Ein zeitgeschichtliches Dokument
Paul Tröger, damals auch Chefredakteur der „Fußballwoche“, sagte einmal: „Ich lese jetzt nur noch Biographien.“ Gerade Autobiographien spiegeln oft wie keine zweite Literaturgattung die Zeitgeschichte. Ein halbwegs realistisches Bild früherer Epochen erlangt man nur, wenn man es aus erster Hand liest.
Eine solche erste Hand ist der 1933 in Schlesien geborene Klaus Eckhard Kunze. Mit Paul Tröger, Robert Hübner und anderen wurde er 1967 Deutscher Mannschaftsmeister im Schach. Die Schachgemeinschaft des Kölner Stadtteils, SG Porz, zählte auch später zu den deutschen Spitzenvereinen.
Seine Schachlaufbahn begann er 1947 nach langem elternlosen Aufenthalt in einem Flüchtlingslager. Dem abgemagerten Oberschüler boten sich in Meisdorf am Harz wenig Alternativen, das im Kopf hungrig brennende Feuer zu füttern: kein Fernsehen, fast keine Bücher, kein Internet, keine geistigen Angebote. So wurde er denn zuletzt Schachmeister. Für einen „Spitzensportler der DDR“ gab es Vergünstigungen. So wurde aus dem braun uniformierten zwölfjährigen Parteinachwuchs aus der NPEA Loben ein achtzehnjähriger Parteisekretär der SED.
„Wer 18 ist und nicht Kommunist, habe kein Herz“, meinte er später, und wer es mit 28 noch sei, „keinen Verstand“. Nach mehrjährigem intensiven Studium von Marx, Engels, Lenin und Stalin setzte dieser Verstand sich durch und führte 1955 zur Flucht nach Köln.
In seinen Schacherinnerungen können wir viele der wichtigsten Schachpartien nachvollziehen. Vor allem aber ist die Schach-Autobiographie ein gut zu lesendes Zeitdokument der Jahre von 1947 bs 1971. Tauchen Sie mit mir ein in die Vergangenheit! Sie können hier ausgewählte Erlebnisse nachlesen oder das Ganze als Buch bestellen.
Klaus (D.) Kunze
Schacherinnerungen
von Klaus (E.) Kunze
(Auszüge)
(S.11) An jenem Herbstsonntag 1947 fand ein großer Freundschaftskampf zwischen den Schachvereinen Ballenstedt und Quedlinburg statt; da auf beiden Seiten nur je 17 Senioren anwesend waren und man offenbar nicht mit einer ungeraden Brettzahl spielen wollte, wurde uns beiden Schülern die gnädige Erlaubnis erteilt, am 18. Brett mitzuspielen. […]
Kurz darauf begann das Turnier um die Meisterschaft von Ballenstedt. Turniere dieser Art nannte man halb im Scherz ‚Winterturnier‘ , wohl weil sie die langen Winterabende verkürzen sollten; in Wirklichkeit dauerten sie schon damals vom Herbst bis zum Frühsommer.
Das Tournier ist eröffnet
Zu meiner großen Überraschung und zum Ärger einiger verbissener Altherren durfte ich in der Meisterschaft mitspielen; meine Gönner, die Studienräte Feyerabendt und Müller, hatten das durchgesetzt.
In der ersten Runde erregte ich Aufsehen in einer Partie, in der mir, wenn auch bei ziemlich schwachem Gegenspiel, ein hübscher Mattangriff gelang und die selbst Kurt Richter, der deutsche Meister, als erste Turnierpartie bemerkenswert fand, was mir natürlich sehr schmeichelte. Mein Gegner war einer jener mißgünstigen Patriarchen, die es für unter ihrer Würde hielten, gegen ‚Kinder‘ zu spielen; er hatte die schwarzen Steine.
Die Partie verlief wie folgt:
Ich gewann in diesem meinem ersten Turnier 13, verlor 4 und remisierte 3 Partien (81%). Damit erreichte ich den 3. Platz von 10 Teilnehmern — ein Ergebnis, das niemand erwartet hatte, am allerwenigsten ich selbst.
Nun aber war ich sehr stolz auf meinen Erfolg; ich hatte den Rat Dr. Tarraschs genauestens befolgt, und alles war gekommen, wie es dieser große Meister vorausgesagt hatte. Seine Lehrsätze wurden für mich zu geheiligten Dogmen; und in jugendlicher Unbedingtheit schwor ich heimlich, gleichsam als Hohepriester des längst zum Olymp entrückten göttlichen Meisters sein Erbe wie meinen Augapfel zu hüten.
Daß ich zu diesem Amte durch meine, wie ich glaubte, soeben bewiesene schachliche Begabung berufen sei, daran zweifelte ich keinen Augenblick. Mir kam nicht einmal entfernt der Gedanke, mein gutes Abschneiden im Vereinsturnier könnte andere Ursachen haben als meine Spielstärke. Ballenstedt war für mich der neue Mittelpunkt der Welt, die in Aschersleben und Quedlinburg endete; hier hatte 1945 meine Odyssee ein glückliches Ende gefunden. Von Schachspielern außerhalb meiner Welt wußte ich nichts, ja, mir schien, ich sei der einzige Schachapostel der jüngsten Generation. Meinen Mitschülern war ich im Schach weit überlegen; sollte es überhaupt einen Gleichaltrigen geben, der mich schlagen konnte?
Mein Standpunkt, mein Idealismus, meine Selbsteinschätzung waren natürlich kindlich beschränkt; ich glaube aber, junge Menschen müssen so sein. Sie müssen die Welt als etwas Heiles, Geordnetes erfahren; sie müssen einen Halt haben, an den sie sich klammern, ein Leitbild, dem sie folgen, ein Vorbild, das sie anbeten. Und wieviel mehr mußten sie, mußte ich das in jener chaotischen Welt der ersten Nachkriegsjahre, da der Glaube an alles Höhere und Edlere durch die dunklen, wild hervorbrechenden Triebe Hunger und Haß verdrängt zu werden drohte!
Für mich mußte daher das Schachspiel gerade in jener Zeit mehr bedeuten als bloß ein Spiel; in seiner zeitlosen, abgerundeten Vollkommenheit war es mir ein Stern in der Dunkelheit, ein Symbol für Ewigkeitswerte, die ihrerseits hindeuten konnten auf das Göttliche an sich. Ich wußte das als Vierzehnjähriger natürlich nicht so klar; ich hätte es auch kaum formulieren können, fehlt doch dem Knaben-Jüngling nichts mehr als die Form; aber ich fühlte und ahnte in meinen besten Stunden schon damals, welchen Schatz ich an meinem Schachbrett und an meinen Schachfiguren besaß.
Mein erstes Turnier war noch nicht beendet, da beglückte mich die Nachricht, daß schon Anfang 1948 in Quedlinburg die Meisterschaftsturniere für Senioren und Junioren des gesamten Harzgebietes stattfinden sollten. …. […]
(S.16) Im Sommer 1948 fand bei uns im Verein ein Trainingsturnier statt, bei dem die spanische Eröffnung für alle Partien vorgeschrieben war. Ich gewann das Turnier fast mühelos mit 9,5 Punkten aus 10 Partien. Das Turnier war allerdings nicht stark besetzt; von den besseren Spielern waren nur Müller und Feyerabendt dabei. Irgendwelche Rückschlüsse auf meine Spielstärke waren daher kaum möglich; ich aber schwelgte jetzt vor Entzücken; in wüsten Tagträumen sah ich mich schon emporstürmen zu den höchsten Gipfeln der Schachwelt. Die nahen Hügel versperrten mir die Aussicht auf die fernen Bergriesen und die noch vor ihnen liegenden Abgründe und Durststrecken. So oft ich in den folgenden Jahren auch in Erdspalten fiel und in Steinschläge, geriet der Glaube, daß mir der Aufstieg gelingen würde, blieb in mir vorerst unzerstörbar. Und das war gut so; denn das Leben verlangt von uns, daß wir vorwärts gehen, einem Ziel zu.
An einem Herbsttag, besser gesagt: in einer Herbstnacht 1948 erhielt mein knabenhafter Übermut einen wohltuenden Dämpfer. Mitternacht im Wartesaal des Bahnhofs Aschersleben. Hamsterer, Bettler, Schieber, Flüchtlinge schlafend über Bänke und Tische gehängt. Schnarchen, Papierrascheln, fernes Räderrollen. Und dazwischen ganz unrealistisch zwei Schachspieler, ein Junge und ein Jüngling. Sie müßten längst im Bett liegen, aber sie spielen Schach. Stunde um Stunde verrinnt sie spielen. Schon graut der Morgen; im Wartesaal wird es lebendig. Um sie herum tost Wirklichkeit, sie aber spielen. Endlich hören sie auf; der Junge reicht seinem Gegner die Hand, gibt auf und läuft, da er seinen Zug verpaßt hat, die 15 Kilometer nach Hause.
Unterwegs kam mir so recht zum Bewußtsein, wie töricht ich gehandelt hatte, als ich mich zum Spiel verleiten ließ. Wir, der Halberstädter Eckert und ich, waren aus Calbe gekommen, wo wir uns in einem Vorturnier für die Jugendmeisterschaft des Landes Sachsen-Anhalt qualifiziert hatten. Das ganze Vorturnier hatte nur einen Tag gedauert; wir hatten zwei schwere Partien hinter uns, und am kommenden Sonntag sollten wir uns treffen und um den ersten Platz spielen. Und dann hatte ich in Eckerts Vorschlag eingewilligt, hic et nunc zum Kampf anzutreten. Hatte ich nicht schon zweimal gegen denselben Gegner gewonnen? War ich ihm nicht klar überlegen?
Ich war es nicht, jedenfalls nicht in dieser Nacht. Drei Partien an einem Tage das war zu viel! In einem schier endlosen Endspiel wurde ich matt gequält, und aus war der Traum vom ersten Platz. Nie wieder begann ich eine Turnierpartie zu mitternächtlicher Stunde; und nur noch einmal war ich so dumm, drei entscheidende Partien hintereinander zu spielen. Dieses eine Mal kostete mich den Titel DDR-Jugendmeister. Doch davon später.
Noch im Herbst 1948 nahm ich an zwei weiteren Trainingsturnieren teil. Im Ballenstedter Damengambit-Thematurnier wurde ich mit 7,5 aus 10 nur Dritter, da ich gegen den Rigaer Urbschat, dessen nimmermüde Springer allmählich zu einem Alptraum für mich wurden, und gegen den Gablonzer Staffen, der gerade erst in unseren Schachklub eingetreten war, verlor. Im Jugend-Trainingsturnier zu Quedlinburg wurde ich dann tröstlicherweise mit 3,5 Punkten aus 4 Partien Erster
(S.93 ff.)
Klaus kämpft um die DDR-Meisterschaft
Am 2. August wurde in Jena, in der Mensa, die DDR-Einzelmeisterschaft 1953, Männerklasse, von Prof. Dr. Georg Claus eröffnet…
Am 2. August wurde in Jena, in der Mensa, die DDR-Einzelmeisterschaft 1953, Männerklasse, von Prof. Dr. Georg Claus eröffnet…
Beachtenswert ist die Beteiligung von Edith Keller-Herrmann und der z. Zt. fünf besten Jugendspitzenspieler Wolfgang Uhlmann, Dresden, Reinhard Fuchs, Edmund Budrich, Siegfried Brüchner (alle Berlin) und unser Bezirksmeister Klaus Kunze aus Wanzleben. Sie stoßen auf die Elite der Deutschen Demokratischen Republik wie Berthold Koch, Berlin (DDR-Meister 1952), die bekannten Schachspieler Rudolf Elstner, Hans Platz, Hennigsdorf, Klaus Müller, Spremberg, Georg Stein, Erfurt, Erich Kübart, Leipzig, Kurt Krause, Böhlen, Dr. Ludwig Herrmann, Dresden, Albert Zirngibl, Saalfeld u. a. …
Unser Bild zeigt den Bezirksmeister im Schach, Klaus Kunze, Wanzleben, im Spiel gegen Zirngibl, Saalfeld, den er besiegen konnte. Welchen Platz wird Klaus bei den DDR-Meisterschaften wohl erringen? Wir wünschen ihm viel Erfolg.
Wieder daheim in Wanzleben, erfuhr ich eine fatale Neuigkeit. Ich wurde trotz heftigen Widerstrebens zur Kreisparteischule in dem weit abgelegenen Dörflein Bergen delegiert. Hier wurde ich drei Monate lang pausenlos mit Propaganda vollgestopft und vorübergehend noch einmal von allen Zweifeln an der Vollkommenheit des herrschenden Systems befreit. Das Hauptthema des Lehrgangs war der angeblich faschistische Charakter des Volksaufstands vom 17. Juni 1953. In diesem Vierteljahr war an eine schachliche Betätigung nicht zu denken; auch nach Hause durfte ich nur an bestimmten Sonntagen.
Am 29.12.1953 kam unser Sohn Klaus Dieter im Kreiskrankenhaus Bahrendorf zur Welt.
Damit war für mich eine einschneidend neue Situation entstanden; zu den bereits bestehenden und ständig zunehmenden beruflichen Belastungen gesellten sich familienväterliche Pflichten, die zwar ebenfalls viel Freude bereiteten, aber ebenso viel Zeit beanspruchten.
Im folgenden Jahr 1954 spielte ich also nur in zwei Turnieren mit, und zwar im Dreiviertelfinale und im Finale der DDR.
(S.103) Daher trat ich am 1.12.1954 zu dem erstklassigen Schach-Verein Aufbau Magdeburg über. Dort führte ich mich mit drei Siegen in der Mannschafts-Meisterschaft der DDR gleich gut ein, indem ich, jeweils am 2. Brett spielend, Kübart (Einheit Leipzig) sowie Thiele (Aufbau Dresden) und Reichenbach (Schachgemeinschaft Berlin-Weißenfels) niederrang.
Aber meine Magdeburger Mannschaftskameraden freuten sich zu früh über den lange umworbenen, spielstarken Neuzugang. Denn durch meine Flucht in die Bundesrepublik Deutschland brachen alle Verbindungen zu meinen bisherigen Vereinskameraden ab.
Die Flucht 1955
Was niemand von ihnen wußte: Mein Dankbarkeitsgefühl gegenüber dem DDR-Staat, der ja immerhin meine Schachlaufbahn gefördert hatte, war inzwischen einer inneren Abwehrhaltung gewichen; und auf mir lastete der unerträgliche Druck des Partei-Auftrages, ich solle mich „freiwillig“ für zwölf Jahre zum Dienst in der Kasernierten Volkspolizei melden.
Meine Ille und ich beschlossen, nach Westdeutschland zu flüchten; ich sollte vorausfahren; sie wollte zusammen mit unserem Söhnlein Klaus Dieter nachkommen, sobald ich eine Wohnung gefunden hätte.
Am 27.5.1955 frühmorgens ging ich, frühsommerlich gekleidet und nur mit einer Aktentasche in der Hand, zum Bahnhof Wanzleben und löste eine Rückfahrkarte nach Magdeburg. Ich führte nur wenige Utensilien mit, darunter ein Reise-Schachspiel, ein Schachbuch und den Schach-ausweis. Zu meinem Entsetzen stieg der Kreis-Parteisekretär für das Schulwesen mit in den Zug. Auf dem Magdeburger Hauptbahnhof konnte ich ihn aber, ohne seinen Argwohn zu erregen, schnell wieder loswerden; und so kaufte ich mir wiederum eine Fahrkarte, diesmal jedoch nach Berlin-Friedrichstraße. Das war der Hauptbahnhof des kommunistischen Ostberlin. Im Zug nach Berlin kramte ich sogleich das Schachbuch und das Reiseschachspiel hervor und bewegte die Figuren so hurtig hin und her, daß den Mitreisenden die Lust zum Gaffen rasch verging. Den kontrollierenden Volkspolizisten wollte ich weismachen, daß ich nach Berlin fahre, um dort Schach zu spielen.
Die Vopos kamen; sie sahen prüfend zuerst mich und sodann meinen Personalausweis und mein Mitgliedsbuch an; und Gott sei Lob und Dank vertrauten sie meiner Unschuldsmiene und fragten mich nicht nach weiteren Einzelheiten.
Bei der Schachgemeinschaft Porz 1964-1970
(S.136) Wir hatten eine sympathisch zusammengesetzte, spielstarke Mannschaft!
Dr. Paul Tröger, 1957 Meister von Deutschland, war als Schachbuch-Autor, Sportjournalist und Chefredakteur ein vielbeschäftigter Mann, dessen Gegner immer wieder den Umstand auszunutzen versuchten, daß er an Wochenenden beruflich besonders stark belastet war und „noch ins Büro mußte“. Schachmeister Dr. Paul Tröger lebt nicht mehr; er starb 1992, ein Jahr vor seinem achtzigsten Geburtstag. Mit seiner Familie sind wir seit Jahrzehnten eng befreundet.
Schachgroßmeister Helmut Pfleger, sympathischer Doktor der Medizin, ist heute ebenfalls Schachbuch-Autor und ein bekannter Fernsehmoderator.
Besonders gern denke ich zurück an den Langzeitstudenten, Lebenskünstler und Zeitnotspezialisten Hannes Eising. Ich kannte und schätzte ihn schon in meinen DDR-Jahren als fürsorglichen und hilfsbereiten Schachkameraden, der immer um meine Gesundheit besorgt war. Oft war er mein Zimmernachbar. Als ich einmal wegen einer durchhängenden Bettmatratze vor lauter Rückenschmerzen nicht richtig schlafen konnte, baute er das ganze Bett auseinander und breitete die Matratze auf dem Fußboden aus. Das half! Beeindruckend für mich war auch sein gewaltiger Appetit. Zu seinem Glück waren meine Essensportionen immer zu groß …
Den temperamentvollen Hans Besser habe ich kennengelernt als einen fantastischen Blitzspieler, den Mathematiker Gerhard Hund als besonnenen Positionsstrategen und als Vater der Schachgroßmeisterin Barbara Hund, den Juristen, späteren Dortmunder Polizeipräsidenten Wolfgang Manner als kampfstarken, etwas ungeduldigen Spieler.
Zu den Genannten kamen die beiden Brüder Robert Hübner und Wolfgang Hübner sowie Paul Ellrich. Robert Hübner, geboren 1948 in Köln, später promovierter Papyrologe, war gerade im Begriff, der stärkste deutsche Schachspieler zu werden. Als Schachgroßmeister gehörte er viele Jahre hindurch zu den besten Schachspielern der Welt. Sein älterer Bruder Wolfgang Hübner konnte auf Stadt-, Kreis- und Verbandsebene ebenfalls gute Erfolge vorweisen. Als sehr angenehmen, humorvollen, so gar nicht rechthaberischen Mann und als einen kaum zu besiegenden Schachspieler habe ich auch den damals angehenden Rechtsanwalt Paul Ellrich in Erinnerung.
(S.143) 1967 war es endlich soweit; wir wurden Deutscher Meister!
Schon in der Oberliga-Runde, in der ich meistens am dritten Brett spielte, fegten wir solch starke Mannschaften wie den Bonner SK oder den SC Trier-Pallien mit 8:0 hinweg. Post Aachen wurde mit 7:1, Bayer Leverkusen, die SF Mülheim, die SV Hennef und der KSK 1861 Köln mit 6½:1½, die SG Nordstern und die SF Müngersdorf mit 6:2 bezwungen!
Im Kölner Stadt-Anzeiger vom 28.11.1967 war zu lesen:
Um den deutschen Meistertitel gab es schwere Einzelkämpfe
Porz (paz) – Beim vierten Anlauf der Endrunde glückte es: Die erste Mannschaft der Porzer Schachgemeinschaft ist Deutscher Mannschaftsmeister gegen Hamburg, München und Stuttgart geworden. Dreimal hatte es nur zum „Platz“ gereicht…
Nun saßen sich die mit Deutschen Einzelmeistern gespickten Mannschaften am erweiterten Wochenende in Buschhütten bei Siegen gegenüber. Vier Mannschaften mit je acht Spielern! Am Freitag trat Porz gegen den überraschend stärksten Gegner der Endrunde, Concordia-Palamedes Hamburg, an und gewann mit 5½:2½, während München die Stuttgarter mit 4½:3½ bezwang. Es spielten für Porz Robert Hübner mit Gewinn, Dr. Tröger remis, Johannes Eising mit Gewinn, Paul Ellrich verlor, Edmund Budrich und Klaus Kunze gewannen, Hans Jürgen Frenzel und Wolfgang Hübner spielten remis.
Am zweiten Tag trat Porz gegen den vermeintlich stärksten Konkurrenten München an und siegte mit 4½:3½ mit der Mannschaft: Robert Hübner (gegen Deutschlandmeister Unzicker remis), Dr. Tröger (nach einem Achtstundenkampf großartigen Einsatzes mit Gewinn), Eising verlor; Ellrich, Budrich, Kunze und Frenzel machten remis, und Wolfgang Hübner gewann. Zur selben Zeit spielte Hamburg gegen Stuttgart einen 5½:2½-Sieg heraus.
Die Spannung war nun auf den Siedepunkt gestiegen…
Im Sonntagstreffen … gewann Hamburg gegen München mit 5½:2½ Punkten. Porz hatte sich also anzustrengen. Der Endstand am Sonntagnachmittag hieß denn auch prompt 5½:2½ für Porz. Entscheidenden Anteil an dem Sieg hatte wieder Dr. Tröger, der in kaum glaublicher Konzentration seinen schon siegesgewissen Gegner bezwang und somit die Porzer Niederlage verhinderte.
Am ersten Brett hatte nämlich Robert Hübner seine Partie verloren. Dagegen siegte Ellrich am dritten Brett. Eising spielte remis, Kunze gewann, Budrich spielte remis, Wolfgang Hübner gewann und Frenzel spielte wieder remis (die zahlreichen Remis sind auf freiwillige Absprachen zurückzuführen, als der Porzer Endsieg feststand).
Das stundenlange Zittern der Schlachtenbummler aus Porz löste sich in Wohlgefallen auf. Volkmar Hilgert und der Mannschaftskapitän Dr. Tröger nahmen den vor vier Jahren von Solingen gestifteten Wanderpreis, einen von der Stadt Siegen gestifteten Silberpokal, ein wertvolles Schachspiel und eine Schachuhr mit nach Hause…
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