Wie ererbte Instinkte politische Orientierungen steuern

„Ach, was kann man oft von bösen

Buben hören oder lesen!“

So hatte einst Wilhelm Busch gespöttelt: Die Jungs waren schon zu seiner Zeit die kleinen Strolche jeder Geschichte. Mädchen waren brav. Mentalitätsunterschiede hatte schon Friedrich Schiller erkannt, denn die treue Hausfrau „lehret die Mädchen, wehret den Knaben.“

Die tiefen gesellschaftlichen Konflikte unserer Tage lassen sich auch auf Unterschiede zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Verhaltensstrategien zurückführen. Männlich ist die „agonale“ Haltung. Sie sieht im Gegenüber einen Gegner und sucht ihn zu überwinden. „Affiliativ“ hingegen ist die weibliche Grundhaltung, die alle ihre Lieben versorgen und umsorgen möchte. Auf diesen gegensätzlichen Antrieben beruhen unsere politischen Grundoptionen: rechts oder links, leistungs- oder gleichheitsorientiert, freier oder die Freiheit einengend.

Ist Ihnen schon aufgefallen, daß die Grünen den weitaus höchsten Frauenanteil der Bundestagsparteien haben? Die Bundeszentrale für politische Bildung gab ihn für 2020 mit 41% an gegenüber 36% in der SED-Nachfolgepartei Die Linke, 33% bei der SPD, 27% bei der CDU, aber nur 18% bei der AfD. Die jeweilige Quote entspricht der Position auf einer Rechts-Links-Skala. Das ist kein Zufall. Es spiegelt die unterschiedliche „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ anhand einer Skala der möglichen Grundwerte wider: So verstehen Linke unter „Gerechtigkeit“ eine Güterverteilung, bei der jeder das gleiche bekommt, Rechte aber eine, bei welcher der Tüchtigere und Fleißigere mehr erhält.

Der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt war es (Der Mensch, das riskierte Wesen, 1988), der die Grundmöglichkeiten, wie wir uns Mitmenschen ge­gen­über angeborenermaßen verhalten können, als freundlich-affiliatives oder aggressiv-agonales Verhalten bezeichnet hatte. Wie die Stachelschweine mö­gen unsere Ah­nen frierend in einer Höhle gesessen und sich aneinan­dergekuschelt ha­ben, bis sie sich auf die Nerven gingen und Abstand hielten – der Sta­cheln wegen. Distanz oder Annäherung: Zwischen diesen beiden Po­­len spielt sich alles soziale Verhalten ab. Das Agonale, Widerstreitende schafft Distanz und strebt nach – im Ernstfall auch ge­walt­sa­mer – Dominanz.

Von Natur aus sind wir freundlich ….

Das affiliative, also das lie­­bevolle, „mit­mensch­liche“ Ver­halten dagegen hat seine stam­mes­­­ge­schicht­li­chen Wur­zeln im Brut­­pflege­trieb. Sein sozialer Ort ist die Familie, und darum ist sein spe­­zi­fi­sches Ethos das familiäre. Hier liegt die Wurzel aller Be­reit­schaft zur Selbstaufopferung für einen Näch­­sten. Die Fa­mi­lien­bin­dung erfordert den Verzicht auf viele indivi­du­el­­le Freiheiten. Es setzt weit­ge­hen­de materielle Gleich­­heit vor­aus: Nie­mand am Tisch darf hungrig blei­ben. Jeder muß sich aber auch einfügen.

Weiblich ist die austeilende Gerechtigkeit. Sie beruht auf dem affiliativen Brutpflegetrieb.
Gemälde von Adolf Eberle (1843-1914)

Min­destens innerhalb der en­gen Fa­­mi­lien­bin­dung sind wir Men­­­schen „von Natur aus auch freund­­li­che, ge­sel­li­ge Wesen,“ schreibt Eibl-Eibesfeldt. Der Mensch entwickelt im ver­­trauten Klein­­­ver­­band je­ne Wert­hal­tun­gen, die es ihm „schließ­lich er­­lau­ben, selbst in ihm frem­den Per­sonen Brü­­der und Schwestern zu se­hen.“ So entstanden die ideellen Grundlagen des Gleichheitsdenkens um die wirk­li­che Urzelle mensch­licher Ge­mein­schafts­bildung: Wie in einer ein­zi­gen, gro­ßen Familie sollen alle gleich satt sein. Affiliatives Verhalten ist das Nährende, Mütterliche und Weibliche schlechthin.

… aber nicht zu jedem

Um die beiden menschlichen Grundmöglichkeiten: die agonale und die affi­lia­ti­ve, ranken sich alle politischen Theorien. Distanz oder An­näherung: Das agonale Hand­lungs­mu­ster sieht den Menschen in Auseinan­derset­zung gegen andere. Seine Liebe ist beschützende Liebe zu sich selbst und den Seinen gegen äußere Bedrohung. Darin besteht seine Aufopferung. Die Mutter dagegen opfert sich ebenso auf: innerhalb des Kreises ihrer Lieben.

Die Grundorientierung des Mannes ist agonal
(Kämpfende Riesen, Dresden, Zwinger, Detail)

Agonales Denken grenzt sich nach außen ab und beargwöhnt Fremde als potentielle Störenfriede und unerwünschte Mitesser. Wenn Sie sich die Haltungen unserer Parteien zu jenen Völkerschaften einmal unter die Lupe nehmen, die täglich in unser Land strömen, werden Sie diese sofort als latent agonal und abwehrbereit bzw. affiliativ und aufnahmewillig identifizieren, und damit zugleich als rechts bzw. links. Das affiliative Ideal besteht im völ­ligen Aufgehen des In­divi­duums im Kollektiv geliebter Mit­­­men­schen. Es schlägt sich in allen sozia­listischen Staats­ideen nieder. Diese kulmi­nie­ren im absoluten Versorgungsstaat, der rudimentäre Reste individueller Freiheit nur noch als die­nende Rädchen im Getriebe duldet. In ihm darf sich jeder selbst zu Tische laden, und alle müssen abgeben. Heute beträgt unsere Staatsquote über 50%: So viel nimmt der Staat uns weg und verteilt es „gerecht“ um. Als „Nanny-Staat“ maßt er sich unsere Rundum-Betreuung an und nimmt uns zugleich Bröckchen für Bröckchen unserer Freiheit: der Freiheit, ungleich zu sein und unsere individuelle Identität zu bewahren.

Beide Geschlechter, Männer und Frauen, können sich, je nach Situation, entwe­der agonal oder affiliativ verhalten. Vorwiegend jedoch begegnet der Mann der Welt agonal, nämlich – mit den Worten der Linguistin Deborah Tannen (1991) – wie in einem „Wettkampf, bei dem es um die Bewahrung von Unabhängigkeit und die Vermeidung von Niederlagen geht.“ In einer solchen Welt sind Gespräche „Verhandlungen, bei denen man die Oberhand gewinnen und behalten will und sich gegen andere vertei­digt, die einen herabsetzen und herumschubsen wollen.“ – Frauen dagegen nähern sich der Welt „als Individuum in einem Netzwerk zwi­schen­mensch­licher Beziehungen“, in der „Gespräche Ver­hand­lungen über Nähe“ sind, „bei denen man Bestätigung und Un­terstützung geben und erhalten möchte und Über­einstimmung erzielen will. Man will sich davor schützen, von anderen weg­gestoßen zu werden. So gesehen ist das Leben eine Gemeinschaft, ein Kampf um die Bewahrung der Intimität und die Ver­meidung von Isolation.“ Die typisch weibliche Sehnsucht nach Nähe, Intimität und Gemeinschaft bietet vorwiegend familiäre, affiliative Strategien auf; die männ­liche Auffassung von Sieg und Dominanz faßt die Welt als Leistungs­hierarchie auf und begegnet jedem Konkurrenten agonal.

Feindbild Mann

Instinktiv erkennen linksbewegte Frauen von weitem, wo ihr Feind steht: Es ist der männliche Mann, der auf seine Tüchtigkeit und Leistung im „Wettkampf“ des Lebens stolz ist, seine Familie zu ernähren und zu beschützen. Versteckt und früher noch verschämt krochen unter dem Mäntelchen – früher berechtigten – Gleichberechtigungsstrebens – protokommunistische „Feministinnen“ hervor, Genderistinnen und andere ideologische Hetzer. Ja, sie hetzen, weil sie zerstören wollen. Die aus Vater und Mutter bestehende Familie verunglimpfen sie als ungerechten Hort männlicher Dominanz und Unterdrückung der Frauen, um damit die Familie als Institution zu zerstören. Ihr strategisches Ziel besteht darin, die typisch männlichen Werthaltungen und Verhaltensstrategien zu zerstören und vollständig und einseitig durch typisch weibliche – affiliative – zu ersetzen.

Alter, weißer Mann, Erzfeindbild der woken Linken (Salomon Koninck, Der Eremit, 1643, Dresden, Galerie alter Meister)

Männer, die durch ihr Verhalten noch Männlichkeit ausstrahlen, werden einer „toxischen Männlichkeit“ bezichtigt. Es ist aber nicht erst ein Übermaß an Männlichkeit, das die Zornesader giftiger „Feministinnen“ schwellen läßt, sondern bereits das Normalmaß. Den Segen solcher geifernder Weiber finden allenfalls noch Männer, die vielleicht gar keine mehr sind. Ein anonymer und darum leider nicht zitierfähiger Autor beschrieb sie als weinerliche, gründurchflutete Östrogenmännchen mit Schal, Dreitagebart und Männerdutt, wie sie uns derzeit als „Männer“ verkauft werden. Das wirke sich bis in die hohe Politik aus: „Es gibt, bis auf wenige Ausnahmen, keine authentischen, robusten männlichen Charakterköpfe im derzeitigen Polit-Betrieb mehr. Staatsmänner mit Ecken und Kanten vom einstigen Format eines Strauß, Wehner, Genscher oder Helmut Schmidt sind ausgestorben. Vorbei und vergessen. Auch wo noch keine Frauenquote gilt, haben ungeschriebene Gesetze sowie eine omnipräsente, synthetische Hypermoral dafür gesorgt, daß mehrheitlich eine gestrenge Frauenriege das Zepter übernommen hat, die für sich mehr Einfluß und Relevanz reklamiert, als die Erfordernisse der Realität, Praktikabiliät und gesunder Menschenverstand es zulassen würden. Die Männer ducken sich verstört weg.“

Mann und Frau gehören zusammen

Dabei weiß jeder, daß Mann und Frau, Vater und Mutter, zusammengehören wie unsere beiden Füße oder Hände. Sie bilden gemeinsam ein Ganzes, das mehr ist als die Summe seiner Teile. „Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Starkes sich und Mildes paarten, da gibt es einen guten Klang!“, dichtete Schiller. Als Familie nämlich können sie sich Aufgaben teilen: Emotionaler Mittelpunkt jeder normalen Familie ist die Frau, die Mutter. Die Aufgaben des Vaters richten sich eher nach draußen. Genau darum bedarf es unterschiedlicher Verhaltensstrategien: Kinder brauchen (affiliative) mütterliche Wärme ebenso wie (agonalen) väterlichen Schutz. – Wo immer jemand solche einfachen Wahrheiten noch ausspricht, da werden gewisse „Weiber zu Hyänen“, um noch einmal Friedrich Schiller aus der „Glocke“ zu zitieren. Jedes Wort dieses Absatzes läßt Genderisten, Destruktivisten und heutige Feministen erbittert aufheulen: am lautesten das Wörtchen „normal“.

Sie vertreten nämlich philosophische Scharlatanereien wie eben den Konstruktivismus. Der besagt, die Gesellschaft baue sich quasi selbsttätig aus Einzelmenschen auf, die untereinander völlig gleich seien. Jeder kann sich aussuchen, ob er Männlein oder Weiblein sein will oder was es noch so alles auf der Wunschliste gibt. Alle diese modischen Lehren, so lebensfremd sie sind, verstehen wir sofort, wenn wie nach ihrer Funktion fragen: der Zerstörung der gesellschaftlichen Ordnung, der Zertrümmerung unserer Werte und Bindungen und dem Anspruch, Macht über uns zu gewinnen. Denn keineswegs hätte eine Loslösung der Frau von allen Bindungen an einen männlichen Mann ihre grenzenlose Freiheit zur Folge. Statt mit ihm zusammen eine begrenzte Freiheit zu genießen, fielen jeder für sich nur der sozialistischen Zwangsgewalt eines gleichmachenden Staatsapparats zum Opfer. Folge jeder staatlichen Auflösung der Familien und anderer Strukturen ist ein übermächtiger Umverteilungsstaat, dem niemand mehr entrinnen kann.

Das neosozialistische Weiberregiment

Es ist bezeichnend, wer heute alles unternimmt, um ihn einzuführen. Der schon erwähnte Anonymus „Cantaloop“ schreibt im Intenet weiter: „Allzu durchsetzt, ja verseucht wird die gesellschaftliche Debatte jetzt schon von den verheerenden Ideen und Thesen einer scharflinken Politikerinnen-Meute, der auch Nancy Faeser, Ricarda Lang, Saskia Esken oder Annalena Baerbock („feministische Außenpolitik”) angehören. Diese weisen eine deutlich sozialistische Prägung auf, plappern täglich Unsinn und widersprechen sich – und werden dennoch von den system-stabilisierenden Medien meisterhaft geframed.“ Sie bilden – flankiert von ein paar Beta-Männchen, unser neues Weiberregiment.

In ihm gilt alles Männliche als präfaschistisch, als bloße Masche zur Unterdrückung von Frauen. Ihrer altjüngferlichen Verschrobenheit ist die tiefe Liebe fremd, welche die Geschlechter so unwiderstehlich zueinander zieht. Sie brauchen keine Väterlichkeit, weil sie selbst nicht Mutter sein wollen: „Mein Bauch gehört mir!“, da treiben sie lieber ihr ungeborenes Kind ab. Im törichten Wahn, alles „genauso zu können wie ein Mann“, werden sie oft genug zu Mannweibern. Ihr Wunschmann ist darum kein starker Mann, an den sich andere Frauen gern anlehnen. Er ist ein weinerlicher Waschlappen, am liebsten schwul, trans oder weist multiple Handicaps auf. Dann zählt er zu den Hätschelkindern des neulinken Feminismus: männlich ohnehin nicht, aber auch nicht weiblich, sondern weibisch. So spiegelt er umgekehrt seinen weiblichen Gegenpart: herrisch, nicht weiblich.

Bevorzugtes Haßobjekt sind dagegen „alte weiße Männer“. Sie vereinen alle denkbaren Abscheulichkeiten in einer Person, verkörpern Deutschsein, Weißsein und männliches Auftreten: normale Männer eben.

Im Druck erschienen 2023 unter dem Titel „Das linke Weiber-Regiment“ in: DEUTSCHLAND-Magazin Nr.87/88, Hrg. Die Deutschen Konservativen e.V., Beethovenstr.60, 22083 Hamburg.