Die neue Sehnsucht nach dem autoritären Staat
Sie wachen morgens auf, reiben sich erstaunt die Augen und leben in einem autoritären Staat. Wer hätte das gedacht? Minister und Ministerpräsidenten rufen: „Alles hört auf mein Kommando!“, und siehe da, die Damen und Herren Untertanen stehen stramm. Bei Straßenszenen, in denen dunkle Behelmte Passanten niederwerfen und fesseln, muß man dreimal hinschauen: Ist der Film aus Weißrußland oder Deutschland?
Dort kritisieren „Staatsfeinde“ den Präsidenten, hier tragen sie nicht die vorgeschriebenen Masken. Linke Publizistik hat der Rechten immer gern eine Sehnsucht nach einem „autoritären Staat“ vorgeworfen. Jetzt können die autoritativen Regierungsmaßnahmen den gleichen Leuten gar nicht weit genug gehen. Die politische Rechte steht ihnen dagegen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Welch wundersame Wendung der Dinge!
Ganz so wundersam ist das freilich nicht mehr vor dem Hintergrund eines einfachen sozialpsychologischen Mechanismus: In der Not haben Menschen Angst und lassen sich willig führen. Weiterlesen