Familienforschung Kreis Ohlau

Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher
Klaus Kunze, Lange Straße 28, 37170 Uslar, Genealogie(et)KlausKunze.com

Odersteine (= Polnisch Steine)

Grundherrschaft:

Bis 1203: Herzog; 1203 Leonhard (Enkel von Peter Wlast); um 1250: Geschlecht der Suevi; bis 1303: Heinrich von Stinavia; 1303: dessen Nichten Sophia und Bethca; 1336, 1360: Bavarus; bis 1400: Familie Mladatha; 1400 Geschlecht der Tschammer (Czambor); um 1480, 1678 Herzog: 1783: „Polnisch-Steine, gehöret zum Domainenamte“ Ohlau; 1819: Domainen-Amt Ohlau; 1830: Fiscus (Rent-Amt Ohlau); 1845: Königliches Rent-Amt Ohlau.

Namen: Odersteine, bis 1922 Polnisch Steine; 1203 Kamene, 1240 Stinavia, 1291 Stinavia polonicalis, 1303 Alt-Steine, 1327 Parva Stynaria, 1358 Polnisch-Steinau, 1783 Polnisch Steine, 1819 Pohlnisch-Steine
Polnisch: nach 1945: Scinawa Polska
Ortsgründung: ursprünglich slawische Fischersiedlung Steine 1250 getrennt in Deutsch Steine (s. d.) und Polnisch Steine
Dorfform: Sackgasse, Gassendorf
Amtsbezirk: Thiergarten
Standesamtsbezirk: Thiergarten
evangelische Kirche: Ohlau
katholische Kirche: Ohlau
Entfernung von Ohlau: 4 km
Eisenbahnstation: Ohlau
Koordinaten (Poln. Steine): 50° 56’ 8,5430’’ N; 17° 19’ 58,8371’’ Ö
Höhe über Meeresspiegel: Trig. Punkt: Pfeiler 131,77 m, Platte 130,87 m

 

1612:
Kretscham mit 2 Hufen.
1743:
3 Bauern-, 24 Freigärtnerstellen.
1783:
1 Schule, 4 Bauern- und 27 andere Stellen, 206 Einwohner, „sind evangelisch und bauen Tabak“.
1819:
1 Freischoltisei, 1 Kretscham, 2 Bauergüter, 2 Freigärtner-, 13 Dreschgärtner- und 4 Freihäuslerstellen sowie 9 dienstbare Häuslerstellen, 3 sonstige Feuerstellen, insgesamt 35 Haushalte; 280 Einwohner (132 männlich, 148 weiblich; 257 Lutheraner, 23 Katholiken).
1830:
55 Häuser, 1 Freischoltisei, 314 Einwohner (kath. 37), evangelische und katholische Kirche zu Ohlau, 1 evangelische Schule, 1826 neu erbaut, 1 Lehrer. „Vorzüglich Tabackbau; Oderfahrt, 34 Kähne à 10 C[en]tn[e]r“, 1 Fähre, 1 königliche Unterförsterei. – „Gefecht zwischen Preußen u. Würtembergern 1806 den 28. u. 29. December.“
1845:
1 Erbscholtisei, 1 evangelische Schule (erbaut 1826), 1 königliche Unterförsterei, 1 Ziegelei, 1 dominialer Kalkofen, 6 Lastkähne; 60 Häuser, 489 Einwohner (43 katholisch, 2 jüdisch); 4 Handwerker, 1 Holzhändler en gros; „bedeutend: Tabaks- und Flachsbau und Bienenzucht“.
1871:
64 Wohngebäude, 109 Haushaltungen, 516 Einwohner (davon 369 ortsgebürtig; 246 männlich, 270 weiblich; 463 evangelisch, 53 katholisch). Auf die Nebenwohnplätze entfallende Wohngebäude und Einwohner: Kalkofen 1 und 7, Ziegelei 1 und 9.
1885:
Flächeninhalt 297 ha, davon Ackerland 222 ha, Wiesen 6 ha, Holzungen 5 ha; Grundsteuer-Reinertrag vom Ackerland 22,32 Mark/ha, von Wiesen 18,80 Mark/ha, von Holzungen 14,10 Mark/ha. 3 Wohnplätze mit 46 Wohngebäuden, 112 Haushaltungen und 467 Einwohnern (davon 217 männlich, 250 weiblich; 420 Evangelische, 47 Katholiken). Auf die Nebenwohnplätze entfallende Wohngebäude und Einwohner: Kalkofen 1 und 8, Ziegelei 2 und 7.
1895:
55 Wohnhäuser, 105 Haushaltungen, 456 Einwohner (davon 215 männlich, 241 weiblich; 411 evangelisch, 45 katholisch). Auf die Nebenwohnplätze entfallende Wohngebäude und Einwohner: An der alten Oder 2 und 14, Jenseits der Oder 1 und 12.
1905:
58 Wohnhäuser, 111 Haushaltungen, 462 Einwohner (Muttersprache: deutsch 462); Gemarkungsfläche 296,7 ha; Grundsteuer-Reinertrag 21,17 Mark/ha. Auf den Nebenwohnplatz Schnalle’sche Ziegelei entfallen 1 Wohnhaus und 6 Einwohner.
1925:
62 Wohnhäuser, 147 Haushaltungen, 553 Einwohner (davon 283 männlich, 270 weiblich; 477 evangelisch, 76 katholisch); Flächengröße 1931: 283,5 ha, Grundsteuer-Reinertrag 20,85 RM/ha.
1935:
567 Einwohner.
1939:
160 Haushaltungen, 551 Einwohner.

Im Einwohnerbuch 1935 genannte Haushaltungsvorstände (Anzahl):

Aulich, Bartsch (2), Bohn, Brix (3), Brosig, Bruck (3), Burde, Deistler, Dinort (2), Dingosch, Dubielzig, Fabich, Fest, Franz, Frost (3), Gasde (2), Gebel, Grune (3), Guderle (2), Hellmann, Hirschberg (4), Hoffmann (5), Hübscher, Jakob (2), Janus, Jarkusch, Jurkus, Kania, Karpe, Kaßner, Kaufmann (3), Kilian, Kille (4), Kionke, Kirmis, Klipsch, Kolbe (2), Kolsch (2), Komander, Kotirre, Kottmus, Krause (2), Krecker, Kuzio, Lange, Lattke (4), Lausch, Lindner (2), Loch, Märländer (3), Mai, Maiwald, Malloch, Mallock, Mannig (3), Matthes, Miethchen, Nagel, Nowakowsky, Neutert (8), Pietsch (3), Plattner (3), Raabe (3), Riedel, Sauer, Schalle, Schätzel (2), Schebitz, Schlawne (6), Scholz, Schubert (3), Sielisch, Soika, Spinde (2), Stampe, Stein, Stiesch, Sulitze (3), Tirpitz (2), Valentin, Waltsgott, Weigt, Zimmer.

Literatur:

Rudolf Gleiß, Das unglückliche Gefecht bei Odersteine vom 29.12.1806; in: Heimatblatt Strehlen/Ohlau 12/1955, S. 3.

Karl Eistert, Odersteine als Kirchdorf; Heimatblatt Strehlen/Ohlau 12/1962, S. 7 f.

Erich Quester, Der Kreis Ohlau in Urkunden der Jahre 1331 – 1398; [Artikelreihe in:] Heimatblatt Strehlen/Ohlau 11/1965-8/1966; Polnisch-Steine (später Odersteine) 7/1966, S. 5.

Bernhard Kille, Der Treck der Gemeinde Odersteine, Kreis Ohlau, anno 1945; Heimatblatt Strehlen/Ohlau 2/1994, S. 3 f.

Bernhard Kille, Odersteine; Eine archivarische Reise nach Schlesien; Heimatblatt Strehlen/Ohlau 10/2000, S. 27.

Bernhard Kille, Odersteine, Ortsplan; Heimatblatt Strehlen/Ohlau 6/2001, S. 24.

Heinz Quester, Ortslexikon des Kreises Ohlau/Schlesien, Alfter 2007, S. 117 f.

Bernhard Kille, Abenteuer Familienforschung [über Friedrich Scholz-Babisch (1890-1944)]; in: Heimatblatt Strehlen/Ohlau 1/2008, S. 26.