Am Vorabend der Wahl
Der „Wahlkampf“ ist langweilig. Ein gut eingespieltes Parteiensystem wird die Plätze an den staatlichen Futterkrippen wieder einmal unter sich aufteilen. Es bietet dem Publikum alle paar Jahre das Schauspiel der ewigen Wiederkehr des Gleichen.
1994 habe ich geschrieben:
Vor diesem Hintergrund erscheinen alle klassischen Gewalten zuzüglich moderner Mediengewalt als in den Händen eines Parteienkartells, dessen Teilsysteme nach außen hin Schaukämpfe austragen, inhaltlich aber nicht für Alternativen stehen. Ihr Wahlkampf ist Schwindel, weil er programmatische Verschiedenheit vortäuscht. „Es ist das gleiche wie die Kämpfe zwischen gewissen Wiederkäuern, deren Hörner in einem solchen Winkel gewachsen sind, daß sie einander nicht verletzen können. Wenn er aber auch nur ein Scheingefecht ist, so ist der doch nicht zwecklos, sondern hilft, die besondere geistige Atmosphäre aufrecht“ und ihre „Gesellschaftsstruktur intakt zu halten.“[1]
Klaus Kunze, Der totale Parteienstaat, 1994
Jahrezehntelang beschwor man die Wähler, bei dieser jeweiligen „Richtungswahl“ gehe es um alles oder nichts. Weiterlesen