Wir können linkem Haß und moralisierender Intoleranz widerstehen

Haßerfüllte Intoleranz beherrscht große Teile der Öffentlichkeit. Besonders anfällig sind die Medienwelt, soziale Medien des Internets und die geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Hochschulen. Moralisierende Sektenführer und ihre Gläubigen gehen rigoros gegen Andersdenkende vor.

Wie die Bilderstürmer der Reformationszeit mit Altarbildern und Ikonen des Mittelalters aufräumten, stürmen ihre geistigen Nachkommen Kasernen und säubern sie von Erinnerungsstücken. Sie benennen Straßen um, zerstören Denkmäler und errichten die Geßlerhüte ihrer eigenen Herschaft, vor denen wir uns jetzt untertänigst verneigen sollen.

Die Bilderstürmer der Reformationszeit entfernten alles aus Kirchen, was ihrem sektiererischen Glauben widersprach.
Bilderstürmerische Ausschreitungen von Calvinisten in der Liebfrauenkathedrale von Antwerpen am 20. August 1566 (Kupferstich von Frans Hogenberg, 1588), Wikipedia

Wer sich nicht verneigt, macht sich verdächtig. Wer nicht in den Chor ihrer unisono gepredigten Parolen einstimmt, wird zum Paria. Er setzt sich sozialem Mobbing aus. Simon M. Ingold schrieb am 20.1.2020 in der Neuen Zürcher Zeitung:

„Die geballte anonyme Mehrheit, angeführt von Influencern und der Twitterati-Klasse, hat das erste und letzte Wort und verschiebt laufend den Rahmen dessen, was in ihre binäre Weltsicht paßt. Wer es wagt, dem moralischen Konsens zu widersprechen, wird zum Paria erklärt. Die etablierten Medien tragen diesen Zustand im wesentlichen mit, indem sie die Denkschablonen übernehmen. In diesem verhärteten Umfeld, das keine Zwischentöne und keine Ironie kennt, regiert die Willkür.“

Simon M. Ingold , Wokeness heisst die gesteigerte Form der Political Correctness: Sei wach, richte über andere, und fühle dich gut dabei, NZZ 20.1.2020

Diese binäre Weltsicht kennt nur zwei Pole: Die Guten und die Bösen. Böse sind, die widersprechen. Der Fanatismus der Gutmenschen läßt sich historisch gut vergleichen und einordnen. Bewegungen wie die Wiedertäufer, die französischen Revolutionäre mit ihrem Tugendterror und die Roten Garden der maoistischen Kulturrevolution sind ihre Verwandten. Moralisten kennen diese Vergangenheiten nicht. Sie wissen nichts von Geschichte. Sie lernen auch nicht aus ihr. Sie kennen nur die unbarmherzigen Urteile der Moral – ihrer Moral.

Die Moralprinzipien von Gut und Böse besagen noch nicht, was inhaltlich als gut und böse gelten soll. Dazu bedarf es einer konkreten Ideologie. Die Ideologie der heutigen Moralisten ist ein nicht durchdachtes Gebräu aus anthropologischen Vorurteilen über die angebliche Gleichheit aller Menschen und einem rigiden Streben danach, diese Gleichheit tatsächlich herzustellen, wo Ungleichheiten offenkundig sind.

Die geistige Giftküche amerikanischer Hochschulen hat ein neues Ingredienz gefunden: „Wokeness.“ Wie jeder Wahnsinn wird auch dieser in absehbarer, kurzer Zeit von unseren deutschen Fanatikern begierig aufgenommen und verinnerlicht werden. Jederzeit lechzen sie nach Selbstbestätigung ihrer Wahnideen.

Woke soll offenbar jemand sein, der „aufgeweckt“ ständig darauf lauert, daß jemand etwas Unmoralisches sagt, immer wachsam ist und wie ein bissiger kleiner Köter sofort auf ihn losgeht. Simon Ingold formuliert:

„Folglich stellt jede öffentlich geäußerte Meinung, die vom Mainstream abweicht, ein unkalkulierbares Risiko dar. Das von den sozialen Netzwerken unerbittlich durchgesetzte Diktat des Gruppendenkens steigert die Paranoia vor dem überall lauernden Rufmord – gerade unter Anhängern der Wokeness-Bewegung.“

Mit solchen Fanatikern ist eine Diskussion nicht möglich. Das wollen sie nicht, und sie könnten es auch nicht. Es geht ihnen nicht darum, in freundlichem Gespräch Argumente auszutauschen. Ihre ewigen Wahrheiten stehen für Doktrinäre schon fest. Aus Sicht einer Doktrin, also einer kohärenten Wer­teord­nung, erscheint je­de ihr entsprechende Aussage als wahr und jede ihr wider­sprechende als falsch. Wie ihr Denken funktioniert, hat Juan Donoso Cortes unnachahmlich in Bezug auf katholisches Denken formuliert:

„Die Freiheit in der Wahrheit ist ihr heilig, die im Irrtum ist ihr ebenso ver­ab­scheuungswürdig wie der Irr­tum selbst; in ihren Augen ist der Irr­tum ohne Rechte ge­boren und lebt ohne Rechte, und dies ist der Grund, weshalb sie ihm nach­spürt, ihn verfolgt bis in die geheim­sten Schlupf­winkel des menschlichen Gei­stes; wes­halb sie ihn auszu­rotten sucht. Und diese ewige Illegitimität, diese ewige Nackt­heit und Blöße des Irrtums ist sowohl ein religiöses als auch ein po­li­ti­sches Dogma. Zu allen Zeiten haben es alle irdischen Gewalten ver­kün­det: Alle ir­di­schen Gewal­ten haben das Prinzip, auf dem sie be­ru­hen, der Dis­kus­sion entzogen; alle haben das diesem Prinzip ent­ge­gen­ste­hende Prin­zip Irrtum genannt und haben es jeder Legi­timität und jeden Rechtes ent­klei­det.“

Juan Donoso Cortés, Essay über de Katholizismus, den Liberalis­mus und den Sozia­lis­mus, 1851, Hrg.Günter Maschke, Weinheim , 1989.S.22.

Da haben wir übrigen freien Geister nichts zu lachen, die wir mit ewigen Wahrheiten nichts anfangen können. Hinter jeder Moral und jeder ewigen Wahrheit wartet in letzter Konsequenz das Richtschwert.

Habt keine Furcht! Wir sind nicht schwach, nicht geistig und nicht zahlenmäßig. Die linksmoralistische Übermacht in den Medien ist eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die Apostel der neuen Zivilreligion, die sich instinktiv an den Schaltstellen der Meinungsmacht festgebissen haben wie kleine Sauger, die unsere Hunde am liebsten an Stellen heimsuchen, wo diese sie nicht so leicht wegkratzen oder abknabbern können. Sie führen ein hybrides Leben zwischen den hervorragend bezahlten Pöstchen in Sendern und Redaktionsstuben, wo sie ökologisches Wasser predigen, und fernen Urlaubsparadiesen, zu denen sie jetten und wo sie exotischen Wein trinken.

Gleichschaltung der Straßennamen nach ideologischen Präferenzen

Wir können ihrer tagtägliche Berieselung mit ihren Vorurteilen und ihrer den Ergüssen ihrer moralisch halbierten Vernunft entgegen, indem wir ganz einfach abschalten und uns woanders informieren. Es gibt noch viele Medienangebote fröhlicher Meinungsvielfalt. Die Einfalt der öffentlich-rechtlichen und linksradikaler Presse brauchen wir nicht.

Wir dürfen uns nicht wegducken und nicht verstummen. Die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann hat den Begriff der Schweigespirale geprägt. Wir sind in ernster  Gefahr, wenn wir meinen, mit unserer realistischen Sicht der Welt allein zu sein in einem roten Meer des Moralismus. Schweigespirale bedeutet, daß Menschen den Eindruck haben, mit ihrer Meinung allein zu stehen, und diese darum für sich zu behalten. So geht ihr Anteil in der öffentlichen Wahrnehmung spiralförmig zurück.

Nehmt Euch einfach die Freiheit, und habt den Mut! Wir müssen nicht das verschwurbelte Neusprech der Gendersekte sprechen. Benutzen wir doch einfach unsere Muttersprache, wie wir sie gelernt haben!

Vernetzen wir uns! Es genügt nicht, einen Meinungsbeitrag zu „liken“, wie es im dumm nachgeplapperten Neudeutsch heißt. Nur wenn wir Beiträge, die uns weiterbringen, teilen, funktioniert ein Schneeballsystem.

Lest! Linke Moralisten lesen nur ihre eigenen Katechismen. Wir wissen viel mehr. Wir lesen nicht nur ihre Moraltraktate, weil man seinen Gegner kennen muß. Wir stehen auf den Schultern ungezählter großer Geister und Gelehrter. Gehen wir in die Rüstkammern ihres Geistes, damit wir mit Kenntnissen und Argumenten schwer bewaffnet wieder herauskommen. Mit Absicht wirft man, wie Nietz­sche formulierte, kalte, graue Begriffs­netze über uns, mit denen man uns ein­zu­wickeln ver­standen hat und schon unsere Kinder in den Schulen von lebens­frohen Geschöpfen zu bußfertig Zerknirschten her­ab­wür­digt. Wir müssen uns den absichtlich verbreiteten Staub aus den Augen wi­schen und wie der kleine Junge im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern erkennen und ausrufen, daß der Gegner nackend da­steht, daß da überhaupt nichts ist außer uns eingeimpften Wahn­vor­stel­lun­gen.

Um diese Geister gründlich und endgültig auszu­treiben, müs­sen wir uns zunächst im Arsenal der Philosophie umsehen und uns mit den Ideen bewaff­nen, die von Partisanen der Geistesfreiheit in Jahr­hunderten dort angesammelt worden sind.

Die anderen haben uns nichts entgegenzusetzen.