Klaus Kunze

Monat: November 2019 Seite 3 von 4

Wann fliegt uns unser Staat um die Ohren?

Deutschland 2019 erweckt für viele den Eindruck, als flögen unserem Staat demnächst seine gesellschaftlichen Einzelteile um die Ohren. Tiefe Klüfte des Mißverstehens klaffen zwischen einem sich internationalistisch und links verstehenden Teil und einer Noch-Mehrheit deutsch und traditionell Denkender. Die Feindseligkeit entlädt sich, wenn Redner niedergebrüllt, Autos angezündet und Andersdenkende ins Krankenhaus geprügelt werden.

Daß der Mensch des Menschen Wolf sein kann, wenn man ihn läßt, hatte der Staatsdenker Thomas Hobbes in den Religionskriegen des 17. Jahrhunderts schmerzlich beobachtet. Dem Staat als Hüter des inneren Friedens maß er die Aufgabe zu, den weltanschaulichen Haß einzuhegen. Er sollte seine Bürger vor Übergriffen Andersgläubiger schützen, mußte ihnen aber den Gehorsam abverlangen, selbst den Frieden der Gesetze zu wahren. Das neuzeitliche Staatsdenken bis zu unserem Grundgesetz sieht darin den Zweck des Staates und den Sinn des abgeforderten Verzichtes, über ungläubige Nachbarn herzufallen: Der innere Frieden soll jeden Bürger schützen und ruhig schlafen lassen. Weiterlesen

Immer wieder montags …

„Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt …!“ Wir füllten den kleinen VW-Polo mit lautem Jubel und mit Theodor Körners Lied von 1813. Wie dessen „wilde, verwegene Jagd“ kamen wir uns fast vor, kurz hinter jener Zonengrenze, die mein Leben lang eine Albtraumgrenze gewesen war. Jetzt, Anfang Januar 1990, durften wir visumfrei einreisen und kurvten über nasse Kopfsteinpflaster der F80 ostwärts.

In Leipzig ereignete sich an jenem Montag Geschichte. Meine Kinder sollten einst sagen können: „… und wir sind dabei gewesen.“ Dabei kannten sie das Land schon, in dem ihr Vater 37 Jahre zuvor geboren worden war. Grenze und Todesstreifen hatten uns nicht abschrecken können, unsere Verwandten zu besuchen.

Der Augustusplatz stand schon halbvoll. Damals hieß er Karl-Marx-Platz. Wir erklommen die Stufen der Oper, damit meine Kleinen über die Köpfe der Menge hinwegsehen konnten. Die Stimmung knisterte wie bereites Flügelrascheln eines Heuschreckenschwarmes, der gleich auffliegen will. Weiterlesen

Elfenflug

Schwing die Flügel, kleine Elfe,
denn es ist die höchste Zeit,
hoch im Mittag gleißt die Sonne,
Auch die andern sind soweit!

Hoch zum Himmel lasset steigen
schwirren, trunknen Elfentanz,
mit den andern uns vereinen,
lieben bis zum Abendglanz.

Auf zum Reigen! Deinen weißen
Nacken neige Du in banger Lust,
spürst die fremden Blicke schweifen
über Lenden, Po und Brust.

Fliege süße Elfe, schwebe,
jauchze hell im Sonnenstrahl,
dreh dich nackt im Tanz und wiege
dich zu unsrer Lust zumal.

Ja, das Feinste zu erhaschen,
das ist höchste Elfenlust,
zu ergreifen, zu erfassen,
Senken in Dich Kuß um Kuß.

Doch das stärkste allen Sehnens
endigt jäh den irren Flug,
und auf moosigweichem Grunde
brennet lodernd heiße Glut.

KK 2011

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Was ist eigentlich: rechts?

Gegnern ein stigmatisierendes Etikett anzuheften, gehörte schon immer zu den bewährten Stategien. Ganz körperlich gingen die Nationalsozialisten so vor und zwangen Juden, Schwule und andere, bestimmte Aufnäher zu tragen, damit jedermann sie erkennen und als minderwertig einstufen sollte. Im Mittelalter mußten Dirnen in viele Städten Bändchen in bestimmten Farben tragen, um nicht mit ehrbaren Damen verwechselt zu werden.

Ein solches entehrendes Abzeichen kann auch in einem bloßen Schimpfwort bestehen, das einer Minderheit systematisch aufgeklebt und angehängt wird: Der verbale Weg führte vom Ketzer über den Kriegsgewinnler bis zum heutigen Nazi. Immer geht es darum, bestimmten Leuten die eigene Entscheidung zu verwehren, wie sie genannt werden möchten. Aus Sicht des Rechtgläubigen sind alle anderen Gläubigen Ketzer, und aus Sicht ganz Linker sind alle anderen Leute Rechte. Ihnen gilt der „Kampf gegen Rechts“.

Soweit, so gut. Aber wer ist denn wirklich rechts? Was ist das überhaupt: rechts? Weiterlesen

Demokratieunfähig

Die radikale Linke hat nach einem Marsch durch alle Institutionen fast flächendeckend die Macht ergriffen. Sie ist demokratieunfähig, weil sie diskussionsunfähig ist.

Diskussionsunfähig ist sie, weil sie sich in eine emotionale Parallelwelt geflüchtet hat. Im moralischen Jenseits zählen keine Argumente mehr, sondern nur noch ihr fanatischer Haß auf Andersdenkende. Anders denken alle, die im Diesseits leben zwischen frühem Aufstehen, dem Weg zu Arbeit, der täglichen Sorge um ihre Kinder und ihren Alltag. Luftschlösser und Wahnwelten sind ihnen fremd.

Sie bilden die „Mitte der Gesellschaft“. Die früheren „Otto-Normalverbraucher“ haben einen engen Bezug zu den harten Fakten des Daseinskampfes. Sie sind immun gegen ideologische Wahnvorstellungen.

Von wahnhaften Zwangsvorstellungen wimmelt und brodelt es in linken Köpfen. Sie glauben inbrünstig an „das Gute“ und suchen „das Böse“ auszurotten. Das Gute verkörpert sich in erster Linie in ihnen selbst und in zweiter Linie in jeder Menge liebenswerter Minderheiten. Weiterlesen

Sag mir, wo die Schmetterlinge sind!

Sag mir, wo die Falter sind!

Kinder fingen sie im Wind.

Sag mir, wo die Falter sind!

Was ist geschehn?

Für das Wegsterben und Aussterben der Insekten ist die heutige Weise verantwortlich, Land zu bewirtschaften. Es wurde Zeit, daß sich die jahrzehntealte wissenschaftliche Erkenntnis endlich breit durchgesetzt hat:

Für die säkularen Veränderungen im Artenspektrum der Lepidopteren des südlichen Niedersachsens sind bislang vor allem tiefgreifende Umwandlungen der landschafts- und Vegetationsstrukturen verantwortlich zu machen. [..] Offenkundig sind […] vor allem Falter, die eine enge Bindung an reich strukturierte, lichte und warme Laubmischwälder (z.B. Eichenmischwälder), an wenig oder extensiv genutzte Magerrasen, an ausgedehnte Heideflächen und an kraut- und blütenreiche Berg- und Feuchtwiesen aufweisen, von Rückgangserscheinungen betroffen.

Thomas Meineke, Diss.rer.nat., Göttingen 1984, S.247.
Kleiner Schmetterlingssammler 1897

Seit Beginn der menschlichen Besiedlung wurden die Waldflächen gerodet. Höhepunkt der Rodung war das hohe Mittelalter. Es entstanden weite, offene, in Dreifelderwirtschaft extensiv genutzte Naturräume mit hoher Artenvielfalt und lichte Laubwälder mit Waldweide. Weiterlesen

Soldaten und Garnisonen in Südwest-Niedersachsen 1603 bis 1803

Forschung und Buchprojekt 2017 / 2020

  • Vom Landsknechts-Fähnlein zum stehenden Heer: Personengeschichte der Soldaten und ihren Familien im kurhannöverschen Raum zwischen Solling, Weser, Werra und Leine im 17. und 18. Jahrhundert –

Zu den Personalien der Offiziere der Armeen des früheren Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, dem nachmaligen Königreich Hannover, gibt alte Literatur erschöpfend Auskunft. Die einfachen Soldaten sind dort nicht berücksichtigt. Die Ziel dieser Bearbeitung ist es, diese Forschungslücke zu füllen.


Dabei hat es die Forschung nicht entscheidend befördert, in Arbeitsgruppen für hannoversche Militärgeschichte museale Uniformknöpfe zu polieren. Auch militärische Strategie oder tapfer erkämpfte Siege motivieren uns nicht.
Ein wirkliches Verständnis, wie es eigentlich gewesen ist, kann nur bei den konkreten, individuellen Menschen ausgehen. Die Kenntnis ihrer Lebensumstände setzt die Kenntnis ihrer Person aber voraus, also steht Personengeschichtsforschung am Anfang aller Militärgeschichte und ist nicht nur deren Anhängsel.
Wenn in über 300 Jahre alten Archivalien von einer Soldatenwitwe zu lesen ist, deren Mann in Morea geblieben ist und die mit ihren Kindern bettelt, löst das Emotionen und lösen diese Gefühle Fragen aus. Weiterlesen

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