Linke und Scheinlinke
Für einen klassischen Linken steht außer Frage, daß Menschen ungleiche Interessen haben und verschiedene Klassen miteinander im Kampf stehen. Wenn eine Menschengruppe andere Interessen hat als eine andere, muß sie sich formieren, um diese wirksam durchzusetzen. Dabei ist Solidarität im Binnenbereich der Gruppe höchst nötig: Kollektives Klasseninteresse rangiert dann vor jedem Einzelinteresse.
Mit diesem tendenziell kollektivistischen Ausgangspunkt ist der liberale Individualismus prinziell unvereinbar. Dem radikalen Individualisten geht „nichts über mich“, wie Max Stirner paradigmatisch formuliert hatte. Damit wurde er zum geistigen Urahnen der Anarchisten, der Autonomen wie auch der ultraliberalen Kapitalisten. Ein radikaler Individualist bezieht sich nur auf sich selbst: „Keine Sache, kein sogenanntes »höchstes Interesse der Menschheit«, keine »heilige Sache« ist wert, daß du ihr dienest, um ihretwillen dich damit befassest; ihren Wert magst du allein darin suchen, ob sie dir um deinetwillen wert ist.“ Weiterlesen