Klaus Kunze

Monat: Dezember 2019 Seite 2 von 4

Dämmerstunde

Zuckst um die Lampe im Nu,
Grauflügelein du
Wie mein Gedanke schnell
Traumlicht der Zeiten grell.

Flieg mein Gedanke geschwind,
Wir wünschen uns ein Kind.
Goldener Sonnenstrahl
Ihr erstes Lächeln einst sah.

Sause nur, Graufalter, sause
Mit deiner Flügel Gebrause
Fliehst in den Schatten zurück
Das Licht bracht dir kein Glück.

„Mama die Schule ist aus,
Komm flink zu dir nach Haus!“
Jauchzender Wirbelwind
In Haus und Hof unser Kind.

Grauer Falter, will dich fassen,
Kann von deinem Reiz nicht lassen.
Mußt mir stets enteilen,
Auf einem Fleck nie weilen.

Such dich in Zeit und Raum,
Mein blonder Mädeltraum.
Gedankenspuk in mir:
Warst du wirklich hier?

Es dämmert der Morgen, die Lampe erlischt
Durchs offene Fenster Graufalter zischt.
So kurz war die Zeit mit dir.
Ich danke dir dafür.

KK 1.8.2015

Kiefernschwärmer sind Dämmerstundenfalter
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Die Sache mit dem Neger

Wer die Sprache regelt, lenkt das Denken. Das wußte schon George Orwell. Er lebte in der Zeit des Totalitarismus. Stalinistische und nationalsozialistische Herrschaftstechniken suchten Worte aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zu verdrängen und dadurch das Bewußtsein zu verändern. In Orwells weltberühmten Klassiker „1984“ müssen die Menschen „Neusprech“ benutzen. Es gibt vorgeschriebene und verbotene Worte.

Auch Hunde können denken, wenngleich nicht begrifflich. Wir Menschen vermögen uns durch abstrakte Symbole ausdrücken: als Worte und Begriffe stehen sie für eine Sache. Jeder sprachliche Begriff beinhaltet zugleich eine bestimmte Denkweise. Ohne das jeweils passende Wort können wir einen bestimmten Gedanken gar nicht denken und ein ein Gefühl nicht mehr nachempfinden, das uns jemand durch ein Wort nahebringen möchte.

In vielen Sprachen gibt es Wörter für Emotionen, die sich nur schwer in eine andere Sprache übersetzen lassen. So bezeichnet etwa der portugiesische Begriff »saudade« ein Gefühl der tiefen Melancholie, das durch das Verlangen nach etwas entsteht, was abwesend oder verloren ist.

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Die Krone der Schöpfung

Ja, wir Menschen dürfen zurecht stolz sein. „Krone der Schöpfung“ – das hört sich gut an.

Der Erfolg ist uns nicht nur mal so eben zugefallen. Unser Stolz ist wohlverdient. Verdienter Stolz gründet auf eigener Leistung.

Wir schufen die Krone der Schöpfung. Darf ich vorstellen? Hier ist sie:

Krone der Schöpfung – edelste Hundewürde vom Scheitel bis zur Sohle

Gewiß, es gibt auch anderes grandioses Menschenwerk: den Kölner Dom, Beethovens Symphonien, Homers Ilias. Aber diese Krone ist etwas Lebendiges. Das unterscheidet den Hund kategorial von allen materiellen und ideellen Werken. Er ist unser Freund und Partner.

Seit ungefähr 25000 bis 35000 Jahren begleiten uns Hunde treu an unserer Seite. Menschen schufen sie durch ständige Zucht aus Wölfen. Sie vermögen sich mit ihren wilden Verwandten zwar noch zu paaren. Es gibt aber starke, im Genom verankerte Veränderungen. Diese betreffen das Verhältnis der Hunde zu uns Menschen. Weiterlesen

Der wohlgeformte Popo der Neandertalerin

Wer die Geschichte deutet, definiert damit die Gegenwart und weist die Richtung für die Zukunft. Frühere Ereignisse sind nie aus sich selbst heraus als bloße Fakten verständlich. Selbst in der Antike schilderte man die Vergangenheit – oder was man von ihr zu wissen glaubte – vor dem Hintergrund waltender Götter. Die Bibel legt davon ebenso Zeugnis ab wie Griechen seit Homer und Herodot.

Wer die Macht hat, die Ursachenzusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und göttlichem Willen verbindlich zu interpretieren, errichtete und stabilisierte zugleich ein irdisches Herrschaftssystem. In diesem nahm er als oberster Interpret oder Hohepriester eine prominente Stellung ein.

Im 19. Jahrhundert ersetzten einige die Verzahnung menschlicher Geschichte mit Gottes Willen oder Gnade durch den Glauben an den historischen Materialismus. Dieser stellt den Geschichtsablauf als Teleologie dar, als zwangsläufige Entwicklung hin zu einem historisch notwendigen und darum unabdingbaren Endpunkt (Telos): der klassenlosen Gesellschaft. Weiterlesen

Von der Rationalität des Trojanischen Pferdes

Alle sind sich einig: Die anderen sind nicht mehr recht bei Verstand! Auf beiden Seiten des verbissenen Grabenkampfes denkt man über die unvernünftige andere Seite so. Gespräche finden nicht mehr statt. Es regieren vielfach Unverständnis und Haß.

Rechte zweifeln am Verstand Linker, immer mehr Ausländer ins Land zu lassen. Für Linke sind Rechte im Zweifel unverständige Populisten.

Vernunft? Ja, die Vernunft wähnt jeder auf seiner eigenen Seite, und nur auf ihr. Außer im eigenen Lager herrschen scheinbar nur Dummheit und Irrationalismus.

Tatsächlich aber bedienen sich allerdings beide Seiten ihres Verstandes. Nur ein unvernünftiger Glaube an die eigene Rationalität spricht dem Gegner dieselbe Rationalität ab. Allerdings beruhen die – formal rationalen – Handlungen jeder Seite auf ganz verschiedenen inhaltlichen Prämissen.

Es ist – formal – durchaus rationales Handeln, wenn jemand, seinem Seelenheil zuliebe, im Kölner Dom der Jungfrau Maria eine Kerze anzündet: Erfolg wird seine zielgerichtete Handlung aber nur haben, wenn es diese Jungfrau im Himmel wirklich gibt, wenn sie ihn bemerkt, sich über die Kerze freut und beim Lieben Gott für ihn bittet. Weiterlesen

Rettungskapseln freien Denkens

Die allgemeinpolitische Bedeutung von Burschenschaften und anderen Studentenverbindungen tendiert heute gegen null. In ihrer Funktion als Rückzugsort freier Gesprächskultur und demokratischer Willensbildung ist aber unersetzlich.

Wenn es eine Tradition der Burschenschaften gibt, besteht sie im Verbotenwerden. Verboten wurden sie mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819, und 1935 wurden sie gleichgeschaltet. Sie mußten als „Kameradschaften“ Teil des NSDStB werden. Heute stehen sie wiederum unter massivem Druck, der von Linksextremisten in SA-Manier ausgeht und sich auch deren Methoden bedient.

Immer waren es das freie Denken und die innere Demokratie, die für ihre Gegner unerträglich waren. 1819 forderten Burschenschaften ein geeintes Deutschland mit Rede- und Pressefreiheit und vieles anderes, das heute unsere demokratische Grundordnung bildet. Weil aber die Zensur und die Kleinstaaterei zum Kernbestand fürstlicher Herrschaft zählten, wurden Burschenschaften rigoros verfolgt und ihre Mitglieder oft eingekerkert.

1825: „Wie lange möchte uns das Denken wohl noch erlaubt bleiben?“
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Der Banker, der Rechtsradikale und der Asylant

Auf einer Party riß ein Ostwestfale einen Witz. Vorher fragte er in die Runde: „Ist einer von euch Banker?“ Offenbar nicht.

„Treffen sich ein Banker, ein Rechtsradikaler und ein Asylant. Der Banker nimmt sich heimlich alle Kekse aus der Schüssel bis auf einen. Dann sagte er zum Rechtsradikalen: ‚Der Asylant hat dir nur einen übergelassen!‘ “

„Hahaha!“, freute sich der Ostwestfale. „Trifft genau den Punkt!“

Nun lache ich als Kölner sowieso die meiste Zeit, manchmal auch über Ostwestfalen, zumal wenn sie Witze drechseln. Der Witz hier erweckt allerdings eher Traurigkeit. Nicht über Ostwestfalen – den arbeitsamen, ruhigen und bodenständigen Volksstamm inmitten seiner Kuhweiden unter der Oberhirtschaft des Paderborner Erzbischofs halte ich in allen Ehren.

Der böse Banker nimmt fast alle Kekse für sich.

Traurig macht mich der geistige Zustand der deutschen Linken, der sich in jenem sogenannten Witz idealtypisch kristallisiert. Es ist ein linkspopulistischer Narrativ: die Geschichte vom bösen Banker, vom sozialneidischen Rechtsradikalen und einem Asylanten, der sowieso nichts dafür kann. Weiterlesen

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