Medien: Immer mit der Macht im Bett

Otto von Bismarck hatte die Presse seiner Zeit des Reptilismus gescholten: Wie heimtückische. kriecherische Würmer nage die Journaillie am Thron. Das ist lange her.

Heute liegt sie am liebsten mit der Macht im Bett. Allein die SPD besitzt über Beteiligungen ein kleines Medienimperium, die Presseschau des Deutschlandfunks zitiert gern das neue Deutschland der SED (jetzt Linke), und der journalistische Nachwuchs saugt auf Schulen und Universitäten den Linksradikalismus auf wie das Baby die Muttermilch. Kritik an den politisch Mächtigen findet man selbst mit der Lupe nicht mehr.

Wir leben in einer industriellen Massengesellschaft mit ihren spezifischen Systemeigenschaften. Sie beruht auf Massenproduktion, Massenkonsum und einem auf die Existenz von Massen zugeschnittenen politischen System. Es wird stabilisiert durch massentaugliche Medien, die für dasjenige Maß an Einförmigkeit des Empfinden und Denkens sorgen, ohne welches die Einzelteile auseinanderfliegen würden. Diese Massenmedien haben die Funktion übernommen, die in früheren Epochen der Priesterschaft vorbehalten waren: Sinnstiftung und Gewährleistung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der geplanten multikulturellen Zukunft.

Die Macht der großen Parteien stützt sich strukturell auf die Staatsmedien, und diese sind wiederum von ihnen abhängig. Eine Partei ist in der Konkurrenz schwer benachteiligt, wenn sie sich nicht auf ein Heer ideologischer Sympathisanten in den Medien stützen kann. Die Staatsmedien wiederum benötigen Parteien, die das Zwangssystem des gebührenfinanzierten Systems durch entsprechende Gesetzgebung aufrechterhalten. Es herrschen weder die Parteien, noch die Medien, sondern es läßt sich soziologisch gesehen eine ideologisch gleichgepolte Funktionselite ausmachen. Diese umfaßt ein in sich geschlossenes System von Parteifunktionären, Staatsjournalisten und anderen Absolventen geisteswissenschaftlicher Fakultäten, die dem System mit „wissenschaftlichen Studien“ und dergleichen zuarbeiten.

Innerhalb dieses kulturell und strukturell dominierenden Systems spielt man sich gegenseitig die Bälle zu. Funktional bilden die linksaffinen Staatsparteien mit den Massenmedien ein in sich geschlossenes Herrschaftssystem. Zu ihm zählen inzwischen auch die Grünen und die Linke nebst unzähligen staatsfinanzierten „Nichtregierungsorganisatonen“.

Die materiellen Nutznießer

Sie alle verbindet eine relativ einheitliche Ideologie der Entgrenzung und Auflösung aller gewachsenen Bande, „Zerstörung der gewachsenen Völker, der Degradierung des konkreten, verwurzelten Menschen zur ungebundenen Humankapital- und Konsumenten-Nomade.“[1] Ihre Phraseologie hat ein umfassendes Sprachregime errichtet, das „mittels konditionierender Indoktrination die willige Mithilfe der Bevölkerung an ihrer eigenen Entmachtung und schließlichen Ersetzung“[2] durch Einwanderer anstrebt.

Ein so umfassendes und stabiles Herrschaftssystem läßt sich nicht errichten oder halten, wenn es den finanziellen Interessen derer entgegenläuft, die aufgrund ihrer Finanzmacht den Massenkonsum von Industriegütern und digitalen Diensten steuern können. Sie bezeichnen sich nicht zu Unrecht als Woke Capital. Es liegt in ihrem ökonomischen Interesse, eine pseudohumanitarische Weltideologie durchzusetzen, die jedes Individuum nur von ihnen unmittelbar abhängig macht. Die von ihm angestrebte Weltordnung ist der

adäquate und zeitgemäße Ausdruck dir Kapitalakkumulation auf dem Weltmarkt – beziehungsweise im Raum des Weltmarktes , der nicht von autoritären Regierungen eingehegt wird. Die Regenbogenflagge ist somit tatsächlich zu einem Sinnbild neoliberal-globalistischen Hegemoniestrebens geworden.

Von der Anklage zur Kritik, in: Tumult, Vierteljahresschrift für Konsensstörung. Hrg. Frank Böckelmann, 1 / 2021, S.23 ff. (27).

Mit gezücktem Marcuse

Ein Treppenwitz der Geistesgeschichte besteht in der erfolgreichen Aneignung und Umpolung ursprünglich linksradikaler, emanzipatorisch gemeinter Gedanken ausgerechnet durch das globale Finanzkapital. Hatte nicht Herbert Marcuse schon in seinem 1964 auf Englisch erschienen Buch The One-dimensional Man die politische und mediale Gleichschaltung als interessenbedingte Räson des Großkapitals erkannt? Hatte er nicht hingewiesen auf

die Beschneidung von Prärogativen und nationalen Hoheitsrechten, welche die internationale Organisation der Ressourcen behindern? Daß diese technische Ordnung eine politische und geistige Gleichschaltung mit sich bringt, mag eine bedauerliche und doch vielversprechende Entwicklung sein.

Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.21.

Der Vordenker der 1968er Kommunisten und ihrer geistig verzwergten Epigonen sah den medial-industriellen Komplex als einheitliches System, in dem die medial erzeugte Ideologie dem Produktionsprozeß zuarbeitet.

In einem bestimmten Sinne ist die fortgeschrittene industrielle Kultur ideologischer als ihre Vorgängerin, insofern nämlich, als heute die Ideologie im Produktionsprozeß selbst steckt.[3]

Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.31.

Maximieren läßt er sich, sobald die Menschen zu Nur-Konsumenten werden. Darum wird in ihnen ein Weltbild erzeugt, das den ökonomischen Bedürfnissen massenhafter Produktion und Konsums entspricht, die Menschen aber zugleich von den Produzenten in Abhängigkeit bringt. Die soziale Kontrolle sei „in den neuen Bedürfnissen verankert, die sie hervorgebracht hat.“[4]

Die Präformierung beginnt nicht mit der Massenproduktion von Rundfunk und Fernsehen und mit der Zentralisierung ihrer Kontrolle. Die Menschen treten in dieses Stadium als langjährig präparierte Empfänger ein.

Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.28.

Wem nützt die Auflösung aller Dinge?

Zwischen die Produzenten materieller Güter, ihren Dienstleistungen und ihrer Ideologie und die Verbrauchern darf keine Konkurrenz treten: Völker, Nationen, Staaten und Familien hemmen die Formung der Menschen zu atomisierten Einzelnen, die gerade in ihrer Bindungslosigkeit zu keiner kollektiven demokratischen Gegenwehr mehr fähig sein sollen.

Zum geistigen Programm des Woke Capital gehört die Auflösung aller ihm entgegenstehenden gewachsenen Strukturen, Institutionen und Nationen.
(Foto: neugotische Struktur im Landgericht Erfurt)

Es gehört darum zu den Funktionsbedingungen einer globalisierten Herrschaft der Finanzwirtschaft, die Menschen einander anzugleichen. Die Ideologie der Gleichheit und erstrebten Vermischung der Völker, Kulturen und Klassen hat einen funktionalen Zweck:

Hier zeigt die sogenannte Angleichung der Klassenunterschiede ihre ideologische Funktion. Wenn der Arbeitgeber und sein Chef sich am selben Fernsehapparat vergnügen und dieselben Erholungsorte besuchen, wenn die Stenotypistin ebenso attraktiv hergerichtet ist wie die Tochter ihres Arbeitgebers, wenn der Neger einen Cadillac besitzt, wenn sie alle dieselbe Zeitung lesen, dann deutet diese Angleichung nicht auf ein Verschwinden der Klassen hin, sondern auf das Ausmaß, in dem die unterworfene Bevölkerung an den Bedürfnissen und Befriedigungen teil hat, die der Erhaltung des Bestehenden dienen.

Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.28.

Was Marcuse mit Präformierung gemeint hatte, ist ein fortwährender Prozeß der emotionalen, geistigen und ideologischen Formung eines neuen Menschentypus. Er wird den Bedürfnissen des globalen Finanzkapitals nicht mehr gefährlich werden können, weil er nicht mehr zu kollektiver Identität fähig ist. Eintracht macht stark, Zwietracht schwächt. In Deutschland setzte dieser Prozeß ein, indem man den Deutschen beibrachte, sich zu schämen, deutsch zu sein. In anderen Ländern ist die Erosion der Identitäten noch nicht so weit fortgeschritten.

Die diversen bunten Fähnchen unserer Schöne-Neue-Welt-Bürger können nicht darüber hinwegtäuschen, daß jede Farbnuance auf weitere Aufsplitterung hindeutet. Divide et impera! So lautet die Devise der globalistischen Konzernstrategen.

In den diversen linken Sonderlingen haben sie ihre von Lenin so genannten nützlichen Idioten gefunden, die Dekonstruktion und Zerfall wie ein Treibsatz beschleunigen. Die geistigen Brandstifter und Hetzer gegen alles Herkömmliche aber sitzen in Redaktionsstuben und bilden bereits einen integralen Bestandteil des Herrschaftssystems.


[1] Tumult, Konflikt-Magazin, Hrg. Frank Böckelmann, Nr. 1 / 2021, S.27.

[2] Friedrich Pohlmann, Widerstand im Reich der großen Lüge, in: Tumult 1/2021, S.14.

[3] Theodor W. Adorno, Prismen, Kulturkritik und Gesellschaft, Frankfurt 1955, S.24 f. (Originalfußnote von Marcuse a.a.O. S.31).

[4] Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.29.

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