Klaus Kunze

Kategorie: Heimatforschung Seite 1 von 2

Lebensbilder aus dem alten Weserbergland

Wer nicht weiß, woher er kommt, kann auch nicht wissen, wohin er geht. Wenn Philosophie munter beschwingt von Abstraktionsgipfel zu Abstraktionsgipfel klettert, sieht sie manchmal die konkreten kleinen Menschlein tief drunten im Tale nur noch als ameisenhafte Pünktchen. Vieles erkennt man nur aus ihrer Vogelperspektive.

Während sie aber eine rein zerebrale Übung ist und sich ausschließlich in unseren Köpfen abspielt, wollen wir die wirklichen Menschen nicht vergessen, die sich alle jene hübschen Konstruktionen ausgedacht haben, die manche Philosophen zu oft mit der Realität verwechselt haben. Die Lebensgeschichten wirklicher Menschen bilden die empirische Basis, an der keine Philosophie vorbeikommt, will sie sich nicht den Vorwurf gefallen lassen, in der Echokammer ihres Elfenbeinturmes zu hausen und Spinnenbeine zu zählen.

Darum ist die Geschichtsforschung eine Wissenschaft, die vergangene Realität beschreibt, bevor sie diese vielleicht zu deuten wagt. Wir möchten hier wissen: Wie war es einst wirklich, sagen wir einmal: zum Beispiel im Weserbergland zwischen Hannoversch Münden und dem Solling zwischen dem 16. Weiterlesen

Her mit den innerdeutschen Grenzkontrollen?

Erste Wege an der grünen Grenze provisorisch gesperrt – Ministerpräsident Weil noch dagegen

Nicht am 1. April, sondern am 2. April meldet unser Fernsehen:

Update, 2. April 8.55 Uhr: Weil gegen innerdeutsche Grenzkontrollen in Corona-Krise

Hannover – Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält im Kampf gegen die Corona-Pandemie wenig von innerdeutschen Grenzkontrollen an der Bundeslandgrenze. „Wir wären sehr dankbar, wenn der Bremer in Bremen bliebe, aber wir machen in Niedersachsen keine Grenzkontrollen“, sagte er am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger Die Woche“. 

Es werde über Ostern „unter Umständen Sperren von Stränden oder Deichen geben“, aber der Mensch „brauche auch ein Ventil“, deshalb sei er gegen eine generelle Ausgangssperre oder Grenzschließungen.

Manchmal ist es schwierig, keine Satire zu schreiben. Dabei sahen altgediente innerdeutsche Wachtposten endlich Morgenrot am Horizont unseres kapitalistischen Elends. Wird die Bundespolizei wieder in Bundesgrenzschutz umbenannt? Es gäbe so viel zu tun, so viele Grenzen harren in Deutschland ihrer Wiederbelebung. Weiterlesen

Hohe Tannen wiesen die Sterne

Was eine Gemeinde des Kreises Ohlau in schwerer Zeit erlebte

von Fritz Langner

Mit dem Jahre 1945 begann für uns eine schwere Zeit. Es war, als wenn „etwas in der Luft läge.“ Daß die Erlebnisse jener Tage und Monate nicht verloren gehen, zur Erinnerung, zum Mahnen und zum Bedenken, sollen sie festgelegt werden. Das Geschick war in allen Gemeinden des Kreises ähnlich. Die Januar-Tage waren unfreundlich und kalt, die Stimmung der Bewohner recht gedrückt. Bei all dem sonst so Schweren der langen Kriegszeit war es zudem bekannt geworden, daß die „Räumung des Kreises“ [siehe Landkarte des Kreises] in Erwägung gezogen war. Der ganze Kreis mit 54.433 Einwohnern, 14.713 Haushalten, 24.120 Rin­dern, 8.316 Schafen und 1.580 Gespannen sollte nach dem Kreise Waldenburg gebracht werden. Diese Pläne lagen seit Ende Dezember 1944 auf der NSV-Stelle vor. Am 19. Januar 1945 – es war schlechtes Wetter mit Schnee­treiben – trafen die ersten Flüchtlinge aus den Kreisen Namslau und Kreuzburg in Ohlau ein. Weiterlesen

Das Scharmützel auf blutiger Heide

In der Kiche von Wriedel in der Lüneburger Heide befindet sich ein steinernes Epitaph. Es erinnert an drei dort im Siebenjährigen Krieg gefallene Offiziere der hannoverschen Armee. Einer der drei, Leutnant Friedrich von Thangel, war ein junger Ehemann aus Bodenfelde.

Die Kriegsgeschichte meldet über das Gefecht von 1757:

Den 4.Decembr. wurde ein Hannöverisches Commando von 4 Escadrons des Breitenbachischen Regiments, nebst einigen Jägers zu Pferde und 200 Infanteristen nach Ebstorf gesendet, um das Fischersche Corps, nebst 1500 Mann französischer Cavallerie von dort zu vertreiben. Bey ihrer Ankunft fanden sie die Franzosen, unter dem Marquis von Caraman, bereits in Schlachtordnung. Die diesseitige Cavallerie mußte zuvor einen engen Weg Mann vor Mann paßiren. Hierauf aber rückte sie mit dem Pallasch in der Faust auf den Feind loß. Das Gefechte dauerte bey 8 Minuten und es wurde, von beyden Seiten entsetzlich eingehauen, bis endlich der Feind zum Weichen gebracht wurde, da denn die Unsrigen noch alles nieder hieben, was ihnen vorkam, ohne Quartier zu geben.

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Jacob Freudenthals Aufklärung

Seit Ende des 17. Jahrhunderts sind Juden in Bodenfelde an der Weser nachweisbar.[1] Ihre Anzahl hat sich durch Zuzug wesentlich erhöht, seit auf die Eroberungszüge Napoleons die Gründung des „Königreichs Westphalen“ unter dessen Bruder Jerome folgte und frühere Zuzugsbeschränkungen wegfielen. Weggefallen waren damit auch alte Verbote für Juden, bestimmte Berufe auszuüben. Gleichwohl waren und blieben alle Bodenfelder Juden, soweit das anhand der Quellen festgestellt werden kann, Händler oder Kaufleute.

Von einer Taufe eines Juden berichtet das Kirchenbuch Bodenfelde nur einmal: „Am 2.8.1818 ist der Israelit Bar Isaak mit dem Zunamen Mannsberg nach ergangenem Unterricht bei dem Herrn Pastor und in Gegenwart einer zahlreichen Versammlung öffentlich getauft worden, alt 23 Jahr – Zeugen bei dieser Handlung waren Herr Bippart Inhaber der Spiegelhütte Amelith, Herr Assessor Salfeld zu Nienover, Herr Dr. Lutz zu Uslar Herr Pastor Görk zu Lippoldsberg und Herr Kaufmann Fischer daselbst, Herr Factor Wessel ebendaselbst, Herr Gestütmeister Rente in Neuhaus. Weiterlesen

Die Hexe, die keine war

Historiker schätzen heute, daß in der frühen Neuzeit 40000 bis 60000 Menschen als Hexen oder Hexer umgebracht wurden, weit überwiegend Frauen. Nimmt man die Hexenprozesse hinzu, die nicht mit dem Tod der Angeklagten endeten, gelangen wir europaweit zu 3 Millionen Opfern, davon die Hälfte in Deutschland. Wir reden also von einem Massenphänomen.

Das hört sich auch in Kenntnis der psychologischen und theologischen Gründe für diesen Wahn noch ziemlich abstrakt an. Darum wollen wir einmal einen typischen Fall näher betrachten und uns dann ein Urteil darüber bilden, ob und worin wir spezifisch weibliches Verhalten oder männliche Ansichten speziell über Frauen darin finden. Wir gehen dafür nach Ahlsdorf bei Eisleben ins Jahr 1652. Das Dorf hatte 1626 unter der Pest zu leiden gehabt. Sie wütete so arg, daß manchen Tag elf Personen star­ben. Die Bevöl­kerung schmolz bedeutend zu­sam­men­[i]. Sie setzte sich aus Bergleu­ten und Bauern zusam­men: einem rauh­bei­nigen Men­schenschlag. Weiterlesen

Soldaten und Garnisonen in Südwest-Niedersachsen 1603 bis 1803

Forschung und Buchprojekt 2017 / 2020

  • Vom Landsknechts-Fähnlein zum stehenden Heer: Personengeschichte der Soldaten und ihren Familien im kurhannöverschen Raum zwischen Solling, Weser, Werra und Leine im 17. und 18. Jahrhundert –

Zu den Personalien der Offiziere der Armeen des früheren Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, dem nachmaligen Königreich Hannover, gibt alte Literatur erschöpfend Auskunft. Die einfachen Soldaten sind dort nicht berücksichtigt. Die Ziel dieser Bearbeitung ist es, diese Forschungslücke zu füllen.


Dabei hat es die Forschung nicht entscheidend befördert, in Arbeitsgruppen für hannoversche Militärgeschichte museale Uniformknöpfe zu polieren. Auch militärische Strategie oder tapfer erkämpfte Siege motivieren uns nicht.
Ein wirkliches Verständnis, wie es eigentlich gewesen ist, kann nur bei den konkreten, individuellen Menschen ausgehen. Die Kenntnis ihrer Lebensumstände setzt die Kenntnis ihrer Person aber voraus, also steht Personengeschichtsforschung am Anfang aller Militärgeschichte und ist nicht nur deren Anhängsel.
Wenn in über 300 Jahre alten Archivalien von einer Soldatenwitwe zu lesen ist, deren Mann in Morea geblieben ist und die mit ihren Kindern bettelt, löst das Emotionen und lösen diese Gefühle Fragen aus. Weiterlesen

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