Wahltag in Sachsen-Anhalt
Wenn heute die Bürger meines Geburtslandes Sachsen-Anhalt an die Wahlurnen gehen, entscheiden sie vielfach aufgrund eines feststehenden Weltbildes. Tief sitzende Urteile und Vorurteile bestimmen die Wahlentscheidung stärker als die Zu- oder Abneigung zu einem der wechselnden Politiker, die von ihren Parteien ins Schaufenster gestellt werden.
Da macht man dann sein Kreuzchen vielleicht bei einer Partei, weil Vater und Opa schon für sie waren. Da sieht man auch mal über Korruptions- und Maskenskandale hinweg und wählt die Union, weil sie sich halt christlich gibt. Da nimmt man die Hochstapeleien der derzeitigen grünen Galionsfigur mit ihrem Lebenslauf hin, schließlich will man das Weltklima retten.
Die Weltbild-Konstrukteure
Ein Weltbild erwirbt man nicht über Nacht. Es bildet sich schon in der Kindheit und führt zu Erwartungshaltungen auf tiefer psychischer Ebene. Wer sich nichts zutraut und ständig Versorgung und Fütterung aus fremder Hand erwartet wie ein Nesthocker, wird den Staat als mütterliche Versorgungsanstalt empfinden, in der es aber „gerecht“ zugehen soll. Wer dagegen stets aus eigener Kraft vorwärts kam, wird einen autoritären Verbots- und Versorgungsstaat ablehnen und für Freiheit optieren.
Das jeweilige Weltbild eines Menschen liegt seiner „Ideologie“ zugrunde: seiner Vorstellung von der Welt, wie sie sein sollte. Wer die Vorstellung der Wählermassen bestimmen kann, wie die Welt aussieht, stellt die Weichen für ihre Entscheidung, wie sie aussehen sollte. In den Köpfen einer Mehrheit ein Weltbild zu installieren, das den eigenen Machterhalt sichert, ist das entscheidende Instrument der jeweils herrschenden Eliten.
Millionen Menschen betrachten die Welt heute vorwiegend im Fernsehen. Hier wird Puzzleteil für Puzzleteil ihr Weltbild fabriziert. Wo ihnen Gefahren lauern oder wo ihnen Gutes winkt: es wird fest in den Köpfen verankert. Bei der zunehmenden Anzahl von Bürgern, die das durchschauen, sich von der Mattscheibe ab- und dem realen Leben zuwenden, funktioniert das nur noch eingeschränkt.
Richtige Analyse und damit Unabhängigkeit des eigenen Denkens gewinnen wir nur, wenn wir das System als Ganzes betrachten, in das unser Staatsfernsehen eingebettet ist:
Den Zeitgeist kann man machen
Wir leben in einer industriellen Massengesellschaft mit ihren spezifischen Systemeigenschaften. Sie beruht auf Massenproduktion, Massenkonsum und einem auf die Existenz von Massen zugeschnitten politischen System. Es wird stabilisiert durch massentaugliche Medien, die für dasjenige Maß an Einförmigkeit des Empfinden und Denkens sorgen, ohne welches die Einzelteile auseinanderfliegen würden. Diese Massenmedien haben die Funktion übernommen, die in früheren Epochen der Priesterschaft vorbehalten waren: Sinnstiftung und Gewährleistung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Der Humanist Machiavelli warnte einst in seinem Buch Discorsi:
„Wer sich durch schlechte Wahl seiner Mittel oder durch Naturanlage in Gegensatz zu seiner Zeit stellt, wird meistens unglücklich, und seine Handlungen nehmen ein schlechtes Ende.“[1]
Machiavelli
Wessen Handlungen ein gutes Ende nehmen soll, muß darum die systembedingten Spielregeln seiner Zeit richtig analysieren und anwenden. Solange er im Gegensatz zum Zeitgeist handelt, wird er scheitern. Aber kann sie nicht verändern, jene flüchtige Massenstimmung, die man metaphorisch Zeitgeist nennt? Kann man den Zeitgeist sogar – machen?
Der frühere Richter am Bundesgerichtshof von Maltzahn hatte das geglaubt:
“Seien Sie nicht unpolitisch,” erteilte er “aus eigener Erfahrung einen freundlich-wohlwollenden Ratschlag”, sondern passen Sie sich dem Zeitgeist, das heißt dem Geist der Herren unserer Zeit, an; … Nehmen Sie sich ein Beispiel an …erg.: Roman Herzog. Er hat nicht nur ein feines Empfinden, woher der politische Wind weht, sondern weiß auch, wer ihn macht.“ [2]
Richter am BGH von Maltzahn
In jedem politischen System hat die letzte Macht derjenige, der die Regeln regelt. Woher der Wind aus den maßgeblichen Feuilletons und Talk-Schaus weht und wer die Drehbücher zu unseren Vorabend-Serien schreibt, gehört heute zu den strategischen Fragen, die langfristig über politischen Sieg oder Niederlage entscheiden.
In einem Vortrag vom 22.6.2015 zitierte der linke Psychologe Rainer Mausfeld Edward Bernays (1891-1995), einen Neffen Sigmund Freuds. 1949 wurde dieser von der American Psychological Association für seine Beiträge zur Entwicklung von Techniken der Meinungsmanipulation geehrt:
„Die bewußte und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art, wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist. Große Menschenzahlen müssen auf diese Weise kooperieren, wenn sie in einer ausgeglichen funktionierenden Gesellschaft zusammenleben sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken, werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das öffentliche Denken kontrollieren.“[3]
Edward Bernays
Vor der Frage: ‘Wer regiert?’ liegt nämlich nach Einschätzung des Historikers Peter Berglar die Frage: ‘Wer bestimmt, wer regiert?’, und das bedeutet, „daß die allerwichtigste Frage lauten muß: ‘Wer beherrscht den, der bestimmt, wer regiert?’ Mit anderen Worten: Wer beherrscht den Volkssouverän, der ein ‘Klima’ erschafft oder erleidet, das sich in Willensbildung umsetzt, die vage Vorstellungen, Gefühle, Stimmungen zu Handlungen und Haltungen werden läßt? Wer beherrscht den Herrscher ‘Volk’ – und wie wird solche Herrschaft bewerkstelligt?”[4]
Der Zeitgeist ist kein Flaschengeist
Die Programm-Macher unserer öffentlich-rechtlichen Sender sind der Überzeugung, daß sich das machen läßt. Der Zeitgeist ist kein ätherischer Flaschengeist. Seit Jahrzehnten widmet sich ein Heer von Linguisten, Psychologen und Soziologen der Erforschung subtiler Wirkmechanismen und Herrschaftstechniken. Sprache ist ein Herrschaftsmittel.
“Wer bestimmt, was gesagt oder geschrieben werden darf und in welcher Form, hat Macht über die Gesellschaft.”[5]
Eric Gujer NZZ 12.3.2021
Die wissenschaftliche Erforschung der emotionalen Lenkung von Menschenmassen begann mit dem Soziologen Gustave Le Bon. Er schrieb schon 1895: „So groß ist die Macht der Worte, daß man die verhaßtesten Dinge nur mit gut gewählten Namen zu versehen braucht, um sie den Massen annehmbar zu machen.“[6] Einen “gewaltigen Hebel zur Eroberung, Wahrung und Kräftigung der Herrschaft über die Massen” nannte der Soziologe Robert Michels 1911 die Presse,[7] als Rundfunk und Fernsehen noch nicht einmal erfunden waren. Seitdem zieht sich eine Kontinuitätslinie der Sprachmanipulationen bis in unsere ö.-r. Funkhäuser.
So ließen sich die ARD gern beraten von einer Linguistin Elisabeth Wehling, die dem Sender ein Framing-Manual schrieb. Die Kosten für das Erstellen des Manuals und begleitende Workshops beliefen sich nach Angaben der ARD auf 90.000 €. Ihr Studienschwerpunkt war die Propaganda zur Zeit des Nationalsozialismus. Aus ihr hat sie viel über Sprachregelungen als Herrschaftstechnik gelernt.
In einer Presseanweisung vom 22.10.1936 hatte es aus dem Reichspropagandaministerium geheißen:
„Es muß immer wieder festgestellt werden, daß in der deutschen Presse noch Nachrichten und Schilderungen erscheinen, die geradezu von einer selbstmörderischen Objektivität triefen und in keiner Weise verantwortet werden können. Man will keine Zeitungsgestaltung im alten liberalistischen Sinne, sondern will, daß jede Zeitung mit den Grundsätzen des nationalsozialistischen Staatsaufbaues in eine Linie gebracht wird. So ist es untragbar, wenn Sowjetgrößen, die Juden sind, als Arbeiter bezeichnet werden.“[8]
reichspropagandaministerium
Der Begriff Arbeiter löste nämlich eine positive Assoziation aus, weil sich die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei selbst ausdrücklich als eine Partei der Arbeiter verstand. Diese durften keinesfalls mit etwas in Verbindung gebracht werden, gegen das man täglich agitierte.
Wer nichts anderes im Sinn hat, als die Massen zu manipulieren, für den ist die Verbreitung von Nachrichten und Fakten Nebensache. Für Haltungsjournalisten besteht die zentrale Aufgabe in der Verkündung der eigenen ideologischen Haltung, Wertentscheidungen und persönlichen Anschauungen. So betonte 1934 der Leiter des gesamten deutschen Rundfunks, Ministerialrat im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Horst Dressler-Andress: „Verkündungsmittel dieser Zeit ist der Rundfunk. Es ist längst noch nicht in der deutschen Öffentlichkeit genügend erkannt, daß Nationalsozialismus und Rundfunk als dessen Verkündungsmittel eine unlösliche Einheit sind und daß, historisch betrachtet, die neue Weltanschauung des Nationalsozialismus sich mit dem modernsten technischen Instrument das ihm eigentümliche Ausdrucksmittel schaffen mußte.“[9]
Einheitliche Weltsicht
Wissenschaftler wie Elisabeth Wehling Wehling arbeiten daran, über uns ein umfassendes Sprach- und Deutungsregime zu etablieren. Die Zuschauer sollen in ihrem Denken und Fühlen stramm auf Kurs gebracht werden. „Mythen, Religionen und Ideologie sind im Grund kollektive weltanschauliche Entscheidungen.“[10] Sie zwingen die Menschen in eine mehr oder weniger einheitliche Perspektive geradezu hinein. Das Fernsehen läßt die Zuschauer alle Dinge aus der gewünschten einheitlichen Weltsicht sehen.
Diese einheitliche Weltsicht wurde unseren Universitäten schon in den 1950er und 60er Jahren von linksextremistischen Professoren ins Nest gelegt, wurde als sogenannte “kritische Theorie” von Studenten der 1968er Generation gierig aufgesogen, mutierte vielfach und dominiert heute an vielen Fakultäten. Deren Absolventen “sind gut vernetzt. Sie verfügen über Rückhalt in den Redaktionen der etablierten Medien, und sie sind eloquent und internetaffin.” Sie wissen, wie man die Hegemonie über die öffentliche Meinung erringen kann.[11]
Inhaltlich ist sie Ideologie der Entgrenzung und Auflösung aller gewachsenen Bande, „Zerstörung der gewachsenen Völker, der Degradierung des konkreten, verwurzelten Menschen zur ungebundenen Humankapital- und Konsumenten-Nomade.“[12] Diese Ideologie bringen die jungen Mitarbeiter bereits in die Sendeanstalten mit: Mehr als 90 Prozent der Volontäre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sprechen sich, einer Studie zufolge, für die Grünen, Linke und SPD aus.
Wie am Schneidetisch im Fernsehstudio kann man Assoziationen kappen und neue ankleben, indem man Worte unterdrückt und andere lanciert. Darin liegt eine der Haupttätigkeiten der öffentlich-rechtlichen Medien. Wehling plaudert in ihrem internen Manual für die ARD: „Sprache ist das wirkvollste Instrument für die Mobilisierung von Mitbürgern, aufgrund einer einfachen Wahrheit: Sprache aktiviert Frames. Jedes einzelne Wort aktiviert einen Frame im Kopf des Rezipienten.“[13] Sie meint damit eine gedankliche Assoziation. Es geht bei der unterschwelligen Beeinflussung durch Schlüsselbegriffe nicht um objektive Fakten. Beeinflußt werden soll die moralische Perspektive, welche die Zuschauer zu den mitgeteilten Fakten einnehmen sollen.
Diese Perspektive ändert sich, wenn man ein anderes Wort benutzt, das eine andere Normvorstellung transportiert. Der Zuhörer entwickelt andere Emotionen bei dem Wort Flüchtling als bei dem Wort Ausländer. Indem systematisch die zur bisherigen Weltsicht passenden Begriffe ausgemerzt und durch täuschende Euphemismen ersetzt werden, schleichen sich die mit ihnen verknüpften Assoziationen auf leisen Sohlen durch die Hintertür ins Gehirn. Die gewünschten Assoziationen werden den Zuschauern durch die stereotype Wiederholung immer wieder derselben Wort- und Bildkombinationen eingehämmert, bis sie bei einem Wort wie Flüchtlinge nicht an Mädchen jagende Nordafrikaner am Kölner Hauptbahnhof denken, sondern an bettelarme Kinder mit großen Augen in jordanischen Zeltlagern.
Wer die Schlüsselbegriffe der gegnerischen Gedankenwelt umdeuten oder ausmerzen kann, macht seinen Gegner geistig wehrlos. „Wir merzen jeden Tag Worte aus – massenhaft, zu Hunderten,“[14] prahlte das Wahrheitsministerium für Gedankenkontrolle in Orwells Roman „1984“. Dieser Technik bedienen sich unsere Staatsmedien täglich. Sie gehört in unserem seit 1968 wogenden Kulturkampf zur Strategie der revolutionären Linken. Deren „Kulturrevolution ging an gegen die außerrechtlichen Verhaltensmuster der bürgerlichen Konvention und Moral. Sie zerstörte die traditionellen Selbstverständlichkeiten. Das, was ‚man tut‘, wurde als freiheitsbeengende, als bourgeoise Repression verworfen, das Joch der autonomen Normen der Gesellschaft abgeschüttelt“[15] und unterdessen gegen die eigenen rigiden Normen eingetauscht. Über deren Einhaltung wachen unter anderem die öffentlich-rechtlichen Medien.
Realitätssimulation
Die Phraseologie der in den ö.-r. Medien tonangebenden Linke hat ein umfassendes Sprachregime errichtet, das „mittels konditionierender Indoktrination die willige Mithilfe der Bevölkerung an ihrer eigenen Entmachtung und schließlichen Ersetzung“[16] durch Einwanderer anstrebt. Es hat sich zu einer alles durchdingenden Matrix des Sag- und Denkbaren verfestigt[17], rahmt jede Information moralisch ein und legt so die gewünschte Wirkung auf den Zuschauer von vornherein fest. Diskurse, die sich der verpflichtenden Beschönigung der Migration widersetzen, gelten als diskriminierend, also tendenziell als Haßrede.[18]
Corey Cusimano und Tania Lombrozo von der Princeton University haben in einer Studie, über die das Magazin Spektrum am 1.3.2021 berichtete, festgestellt: Je stärker neue Fakten der moralischen Haltung der Empfänger widersprechen, desto stärker neigten die Versuchspersonen dazu, sie zu ignorieren oder zu leugnen.[19] Der Soziologe und Historiker Friedrich Pohlmann bezeichnet das als moralgepanzerte Komplexitätsreduktion.[20]
So lassen sich die Opfer der medial erzeugten Matrix leicht beeinflussen, selbst gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. Sie stehen unter der suggestiven Wirkung einer ideologischen Realitätssimulation. So wurde ein friedlicher Demonstrationszug in Chemnitz nach der Ermordung eines Deutschen – kontrafaktisch – regierungsamtlich und dann medial umfunktioniert in eine moralisierende Dauerkampagne gegen angebliche rechte Hetzjagden und rechte Gewalt.
Wir stehen heute vor den ö.r. Medien als einer von uns selbst zwangsbezahlten Desinformationsindustrie, deren Methoden manchmal im direkten Lügen besteht wie im Chemnitzer Fall von Hetzjagden auf Ausländer, sonst aus subtiler Unterdrückung, Verschweigen oder Ablenken von überprüften Fakten oder indem falsche Meinungen impliziert werden.[21] Dabei eignet man sich gezielt Politikerlügen an etwa durch eine Formulierung, Merkel hab sich nach dem Vorfall von Halle über rechte Hetzjagden empört. Die Meldung scheint wahr zu sein: Merkel hat das wirklich. Beim Verbreiten von Lügen ist es aber gleichgültig, ob man eigene Lügen oder die Lügen seiner Gesinnungsfreunde verbreitet, wenn man sie in die eigene Gedankenführung einbaut.
Modellierung der Wahrnehmung
Für die dominierende postmoderne Philosophie gibt es keine uns alle verbindende Realität und keine Faktenwahrheit mehr. An ihre Stelle getreten sind unterschiedliche Perspektiven, ähnlich als wenn das Glas für den einen halbvoll und für den anderen halbleer ist. Es kommt dann nur noch auf die subjektive Haltung an. Haltungsjournalismus verkündet keine puren Nachrichten, sondern Wahrheiten, Glaubenssätze und moralische Postulate. Elisabeth Wehling rät der ARD: „Denken und sprechen Sie nicht primär in Form von Faktenlisten und einzelnen Details. Denken und sprechen Sie zunächst immer über die moralischen Prämissen.“[22]
Ziel ist die Modellierung unserer Wahrnehmung.[23] Wo Bäume stehen, sollen wir nicht mehr den Wald sehen und wo Menschen Familien und Völker bilden, sollen wir noch noch eine amorphe Gesellschaft von Individuen wahrnehmen.
Moralische Gatekeeper
Ihrem Vordenker Walter Lippmann folgend sieht diese Journalistik sich als Gatekeeper, als Torwächter, der keine Information durchläßt, ohne ihr zuvor ein politisch und moralisch korrektes Mäntelchen umzuhängen.
Wo sich aber die uns alle umfassende einheitliche Realität auflöst in einander relativierende Wahrnehmungen und Konstruktionen, führt das Tor, das die neuen Gatekeeper bewachen, ins Reich der Lüge. Dort zeigt der gehirngewaschene Gefangene aus George Orwells Vision 1984 seinem Wärter die fünf Finger seiner Hand und gesteht, daß es nur vier sind. „Teuflisch ist“, mahnte uns Arnold Gehlen in seinem berühmten Werk über Moral und Hypermoral, „wer das reich der Lüge aufrichtet und andere Menschen zwingt, in ihm zu leben.“[24]
Dieser Teufel Gehlens trägt die Maske der Humanität und des Erlösers. Er ist aber der Diabolos, der alles durcheinanderwirft und auf den Kopf stellt. Seine Herrschaft verschüttet die Erkenntnis als letzten Ausweg und „stiftet das Reich der Verrücktheit, denn es ist Wahnsinn, sich in der Lüge einzurichten.“ [25]
Die Methoden
Die Medien sind das zentrale Herrschaftsinstrument des über uns verhängten Spachregimes. Auf technisch-handwerklicher Ebene sind ihre
Methoden gut nachvollziehbar und weitgehend erforscht. Man bedient sich der Erkenntnisse der Psychologie, der Neurologie und der Linguistik. Hier kann ich sie nur stichwortartig vorstellen.
Eine Vorauswahl sondert alle Informationen aus der öffentlichen Verbreitung aus, die ideologisch kontraproduktiv wäre, zum Beispiel Morde von Ausländern an Deutschen. Läßt sich diese Sperrfunktion nicht halten, wird die Nachricht eingebettet in ein Sprachregime, das die möglichen Konsequenzen der Nachricht verhindern soll. Dann hat zum Beispiel nicht der Syrer A die Deutsche B ermordet, sondern ein 20jähriger eine 18jährige.
War er geisteskrank, bietet sich an, die Information umzufrisieren zum Beispiel auf einen Geisteskranken, der einen kleinen Jungen am Bahnsteig vor einen Zug schubst. Ein geisteskranker deutscher Mörder seiner eigenen Mutter und mehrerer Ausländer begeht dagegen eine Tat aus rechtsradikalen Motiven.
Nicht ins Weltbild passende Worte werden systematisch ausgemerzt. 1964 hatte der kommunistische Vordenker Herbert Marcuse noch die Sätze formuliert: “wenn die Stenotypistin ebenso attraktiv hergerichtet ist wie die Tochter ihres Arbeitgebers, wenn der Neger einen Cadillac besitzt, wenn sie alle dieselbe Zeitung lesen, dann deutet diese Angleichung nicht auf ein Verschwinden der Klassen hin, sondern auf das Ausmaß, in dem die unterworfene Bevölkerung an den Bedürfnissen und Befriedigungen teil hat, die der Erhaltung des Bestehenden dienen.”[26] Ihnen wird sofort aufgefallen sein, welches Wort heute bewußt nicht mehr verwendet wird. Wer aber den Begriff für etwas nicht mehr sprechen kann, kann ihn auch nicht mehr denken. Darin liegt der beabsichtigte Effekt ständiger Wortunterdrückung und der Schöpfung neuer Worte. Worte und Begriffe sind Bausteine des Denkens und werden benötigt, ein zusammenhängendes Weltbild aufrechtzuerhalten. Wenn ich einen Gegner daran hindere, habe ich ihn besiegt. Widerstand vermag er am Ende noch nicht einmal mehr zu formulieren.
Durch Wiederholung wird ihm dagegen immer wieder die Phraseologie der eigenen Ideologie eingehämmert. Zum Beispiel werden Phrasen wie „Kampf gegen Rechtsextremismus und Gewalt“ so oft wiederholt, bis sich im Zuhörer einprägt, Gewalt sei ein rechtes Phänomen.
Weil es im Kern um das Verkünden moralischer Wahrheiten geht, teilt man sich die Welt gern schlicht und passend ein in Freund und Feind. Der selbst extrem linke Psychologe Mausfeld durchschaut das: „Bei den politischen Anwendern dieser sorgfältig auf Effekt getrimmten Worthülsen geht es nur darum, im politischen Streit publikumswirksam zu siegen und mit geeigneten Signalwörtern möglichst wirkungsvoll ‚Freund‘ und ‚Feind‘ zu markieren. In solchen Formen politischer Diskursverwahrlosung und Diskursverrohung ist Sprache nur noch die Fortsetzung der Faust mit anderen Mitteln.“[27]
Was tun?
Aufgabe einer politischen Partei ist es, Mißstände zu benennen, publik zu machen und bessere Lösungen anzubieten. Das ist im Medienbereich strukturell schwierig, weiß die Medien mit den herrschenden Parteieliten und profitierenden Wirtschaftsinteressen ein personalles Amalgam bilden, ein Netzwerk, in dem man sich wechselseitig die Bälle zuspielt.
In der Theorie müßte lediglich die politische Verantwortlichkeit für Pluralität in den ö.-r. Medien eingefordert und durchgesetzt werden. Von den Rundfunkräten über die Intendanten bis zum letzten Hilfsbremser ist aber alles stramm auf Linksaußenkurs. Es ist niemand in Sicht, der die Macht hätte, den homogen linksgrünen Medienblock aufzubrechen und Journalisten auch anderer Richtungen hineinzusetzen, um Ausgewogenheit herzustellen.
Gäbe es ihn, hätte er auch ein personelles Problem. Die Kaderschmiede des Journalistennachwuchses produzieren offenbar nur linientreue Linke. Wo sollen Journalisten mit bürgerlicher Gesinnung plötzlich herkommen?
Wer den ganzen ö.-r. Mediensektor abschaffen will, wird auf andere Probleme stoßen. Er müßte das Kind mit dem Bade ausschütten und würde auch hervorragende Sendungen wie Terra X treffen. Gewisse Linksaußensendungen und ihre extremistischen Exponenten würden zwar wegfallen. Wir sehen aber an den heutigen Privatsendern, daß auch diese klare Präferenzen und Interessen verfolgen, die uns nicht unbedingt dienen.
Wir befinden uns in einem Kulturkampf, in dem die ö.-r. Medien die Bastion der linksextremen Gesellschaftssteuerung schlechthin darstellen. Sie sind aber funktional eingebettet in ein Herrschafts- und Kontrollsystem, das Parteien, Regierungen, NGOs und bereits auch global agierende Finanzinteressen umfaßt. Die spezifische Aufgabe der ö.-r. Medien besteht darin, ein Sprachregime zu errichten, das seine Betroffenen am Ende daran hindert, etwas Abweichlerisches auch nur zu denken. Ihnen werden ihnen dazu die Worte und Begriffe fehlen.
In diesem Kulturkampf müssen wir um jedes Wort ringen und jeden Begriff verteidigen wie die bergenden Mauern einer belagerten Stadt. Wir müssen selbst Begriffe neu prägen, nutzen und verbreiten, die unsere Sicht der Welt und der Dinge atmen. Hier ist jeder einzelne ein linguistischer Partisan. Wie bei einem Schneeballsystem müssen Worte und Begriffe aufgegriffen und weitergegeben werden. Die Kommunikation im Internet ist das dafür geeignete Medium.
Die linke Linguistin Wehling hat exakt beschrieben, wie es funktioniert: Benutzen Sie nie, wirklich niemals, die Begrifflichkeit des politischen Gegners. Wenn Sie meinen, eine Menschengruppe bestehe zum Beispiel nicht aus Flüchtlingen, dann vermeiden Sie unter allen Umständen das Wort als toxisch, als kontaminiert. Es weckt beim von Medien indoktrinierten Hörer immer nur die gewünschten und bildlich verbreiteten Assoziationen und soll Mitleid wecken.
Der Freiburger Soziologe Friedrich Pohlmann fordert uns auf zu „Widerstand im und gegen das Reich der großen Lüge“ durch den Willen, eine Gegen-Sprache gegen die argumentationsunwillige Regimesprache und den Willen „zur gesellschaftlichen Ausbreitung dieser Gegenspache in Sprechspiralen, die bewußt auf Aufbrechung der Macht der durch Gegnersprache bewirkten Schweigespiralen zielen.“[28]
Inhaltlich geht es dabei um unsere Muttersprache, die uns unser Eigenes und seinen Wert emotional bewußt macht: Heimat, Vater, Mutter, Familie, Vaterland, Deutschland, Brüderlichkeit. Sie und ungezählte andere bilden den Widerpart zu den abstrakten Leitideen des pseudohumanitaristischen Egalitarismus. Sie setzen der Destruktionskraft universalistischer Abstraktionen die selbstbewußte Affirmation unserer historisch gewachsenen kulturellen Prägungen entgegen, unserer gemeinsamen Identität.
Führen wir darum beständig unser Deutschland im Munde!
Lesen Sie gern hier weiter:
[1] Niccolo Machiavelli, Discorsi, III. Buch, Kapitel 9.
[2] Falk Frhr.von Maltzahn, Leserbrief FAZ 27.5.1994.
[3] Edward Bernay, New York 1928, Liveright, zitiert https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
[4] Peter Berglar, Criticón 1987,153, (154).
[5] Eric Gujer, Identitätspolitik ist ein ätzendes Gift, NZZ 12.3.2021, https://www.nzz.ch/meinung/wolfgang-thierse-hat-recht-identitaetspolitik-ist-gift-ld.1606241?mktcid=smsh&mktcval=Twitter
[6] Gustave Le Bon, Psychologie der Massen, 1895, deutsche Ausgabe Köln 2016. S.101.
[7] Robert Michels, Soziologie, S.125.
[8] Walter Hagemann, Publizistik im 3. Reich, Hamburg 1948, S.32, hier zit. nach Poliakov / Wulf, S.440.
[9] Horst Dressler-Andress, in: Deutsche Kultur im Neuen Reich, Hrg. Ernst Adolf Dreyer, Berlin 1934, S.101-103, zit nach Poliakov / Wulf S.441 (442).
[10] Panajotis Kondylis, Macht und Entscheidung (1984), S.43.
[11] Vgl. Eric Gujer, Identitätspolitik ist ein ätzendes Gift, NZZ 12.3.2021, https://www.nzz.ch/meinung/wolfgang-thierse-hat-recht-identitaetspolitik-ist-gift-ld.1606241?mktcid=smsh&mktcval=Twitter
[12] Tumult, Konflikt-Magazin, Hrg. Frank Böckelmann, Nr. 1 / 2021, S.27.
[13] Elisabeth Wehling (2017), S.10.
[14] George Orwell (1950 / 1984), S.48; nach anderer Übersetzung: „Wir vernichten Worte.“
[15] Josef Isensee (1997), S.20.
[16] Friedrich Pohlmann, Widerstand im Reich der großen Lüge, in: Tumult 1/2021, S.14.
[17] Michael Esders, Sprachregime, 2020, S.89.
[18] Esders, Sprachregime, S.36.
[19] Christiane Gelitz, Warum Menschen an einem Irrglauben festhalten, Spektrum 1.3.2021, https://www.spektrum.de/news/ignoranz-warum-manche-menschen-die-fakten-leugnen/1838431
[20] Friedrich Pohlmann, Widerstand im Reich der großen Lüge, in: Tumult 1/2021, S.17.
[21] Vgl. so die Definition bei https://de.wikipedia.org/wiki/Desinformation
[22] Wehling (2017), S.3.
[23] Esders, Sprachregime, S.35
[24] Arnold Gehlen, Moral und Hypermoral, S.185.
[25] Arnold Gehlen, Moral und Hypermoral, S.185.
[26] Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, 1967, 6.Aufl. 2008, S.28.
[27] Rainer Mausfeld, Angst und Macht, 2019, S.47.
[28] Friedrich Pohlmann, Widerstand im Reich der großen Lüge, in: Tumult 1/2021, S.18.
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