und einnehmen dürften, so haben dieselben des Closters Einkünfte zu vergeringern gesucht, wie dann Gertraudt von Boyneburg die letzte Priorin mit ihren Conventualen am Tage Martini 1539 denen Sondersiechen zu Hofgeißmar einen Meyer-Hof zu besagtem Geißmar, welchen Heinrich Lampen in Bestand gehabt und jährlich 5 Malter partim geißmarisches Maaß Pachtzins geben müssen, vor Ein Hundert Joachims Thaler verschrieben, welche Veralienierung Herren Landgrafen bewogen, daß Ihro Hochfürstl. Gnaden Anno 1564 einen Amtmann und Evangelischen Prediger anhero gesetzt, gestalten dann Caspar Mergarth der erste Amtmann und Arnt Bollemann der erste Evangelische Prediger gewesen.
6. Nach Absterben der Closter-Jungfern haben höchstgedachte Ihro Durchl. die mehresten Closter revenues ad pios usus und zwar zu Salarirung des Methropoliten zu Hof-Geißmar, Pfarrers zu Ödelsheim, Pfarrers zu Heißebeck, Pfarrers zu Wahlshausen, Pfarrers zu Lippoltsberg und Schuldieners des letztern Orths wie nicht weniger zu steuern der armen Pfarrers Wittiben 40 Viertel Korn 20 Viertel Gersten und 20 Viertel Hafer, so dann 2 Viertel Korn zu Unterhaltung der Communion zu Heysebeck und Arenborn, ingleichen 60 Viertel Korn, 10 Viertel Gersten u. ein Viertel 4 Metz Hafer zu Verpflegung 10 presthafter Personen, welche bey denen Dorfarmen vor die täglichen Almosen, welche bey denen Nonnen Zeiten aus der Klosterküche gespeiset worden, sodann 10 Viertel Korn (NB erhalten nur 6 Viertel jährlich) denen Dorfarmen vor die täglichen Almosen, weiche dieselben von den Nonnen und deren Gesindte Essen empfangen, gewidmet und denenselben jährlich verab folgen zu lassen in Gnaden verordnet.
Anno 1592 nach Absterben des regierenden Landesfürsten Herrn Wilhelmi Sapientis hat dessen eintziger Erb-Printz Herr Mauritius der Gelehrte in der Regierung gefolget, welche gleich anfangs bey Antritt der Regirung die Ebang. Reformirte Religion in Nieder-Hessen eingefüret, welche Religion bis dato noch allhier in Übung ist.
Anno 1603 bis 1633 hat Gabriel von Donop Erbherr zu Wobbelt in der Grafschaft Lippe das Fürstl. Cammerguth und Closter Lippoltsberg, samt dem dazu gehörigen Dorfe Lippltsberg, geblinrevenues unterpfändlich genutzet und beseßen.
Anno 1618 biß in annum 1622 unter hochlöblicher Regierung hochermelten Herrn Landgrafens Mauritii des gelehrten, als die Pletzer Müntze im gang gewesen, ist auf dem Eisenhammer hierselbsten dergleichen Geld gemüntzet und als dieselbe Müntz von einhundert bis auf Zehn rl. (Reichstaler) devolviret, ist die hiesige Müntze aufgehoben und abgeschafft worden.
Anno 1628 unter mehr höchstgedachter Landes-Fürstl. Regirung, hat die kaiserliche Garnison zu Höxter von deswegen, daß ein Partheygänger aus Lippoldsberg einen Kaiserlichen Reuther todgeschoßen, die mit Früchten angefüllte Scheune, die Stein-Scheune genannt, abgebrannt, welche Brandstätte auf erlangte gnädigsdte Bewilligung des jetzt regierenden Landesfürsten, der Hammerschreiber Heinrich Hasselbach und Hammerschmidt Christoph Sieken mit Wohnhäusern bebauet.
Anno 1640, unter hochlöblicher Regierung des Durchlauchtigsten Fürsten und Herren Wilhelmi quinti haben die Königlichen Schwedischen Lüneburgische, Weymarische und Heßische Völker in der Lippoldsbergischen Feldmark, zwischen Lippoltsberge und Gieselwerder einige Tasge campirt und an den Früchten großen Schaden getan.
Anno 1642 unter hochlöblicher Regirung höchst gedachter Ihro Durchl. hat die Kaiserliche Garnison zu Höxter das Herrschaftliche Rind.Viehe von der Hudweide dem Großen Werder hinweg nehmen wollen, welches aber die Braunschweigischen Unterthanen zu Wahmbeck, wo selbsten das Viehe durch die Weser getriben werden sollen, verhindert. So ist auch in diesem Jahre um hl. Drey Könige Tag ein große Waßerfluth gewesen, also daß die Weser durch das Dorf Lippoltsberg und deßen Feldmark gefloßen und haben sich die Einwohner mit ihren Kindern Gesinde und Viehe zu ihren Nachbaren auf den Berg reteriren müssen und biß die Waßerfluth, welche dem Dorf und Feld keinen Schaden gethan, vorbey gewesen, bey denselben bleiben müssen. Ingleichen haben die kaiserlichen Völker in diesem Jahre die Städte Göttingen, Einbeck und Northeim belagert, den Wall, Vestungen an der letzten Stadt auch geschleift, und haben besagte kaiserliche Völker die Einwohner dieser Orte dergestalt beunruhigt und geplündert, daß dieselben so wenig die Herrschaft als ihre selbst eigenen Ländereyen ausstellen und besamen können.
Anno 1646 unter Hochlöblicher Regirung der Durchl. Fürstin und Frauen Aemilien Elisabethen, gebohrene Gräfin von Hanau-Müntzenberg, Vormünterin und Regentin hat die Kaiserliche Garnison zu Höxter das Closter und Dorf Lippoltsberg ausplündern wollen, deßwegen sich die Einwohner, Pfarrer und Beamten durch die Weser an den Wald, diejenigen aber welche nicht über kommen können auf den Kirchthurm retiriren müßen, deswegen die (Kaiserliche) Parthey den Kirchthurm bestürmet, als sie aber damit nichts ausrichten können so haben sie die Wendelstiegen mit Stroh angefüllet und angestecket, in der Hoffnung, die Geflüchteten zur Übergabe zu zwingen. Wormit sie jedoch anderst nichts ausgerichtet als daß die Tritte an der Wendelstiegen einiger Orten zersprungen und schadhaft worden.
Anno 1647: Unter hochlöblicher Regierung hochermelter Frau Regentin hat der Wo'nigriche Schwedische General Königs Marcks mit elf Regimenter den 27.ten, 28.ten und 29.ten October allhier zum Lippoldsberg campiret.
Anno 1649: Unter mehr hochermelter Regierung ist die herrschaftliche Scheuer auf der Fähre neu erbauet worden.
Anno 1652 unter hochlöblicher Regierung des Durchl. Fürsten und Herren Wilhelmi den 6ten hat die Fürstl. RenthCammer befohlen, daß dem Pfarrer allhier ein Wohnhauß werden solle und die Gemeine Lippoltsberg einen Beytrag zu denen Bau Kosten thun. Als dieselbe sich dessen aber geweigert, hat ermelte Renth Cammer befohlen, daß die zersprungene und 36 Centner gewogene Glocke aus dem Thurm herunter genommen, verkauft und von demem Kaufgeldern ein Pfarrhaus gebauet werden solle; deswegen der damalige Vogt George Friedrich Schacht die Glockenspeiße an einen Juden nach Münden verkauft und auß einem Alten zu Wahlshausen gekauften Hauß ein Pfarrhauß erbauen lassen.
Anno 1660: Unter höchstgedachter Ihro hochfürstl. Durchlaucht ist das alte baufällige und an der Weser in Gefahr gestandene Armenhaus abgebrochen und an dessen Statt ein neu Armenhaus nächst dem Eisenhammer an das Dorf erbauet worden.
Anno 1661: Unter mehr höchstgedachter hochfürstl. Landesregierung ist das von dem Sturmwind ruinirte und herunter geworfene Kirchendach von neuen erbauet worden.
Anno 1666: Unter hochlöblicher Regierung der Durchlauchtigsten Fürstin und Frauen, Frauen Hedtwig Sophien, geboren aus kurfürstlichem Stamm der Margrafen zu Brandenburg, Vormünderin und Regentin, ist eine unvermuthete Theuerung in das Land kommen, weiche Theurung aber weiter nicht bis zu erfolgter Ernte gewähret; das Viertel Korn hat 6 rt., die Gerste 5 und der Hafer das Viertel 2 rt. gegolten.
Anno 1667: Unter höchstgedachter hochfürstlicher Regierung ist der baufällige Kirchthurm, weicher 355 Jahr gestanden, abgebrochen und ein neuer Thurm erbauet worden.
Anno 1671: Unter mehr höchstgedachter hochfürstlicher Regierung ist das eingefallene Kirchengewölbe, und zwar das 2te Gewölbe vor dem Nonnenchor neu gemacht und denen andern gleich gewölbet worden.
Anno 1678 haben mehr höchstgedachte ihro hochfürstl. Durchlaucht, die Frau Regentin, ihrem ältesten Prinzen, dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carln, dem ersten dieses Namens, die Regierung abgetreten und übergeben, weiche hochfürstl. Durchl. dann bis anhero glücklich regieret, dem Lande und dero Unterthanen, wie in nachgesetzten Jahren angeführet wird, derogestalt sorgfältig landesväterlich vorgestanden, daß sich dessen ein jeder getreuer Unterthan hertzlich zu erfreuen hat.
Anno 1680: Unter hochlöblicher Regierung des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Herrn Caroli des Ersten hat sich den 13ten December gegen Orient ein großer Comet-Stern in Form einer Ruthe sehen lassen, dessen Strahlen gegen Occident gegangen, ist von Tag zu Tag größer geworden, und hat bis den 11ten Januar 1681 gestanden; es haben die Gelehrten dieses Comet-Sternes wegen viele Schreibens und Prognosticirens gethan, worauf in besagtem Jahre erfolget, daß zu Constantinopel eine sehr giftige pestilentzische Seuche entstanden. Diese Seuche hat bis in anno 1683 gewähret und durch Ungarn, Östreich, Böhmen, Sachsen und Thüringen bis Wanfried gegangen, viele Menschen und Vieh hinweggerissen und als durch landesväterliche hohe Vorsorge die Stadt Wanfried mit Dragonern umlegt worden, daß kein Mensche herauskommen können, so hat die giftige Seuche daselbst ihre Endtschaft nehmen müssen.
Anno 1681: Unter höchstgedachter hochfürstlicher Regierung ist eine geschwinde Seuche unter das Rindvieh kommen, inmaßen denselben giftige Plattern an der Zunge gewachsen, wenn die Zungen mit einem dazu gemachten silbernen Instrument nicht reine gemacht, mit Schwefel und Schießpulver nicht bestreuet worden, ist dem kranken Rindvieh die Zunge aus dem Halse gefallen, deswegen alle Städte, Flecken und Dörfer solche silberne Instrumente machen lassen, darbenebst gewisse Personen, weiche kranke Vieh reinigen, bestellen müssen. Diese Krankheit hat ihren Ursprung in der Schweitz genommen und ist in geschwinder Eile fast durch ganz Europa gegangen.
In diesem Jahre 1681 ist eine sehr wohlfeile Zeit in Thüringen und Hessen gewesen, inmaßen an der Unstreit (Unstruth) das Malter Weitzen 4 Kopfstücke, das Malter Korn 3 Kopfstücke, das Malter Gerste 12 gr. (Groschen) und das Malter Hafer 8 gr. gegolten, weicher wohlfeilen Zeit sich einiqe Einwohner zu Arenborn zu Nutze gemacht, sind mit Flachs nach Weißensee an die Unstrut gereiset und vor einen Sack Flachs ein ganz Fuder Frucht getauscht.
Anno 1682 ist um Drey Königstag ein sehr groß Wasser gewesen. Die Weser hat zu Bursfeld eine Scheure mit Frucht weggenommen und zum Theil in die Lippoltsberger Feldmark gesetzt. Der Fehrmann hat die Einwohner allhir mit der Flösen und Schiffen aus ihren Häusern hohlen und zu ihren Nachbarn auf den Berg bey das Kloster bringen, selbst auch aus dem Fehrhauß an den Waldt retiriren müssen.
Anno 1683 ist der Großsultan Solimann mit großer Heereskraft in Ungarn eingefallen und den kaiserlichen Feldmarschall Herrn Herzogen von Lothringen, hochfür. Durchlaucht, nachdem derselbe die Vestungen in Ungarn mit Proviant und Vorrat versehen, genöthiget, daß derselbe mit der unterhabenden Armee sich unter Stücke (Kanonen) nach Wien retiriren, und als die Türken diese kaiserliche Residenzstadt und Vestung belagert, ist der römische Kaiser seine Residentze verlassen und mit dem Feldmarschall und Armee nach Linz zu retiriren, die Residentz aber dem tapfern General Grafen von Stahrenberg anzuvertrauen genöthigt worden, weicher General und Commendant dem Erbfeind vigorosen Wiederstand mit vielen Ausfällen und Abschlagung der Stürme gethan, auch die Vestung solange erhalten, bis der König von Polen, Churfürst von Sachsen und Churfürst Von Bayern sich mit ihren Truppen mit der kaiserlichen Armee conjugiret, die in Rayone liegende Vestung nach ausgestandener langwieriger Belagerung glücklich entsetzet und die Türken totaliter geschlagen.
In diesem 1683ten Jahre hat sich das Wasser in den stehenden See bey dem Dorfe Denß (Dens bei Nentershausen, Krs. Rotenburg/Fulda) in dem Amte Sontra in eine rothe Farbe als Bluth verwandelt, welches See Wasser in der See, der alten Leute Aussage nach, vor Einhundert Jahren in ebenmäßige Farbe verwandelt haben und darauf eine theure Zeit erfolget sein solle.
Anno 1684 ist ein sehr trockener Sommer gewesen und hat von Ostern miß Michaelis nicht geregnet, deswegen wenig Gerste und Hafer gewachsen, sondern es hat der Preis der Gersten und Hafer von Pfingsten an das Virtel Gersten vor 1 ¼ Reichstaler und das Virtel Haber vor 24 Albus gekauft worden, bis zu erfolgter Ernde und zwar die gersten auf 5 Rrthl. und der Hafer auf 2 Rrthl. gestiegen und in welchem Preiß biß die Ernde 1685 gehalten worden, stehen geblieben. In Maßen die Kleinen Wasser derogestalt ausgetrocknet, daß die Einwohner zu Herstall und Wirgeßen allhier zu mahlen genötiget worden.
Anno 1685 haben Ihro hochfürstliche Durchlaucht Herr Herzog Ernst Augustus, nachmaliger Churfürst zu Braunschweig und Lüneburg, den angrentzenden Flecken Bodenfelde mit 2 Jahrmärkten den ersten Montag nach Invocavit und den 2ten Montag Montag nach Siemon Juda begnadet.
Anno 1686 ist die Orgel allhier neu erbauet und von dem Orgelmacher Georg Peter Müllern aus Caßell verfertiget worden, worzu der regirende Landesfürste, der anitzo noch regirende Herr großen Beytrag gethan.
Anno 1688 ist das anno 1652 zwar erbauete aber sehr Baufällige Pfarrhauß allhir abgebrochen und von Steinen aufgeführtes Pfarrhauß neu erbauet worden.
Anno 1694 ist eine schwere theuere Zeit eingefallen, auch also, wann der anietzo noch regirende Landes Fürst aus Landesväterl. hoher Vorsorge für seine Getreuen Unterthanen keine Früchte über Bremen auf der weser herauf von Dantzig kommen und in dero Städte und Ämter bringen lassen, eine sehr große Hungersnoth entstanden seyn würde, zumahlen das Virtel Korn bereits auf 10 und mehr Reichsthaler in dem Preiß kommen. Als aber die Früchte von Dantzig häufig ankommen, so ist der hohe Preiß von 10 bis auf 4 ½ Rthl. heruntergefallen.
Anno 1691 und 1694 ist auf mehr höchstgedachter Ihro hochfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehl die in Mangel des Dachs von dem Regenwasser ruinirte Kirche, zumalen der Kalk allesamt herunter gefallen, renoviret und neue Kirchstände darin cebauet worden.
Anno 1695 ist auf noch mehr höchstgedachter Ihro hochfürstlicher Durchlaucht des regierenden lieben Landesfürsten gnädigst Befehl die in dem Dorfe Lippoldsberg über den Schwülme-Fluß gehende höltzerne Brücke, weiche alle Jahre bey großen Wasserfluthen Schaden gelitten und sehr baufällig gewesen, aus dem Grunde abgebrochen und eine neue steinerne Brücke an deren Stätte gebauet worden.
Anno 1699 haben hochgedachte Ihro hochfürstliche Durchlaucht zu Etablirung dem Lande sehr zuträgliche und nützliche Handlung, in Betracht, daß die Handlung das Hertze eines wohlstehenden Landes sey, auch wieder Erhohlung derer am Diemel-Strom liegenden Städte, deren Bürger die Handlung verlassen und ihre Nahrung und Wohlfahrt an dem Ackerbau gesucht, in bürgerliche Nahrung und Handlung zu bringen, eine neue Stadt an die und zwar zwischen dem Einfluß der Diemel in die Weser und gemeldeter Weser zu bauen angefangen und derselben neuen Stadt den Namen Carlshaven gegeben.
Gestalten dann mehr höchstgedachte Ihro hochfürstl. Durchlaucht den jetzo noch daselbst wohnenden Ingenieur Major Friederich Conradi zum Baudirektor besagter neuen Stadt gesetzt, und als höchstgedachte Ihro hochfürstl. Durchlaucht durch landesväterliche hohe Vorsorge in die neu angelegte Stadt Carlshaven herrliche von Steinen aufgebaute Gebäude, insonderheit das kostbare Lazareth vor die in Kriegsdiensten verdient gemachte bleßirte Invaliden, aufbauen lassen und mit genugsamen Revenuen, daß beydes der Commendant als Invalide ihre reichliche Verpflegung darinnen haben können, begnadigt. Haben dieselbe, damit jederman heilsame Justize wiederfahre, ein Oberamt und drey Evangelische Prediger, als einen Evangelischen Reformierten Deutschen und einen Französischen und einen Evangelischen Lutterischen Prediger in besagte neue Stadt gesetzt und dieselben mit reichlichen Besoldungen versehen. Gestalten dann Nataniel von Staff der erste Oberamtmann gewesen, wie dann anjetzo Carl von Mannsbach Oberamtmann und Wolradt Reinhardt, Licentiatus iuris, Oberschuldtheiß, das Oberamt heilsamlich administriren, allermaßen dann
Anno 1712 der hochedel geborene, veste und hochgelehrte Herr Doctor Orffyreus, hochfürstl. Hessischer Commerzienrath und Medicine Doctor, das niemals in der Welt gewesene Perpetuum Mobile erfunden und wie beiliegende inscriptiones zeigen, allerhand künstliche Maschinen erfindet, wodurch dem Lande großer Nutzen geschaffet werden kann.
Anno 1719 ist abermals ein sehr trockener hitziger Sommer gewesen, daß der Weserstrom mehr eingetrocknet, als derselbe anno 1684 eingetrocknet gewesen, wie solches ein bey Herstelle in der Weser gefundener Stein, woran die Jahreszahl des vor Einhundert und sieben Jahr gewesenen trockenen Sommers eingehauen gewesen, gezeiget, inmaßen dann die Jahreszahl dieses trockenen Sommers, indem das Wasser einen halben Schuh tiefer, als vor 107 Jahren eingetrocknet gewesen, darunter gehauen worden. Auf diese trockene Zeit ist abermal eine schweere theure Zeit erfolget, welche doch Sachsen und Thüringen härter als diese Lande betroffen, zumalen anstatt bei guten Jahren vor angeführte Landte diese Lande mit Westpfalen preißen und erhalten müssen, so haben diese Landte Sachsen und Thüringen preißen und erhalten müssen, inmaßen als aus landesväterlicher Vorsorge, daß durch die starke Abfuhre der Früchte Mangel vorfallen möchte, die Ausfuhre verboten worden, so haben sich viele vornehme Familien von Mühlhausen und Thüringen nach Eschwege begeben, ihre Familien daselbsten zu erhalten.
Und als in diesem 1722ten Jahre dreißig Familien, welche wegen der wahren evangelischen Religion aus Piemont vertrieben worden, bey unserm regierenden lieben Landesfürsten um Schutz und Aufnahme unterthänigste Ansuchung gethan, so haben höchstgedachte Ihro hochfürstl. Durchl. aus angebohrener hochf. Gnade und Clemens (Milde) diesen vertriebenen Piemontesischen landesväterlichen Schutz gegeben und dieselbe, als 15 Familien zwischen die Weißehütte und Gieselwerder bey die Spiegelglashütte und 15 Familien zwischen das hiesige Fähr- und Försterhaus gegen Wahmbeck zu bauen anweisen (lassen), darbenebst mit Lebensunterhalt, Baumaterialien und Saatfrüchten in Gnaden versehen worden, zugleich dem ersten Ort den Namen Gottes-Treu und dem 2ten Ort den Namen Gewißens-Ruhe gegeben.
Auch ließen Ihre hochfürstliche Durchlaucht der unter diesem Orte in der Lippoldsberger Feldmark befundenen Salzquellen durch den dahingegebenen Steiger Johann George Wöllern und untergebenen Bergleute Gottlieb Straßberger, Johann Berndt Möllern und Christoph Brem fleißig nachsuchen, wie nicht weniger das an der Wahlsburg befindende Kohlenbergwerk durch vorgesetzte Bergleute forttreiben.
So haben mehr höchstgedachte Ihro hochfürstliche Durchl. In diesem 1722ten Jahre gnädigst befohlen, daß der anno 1667 zwar neu erbauete, aber durch die Zimmerleute und Decker verwarlosete und deswegen zum Theil verfaulte Glockenthurm abgenommen, nach des Ingenieurs Major Friederich Conradi zu Carlshaven gemachten Abriß nach jetziger Facon, die Mauer 14 Fuß erhöhet und von neuem gebauet werden sollte. So ist dieser Thurm durch gemeldeten Ingenieur Major Conradi gebauet worden, der Maurer ist ein refugirter (geflüchteter) Franzose aus Carlshaven namens Laroche, der Steinhauer Johannes Mitternachts daselbsten, der Zimmermann Baltzer Köhler von Nastätten aus der Niedergrafschaft Catzenellenbogen und der Dachdecker Wilhelm Sparer aus Cassel, welche diesen Thurm verfertiget, gewesen. Es sind die Schiefersteine zu Nattern hinter Brilon aus dem Köllnischen gelanget worden. In diesem Jahre hat wie oft angeführet, von anno 1678 bis hierhin Carolus der Erste dieses Namens das Land zu Hessen wohl und glücklich sehr verständig regieret, sein Land und Unterthanen vor feindlichem Einfall treulich und sorgfältig beschützet, der französischen Macht und Einbrechen vigorös wiederstan. den, die Vestung Rheintels heldenmüthig entsetzet, dabey einem jeden hohen und niedrigen Bedienten einem jeden nach seinem Stand und Meritten gnädig sich erzeiget und dieselben reichlich belohnet, die Unterthanen mit hochfürsti. Gnaden angesehen und dieselben reichlich beschenket, daß also ein jeder getreuer Diener und Unterthan sich in Wahrheit rühmen kann, daß er jederzeit einen gnädigen und mildreichen Landesfürsten an dem Herrn empfunden.
Der große Gott, welcher aller Fürsten Hertze in Händen hat, wolle diesen regierenden theuren Landesfürsten ferner in seinem gnädigen Schutz erhalten, denselben also leiten und führen, daß er in der wahren Religion und Gottesfurcht seinen Unterthanen wie bishero geschehen, vorstehen, dieselben so lange glücklich regieren, bis er lebenssatt und altersmüde, welchen Wunsch mit dem Amen beschließe.
Es haben in diesem 1722ten Jahre Einhundertzwanzigdrey Familien in Neuntzigvier Wohnhäusern ohne Amtshaus, Pfarre, Schule, Mühle, Hammer und Fähre an diesem Orte gewohnet; die Unterthanen, deren Voreltern sich der Schiffahrten auf Bremen und Fischerei bedienet, suchen ihre Nahrung am Ackerbau und Handtirungen; das Viertel Korn kostet anjetzo 2 1/2 rt., das Viertel Weizen 3 1/2, das Viertel Gerste 1 1/2 Reichstaler., das Viertel Hafer l rt.; das Pfund Rindfleisch 1 Albus das Pfund Butter 2 alb. 8 Heller und der Hering 4 l/2 Heller.
An Geistlichen sind gewesen Ehren Joh. Christoph Ellenberger, 50jähriger Metropolitan zu Gottsbüren, ein Mann über 80 Jahre, Ehren George Gottfried Schreider, Pfarrer zum Lippoldsberg.
An weltlicher Obrigkeit ist Johann Ludtwig Löffler Renthmeister zu Sababurg, Conrad Itter Amtsvogt dieses Orts, Philipp Füllhun Grebe, Christoph Posthauer und Hans George Ganß Vorsteher, welche so lange es dem großen Gott gefällt anjetzo der Gemeinde vorgesetzt sind.
Lippoldsberg, den 24.ten November anno 1722
Conrad Itter


Zurück zum Portal KlausKunze.com