Klaus Kunze

Schlagwort: Moralismus

Wir Autonome

Lob der Autonomie! Der steinewerfende „autonome“ Bürgerschreck ist gar kein Autono­mer, er ist bloß töricht. Wer dagegen als braver Bürger die staatlichen Gesetze nur um des lie­ben Friedens willen einhält, darf sich mit Recht autonom nennen. Ungefährlich ist der Kriminelle, der die Rechtsordnung an sich anerkennt. Ge­fährlich ist der dem Ge­setz äußerlich Gehorsame, der dessen mora­lischen Wurzeln untergräbt. Nur er ist der Auto­nome. Laßt uns von ihm reden!

Autonom ist nicht der Anarchist, der von der Gesetzlosigkeit träumt. Gäbe es sie, dann wäre eben die Anarchie das Gesetz, nach dem alle anzutreten hätten. Die sozia­len Spielregeln müssen nicht staatlich ver­ordnet sein. Die Regeln des Zusammenle­bens bestimmt, wer die Macht dazu hat, das für ihn und die Seinen Günstige allge­mein durchzusetzen. Hält einer für sich die Friedfertigkeit und das allgemeine Konsens­prin­zip für vorteilhaft, während der andere auf größere Ge­walt setzt, entscheidet die Macht, ob der Fried­liche dem Unfriedli­chen den Frie­den aufzwingt oder umge­kehrt. Weiterlesen

Die linken Puritaner

Die Linke ist mutiert. Als ich 1968 Schüler war, klopfte sie gern den Spruch: „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“. Das Establishment waren die Bösen: alte, repressive, reaktionäre Spießer, Fossilien des klerikal-faschistischen Syndroms der BRD. Und dieses gehörte natürlich weggeräumt, um alle Unterdrückten ins kommunistische Paradies zu führen.

Heute sind die linken Revolutionäre von einst selbst die Spießer. Schon Robert Mi­chels hatte 1911 festgestellt: Im Besitze der Macht geht in dem Re­vo­lutionär eine Umwand­lung vor, an deren End­punkt er, wenn nicht der welt­an­schau­lichen Legitimation, so doch der Sub­stanz nach, den Ent­thronten so ähn­lich wird wie ein Haar dem an­de­ren.

In meiner Kindheit konnte ein nackter Busen in einer Illustrierten noch den Staatsanwalt auf den Plan rufen. Bald ist es wieder soweit. Nackte Busen gelten als „sexistische Werbung“. Wer im Betrieb mit einer anziehenden Kollegin anbändeln möchte, läuft Gefahr, wegen sexueller Anmache gefeuert zu werden. Weiterlesen

Der moralische Maulkorb

In der französischen Revolution gab es eine Phase des Tugendterrors. Auch 2019 hat das Moralisieren wieder Hochkonjunktur. Wie jede Herrschaftstechnik ist es nicht das einfache Volk, das heute moralisiert. Dieses vergnügt sich hedonistisch und ohne moralische Bedenken. Es hat nichts anderes gelernt.
Heute wird uns die Moral tagtäglich von oben eingeseift: Auf hohem Roß und mit erhobenem Zeigefinger duckt man uns rund um die Uhr im Fernsehen und anderen Medien in den Büßerstuhl und predigt uns, wen wir lieben müssen und wen wir nicht hassen dürfen. Da lohnt sich ein Blick weit zurück in eine Zeit, in der zölibatäre Stubengelehrte in jeder Frau eine moralische Gefahr sahen.

Schon damals diente Moral der Errichtung und Aufrechterhaltung konkreter Herrschaftsstrukturen. Wer sich aus moralischer Fremdbestimmung befreien möchte, sollte wissen, wie sie schon immer funktionierte und heute noch funktioniert.

Es gab immer schon krasse Fälle allgemeinen Frauenhasses. Weiterlesen

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