Für Gott und Vaterland? Es kann nur einen geben.

Niemand kann zwei Herren zugleich dienen

Nur ein Narr meint, er könne zwei Hasen auf einmal schießen. Das wußte schon Sebastian Brant 1494 und machte sich in seinem berühmten Buch “Das Narrenschiff” darüber lustig.

Niemand kann zwei Herren dienen und gleichzeitig auf Befehl des einen den einen Hasen sowie auf Befehl des anderen einen anderen Hasen schießen.

Von Narren wimmelt es heute immer noch  in Deutschland. Das sind Leute, die sich gleichzeitig gegenläufigen Interessen verdingen. Dabei müssen sie immer wieder die einen oder die anderen Pflichten vernachlässigen oder ihnen gar zuwiderhandeln.

Für Rechtsanwälte regelt das Strafrecht: Ein Anwalt, der einen Mandanten und dessen Gegner zugleich dient, kann sich wegen Parteiverrats strafbar machen.

In unserem Parteienstaat ist es aber den Mitgliedern der Bundesregierung gestattet, neben dem Regierungsamt ein Abgeordnetenmandat wahrzunehmen. Zu diesem Mandat sind Abgeordnete durch ihre Partei gekommen, die sie auf die Landesliste gesetzt oder als Direktkandidaten aufgestellt hat. Wem dienen solche Abgeordnete denn nun: der Gesetzgebungskörperschaft, ihrer Partei oder zudem noch der Regierung, der sie vielleicht angehören?

Wessen Interessen nehmen sie wahr? Als Abgeordnete haben sie die grundgesetzliche Pflicht, für das ganze deutsche Volk einzustehen. Das ist eine hübsche Vorstellung, aber leider nur eine Fiktion aus dem 19. Jahrhundert, als man den Parlamentarismus noch für eine traumhafte Idee hielt.

In unserer Realität fungieren solche Leute als Parteisoldaten. Handeln sie nicht nach deren Gusto, verlieren sie als Minister schnellstens ihren Posten und werden als Abgeordnete zur nächsten Wahl nicht mehr aufgestellt. Manche Parteisoldaten desertieren – erst heimlich – zuletzt manchmal offen. Wessen Interessen vertritt eine „Europaabgeordnete“, die zum Beispiel von ihrer linken italienischen Partei ins EU-Parlament geschickt wurde: ihrer Partei, Europa, ihrem Sponsor Marokko oder nur sich selbst?

Interessenkollisionen

Zwischen verschiedenen Menschen gibt es immer Interessenkonflikte. Wenn sie unter dem Dach eines Staates zusammenleben, gibt es natürlich auch ein gemeinsames Interesse daran, daß das Dach nicht einstürzt. Drinnen aber prägen Konflikte das Bild.

Manche Interessen prallen im Parlament aufeinander. Dabei behauptet jede Seite, ihr Parteiinteresse sei doch identisch mit dem Wohl des Ganzen. Wo das keine Lüge ist, ist es eine Illusion.

Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen: nicht “der Gerechtigkeit” durch arbeitsloses Einkommen für alle und zugleich “der Gerechtigkeit”, derzufolge nicht essen soll, wer nicht arbeiten will. Wer viel verdient, hat kein Interesse an seiner hohen Besteuerung, wer nichts verdient, ist aber an seiner üppigen Alimentierung interessiert.

Die Grille und die Ameise
Text: Karl Zettel, Deutsches Lesebuch, 1876,
Bild: Milo Winter 1919.

Die realen Konflikte des Lebens verdichten sich gewöhnlich in geistigen Vorstellungen, in Ideologien. Wer keine Lust zum Arbeiten hat oder das nicht kann, wird es gerecht finden, wenn alle gleich viel zum Leben haben. Wer nichts von seinem Lohn abgeben möchte, wird es ungerecht finden, für Müßiggänger und Sozialschmarotzer zu arbeiten. Daraus entstehen komplexe Ideologien wie der Sozialismus und der Liberalismus.

Gottes Mund spricht

Eine Form derartige Ideologien sind Religionen. Ihnen gelten komplexe Werte und Normen als göttliche Gebote oder Verbote. Wie Machiavelli süffisant anmerkte, werden Befehle leichter geglaubt, wenn man sie einem Gott in den Mund legt.

Vor allem die abrahamitischen Religionen stecken voller Gebote und Verbote. In ihnen schlagen sich viele gesellschaftliche Konfliktlagen vorsintflutlicher Zeiten nieder.

Das Christentum hat sich mit einem schwer entwirrbaren Knäuel von Geboten und Dogmen umgeben. In seiner ersten Ausbreitungszeit war es eine Religion der Sklaven und zu kurz Gekommenen. Das läßt sich aus der Bergpredigt und anderen Schriften noch leicht herauslesen.

Es ist eine Religion der Gleichheit. Daß der Reichtum der mittelalterliche Papstkirche damit unvereinbar war, ist schon damals vielen Theologen und Mönchen wie den Franziskanern aufgefallen. Die radikaleren unter ihnen wurden als Ketzer verfolgt. Im derzeitigen Papst haben sie einen späten Geistesverwandten gefunden.

Wer behauptet an “Gott” zu glauben und damit die christliche Vorstellung eines Gottes und seines Willens meint, kann nicht Waffen und Regimenter segnen, er kann keiner Amtskirche voller Pharisäer und Schriftgelehrter folgen, er kann keinen einzigen Menschen für wertvoller halten als den anderen. Wenn man das neue Testament und die Jesus zugeschrieben Forderungen ernst nimmt und für “Gottes Willen” hält, findet man kaum Handlungsoptionen für egoistisches Verhalten, sei es für sich persönlich oder für sein Volk. Wer das nicht begreift, mag das im Neuen Testament nachlesen. “Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in den Himmel kommt!”

Die Zeiten sind vorbei, als 1745 der alte Dessauer in kindlicher Frömmigkeit gebetet hatte: “Lieber Gott, steh mir heute gnädig bei, oder willst du nicht, so hilf wenigstens den Schurken, den Feinden nicht, sondern siehe zu, wie es kommt!” Zwischen dem Alten Fritz, seinem König, und dem “lieben Gott” seiner Frömmigkeit hatte es für den alten Dessauer (Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau, *3. 7.1676, gest. 7. 4.1747) keinen Interessenkonflikt gegeben. Die damaligen Heerführer waren von jeder Theologengelehrsamkeit weit entfernt und dachten nicht im Traum daran, noch die “andere Wange” hinzuhalten, wenn der Feind nach ihnen schlug.

“Lieber Gott, steh mir heute gnädig bei, oder willst du nicht, so hilf wenigstens den Schurken, den Feinden nicht, sondern siehe zu, wie es kommt!”
(Gebet des alten Dessauer vor der Schlacht bei Kesseldorf 15.12.1745, Gemälde von Carl Röchling, 1855-1920)

Hat man aber wirklich begriffen was das Christentum fordert, muß man sich entscheiden, nämlich zwischen der Religion des Jenseits und der potenziellen Selbstaufgabe, oder aber dafür, den religiösen Ballast abzuwerfen und sich auf die eigenen Interessen zu besinnen. Der heilige St. Martin und das Mädchen aus dem Märchen Sterntaler hatten diese Entscheidung getroffen. Ob sie dafür in den Himmel gekommen sind, weiß ich nicht, aber sie werden ziemlich gefroren haben.

Für Gott oder für Deutschland?

Sebastian Brant war sich 1494 völlig darüber klar, daß man nicht zwei Herren zugleich dienen kann:

Der ist ein Narr, der sich untersteht,
Der Welt zu dienen und auch Gott,
Dann wo zwei Herren haben einen Knecht,
Der mag ihnen nimmer dienen recht.

Zwei Hasen auf einmal will der Narr schießen: Sebastian Brant, das Narrenschiff, 1494

Narren sind, die ausgerechnet im Christentum und in einem Gottesglauben die Rettung des deutschen Volkes suchen: vor der Selbstauflösung im uns anerzogenen Minderwertigkeitswahn, vor dem Schuldkult, vor den Betroffenheitsbesoffenen, vor der Majorisierung durch Orientale, vor der grassierenden Gleichheitsideologie.

Gleichheit, Schuld und Erbschuld, Nächstenliebe, Glaube an “das Klima” als “Schöpfung”, einen “gottesebenbildlichen” Menschen und ähnliche Gedankengespenster entspringen der christlichen Vorstellungswelt.

Man kann derlei “Interessen” nicht vertreten und zugleich die nationalen Interessen unseres Volkes, ohne sich zum Narren zu machen.

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Die musikalischen Kannibalen

  1. Andreas aus E.

    Ein wirklich sehr schöner und bedenkenswerter Text.
    Nur das mit Grille und Ameise ist meines Erachtens etwas gekürzt wiedergegeben.
    Sicher, die Ameise hat gesamte Saison malocht und auf ihren sechs Beinchen schweres Sack und Pack geschleppt, aber die Grille hat dazu musiziert und gewiß als Mitglied der Unterhaltungskunst zur Aufrechterhaltung der Arbeitsmoral und überhaupt guter Laune beigetragen.
    Bei der Geschichte schwingt – je nachdem, wie sie erzählt wird, es gibt sie ja in verschiedenen Versionen – mitunter eine gewisse Verachtung des Schönen mit. Wer ein Musikstück komponiert, ein Gedicht schreiben ginge vielleicht noch, einen Roman schreiben eher nicht, eine grandiose Architektur entwerfen oder auch “nur” am Bett eines sterbenden Menschen sitzen und stundenlang alten Geschichten zuhören, der wird kaum während der Zeit Vorräte für den Winter einfahren können.
    Darum ist die Ansage der Ameise meines Erachtens etwas herzlos, fast schon abschreckendes Beispiel Egogesellschaft, und ich habe sehr ambivalentes Verhältnis zu der Geschichte.

    • Sicherlich gibt es verschiedene Versionen der Geschichte, und “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen” steht in einem Thessalonicherbrief in der Bibel. Hier dient die Geschichte, aus einem alten Lesebuch wiedergegeben, nur der Illustration, wie sich in unterschiedlichen Ideologien unterschiedliche Interessen widerspiegeln. Die Geschichte ist hier als Gleichnis (Parabel) wie eine Fabel aufgebaut. Hinter der Ideologie der Grille und der Ameisenideologie stehen verschiedene konkrete Interessen bestimmter Menschen. Die Ameisen verkörpern die bürgerliche Lebens- und Arbeitsmoral des fleißigen, aber auch geizigen Bürgertums des19. Jahrhunderts und seiner in den Liberalismus mündenden Ideologie. Ihr entgegen stehen Bohemiens, aber auch gleichmacherische, sozialistische Bestrebungen.

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