Klaus Kunze

Kategorie: Allgemein Seite 7 von 46

Alles gegen uns verschworen?

Woher kommt nur das böse Chaos in die Welt?

Schlichte Gemüter erklären sich die lästigen Probleme unseres Daseins gern mit der Existenz unterschiedlicher Prinzipien: In ihren Köpfen kämpft stets das Gute gegen das Böse, die Ordnung gegen das Chaos, die Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit und so fort. Göttern gleich lenken sie unser Dasein.

„Die“ Ordnung steht dabei immer für ein konkretes Ordnungsprinzip, das demjenigen nützt, der sich auf darauf beruft, beileibe aber nicht für eine Ordnung, die seinen Widersachern nützt. Die, so glaubt er, stehen nur für nur Chaos.

Heil’ge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau gegründet….

Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke.

„Das“ Chaos richten darum immer diejenigen an, die meine Ordnung zerstören und ihre eigene begründen wollen. Wer nicht an anthropomorphe Personifikationen wie die Justitia mit der Waage und den verbundenen Augen glaubt, benötigt unbedingt einen menschlichen Urheber „des Chaos“. Weiterlesen

Kipp-Punkte der Geschichte

… und dann ging alles ganz schnell!

Im Laufe langsamer Ereignisse gibt es Kipp-Punkte. Für die Weltgeschichte gilt das genauso wie in Wildwestfilmen.

High noon. Die Zeit scheint stillzustehen, wenn die Gegner die staubige Straße vor dem Saloon betreten, wenn stahlblaue Augen unter der Hutkrempe den Bösewicht durchbohren, selbst die Musik verlangsamt sich. Und dann geht alles ganz schnell. Wer zuerst blinzelt, hat verloren. Schüsse peitschen. Der Showdown ist gelaufen.

In unzähligen Strafprozessen hörte ich Zeugen einer Schlägerei lang und breit die Vorgeschichte erzählen. Dann wird es spannend. Richter und Prozeßbeteiligte spitzen zum Mitschreiben die Ohren. Wer hatte als erster zugeschlagen? Doch unversehens wird der Augenzeuge unsicher: „Dann ging alles ganz schnell.“

Jeder Prozeßerfahrene weiß: Zu schnell für den Beobachter. Wer als erster wen gedrängelt, geschubst oder geschlagen hat, weiß ich nicht. Seine Aussage ist unbrauchbar. Weiterlesen

Warum wir so überlegen sind

Haben Sie es sich einmal angetan, die Physiognomien linker Politiker oder gar Intellektueller genau zu betrachten? Sie können ja einmal Steinmeiers herabgezogene Mundwinkel mit denen vieler seiner Genossen vergleichen. Warum mag ihnen die schlechte Laune so ins Gesicht geschrieben sein?

Die Ärmsten leiden an einem unüberbrückbaren Zwiespalt zwischen der realen Welt und ihren Idealen. Wenn der Haß auf das Bestehende übermächtig wird, verwandeln solche Leute sich in Fanatiker. Das ist ein altes, sozialistisches Erbübel. Linkssozialisten von heute teilen es mit historischen Rechtssozialisten, die genauso fanatisch waren. Sie alle sähen uns am liebsten zu einem großen, vorgeblich glücklichen Kollektiv vereint – mit sich selbst als Anführern, versteht sich.

Wer seinen Realitätssinn auf dem Altar einer utopischen Ideologie geopfert hat, kommt ohne einen Feind nicht aus. Er ist es, der sich ärgerlicherweise der Erfüllung der utopischen Verheißungen in den Weg stellt. Weiterlesen

Moralrausch oder Interessenpolitik?

Die Moralisierung des Politischen ist eine politische Frage, keine moralische.

Ein alter Trick im politischen Machtkampf besteht darain, Interessen moralisierend vorzutragen. Ein moralisch maskierter Machtanspruch wirkt auf schlichte Gemüter gerechter als ein offener.

Gewisse ökonomische Interessengruppen „des Westens“ mit sehr viel Geld finanzieren viele „Nichtregierungsorganisationen“, um Einfluß auf demokratische Wahlentscheidungen und auf Regierungshandeln zu gewinnen. Multikulturelle Gesellschaften liegen in ihrem Interesse. In Deutschland stützt ihr Einfluß sich auf akademisch ausgebildete Kreise, aus denen unsere Funktionseliten sich zu rekrutieren pflegen. Vom Lehrer über den Hochschullehrer bis hin zu den ausgebildeten „Politikwissenschaftlern“ und Journalisten sind sie heute weitgehend links sozialisiert. Sie haben die früheren Funktionseliten der Nachkriegsjahrzehnte ersetzt.

Jene waren hervorragend ausgebildet gewesen. Ein antitotalitärer Grundkonsens verband sie. Dieser schloß ideologische Konstrukte weitgehend aus, verpönte politische Propaganda und widmete sich pragmatisch dem Aufbau der deutschen Institutionen und unseres Wohlstandes. Weiterlesen

Wir fröhlichen Heiden

Der Altmeister der französischen Neuen Rechten hat wieder publiziert.

„Heide sein“ – das neue Buch von Alain de Benoist, dem Altmeister der französischen Neuen Rechten. Das mit Spannung erwartete Werk erfüllt alle Wünsche an ein hochpolitisches und zugleich gelehrtes Werk. Benoist zeigt wieder einmal geistesgeschichtliche Zusammenhänge auf, die vieles Altbekannte miteinander sinnvoll verknüpfen.

Alain de Benoist, Heide sein. Die europäische Glaubensalternative
© 2023 by Lindenbaum Verlag GmbH, Beltheim-Schnellbach
Aus dem Französischen von Patrick de Trevillert und Claude Michel
Erstauflage 1982 im Grabert Verlag
Überarbeitete u. erweiterte Neuauflage 2023 im Lindenbaum Verlag

Der Titel könnte aber auch falsche Erwartungen wecken. Benoist wirbt keine Jünger für altnordische Fruchtbarkeitsriten und ruft auch zu keinem Ragnarök auf.

Man braucht nicht an Jupiter oder Wotan zu ›glauben‹ – was jedenfalls nicht törichter ist, als an Jahwe zu glauben –, um Heide zu sein.

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Die Burschenschaft im Kulturkampf

zwischen liberalem Extremismus und Freiheitlichkeit

Festrede, gehalten bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken am 27. Mai 2023 auf dem Kommers zu Ehren ihres 143. Stiftungsfestes.

Verehrte Festcorona, es ist mir eine Ehre und Freude, an Ihrem Festtag zu Ihnen sprechen zu dürfen.

Uns verbindet unser Einsatz für Ehre, Freiheit und Vaterland, die in unserer Zeit aufs höchste bedroht sind. Sie stehen unter permanentem Beschuß moderner Ideologien, deren Verwirklichung sie hemmend im Weg stehen. Diese Ideologien haben benennbare Urheber und Nutznießer.

Haus der Marburger Burschenschaft Rheinfranken (Foto: Webseite)

Ehre, Freiheit und Vaterland sind zeitgebundene Kinder einer geistigen Vorstellungswelt und gesellschaftlicher Verhältnisse einer konkreten geschichtlichen Epoche. Geistig war sie von Burschenschaftern stark mitgeprägt worden. Viele dachten national und freiheitlich. Im 19. Jahrhundert fanden einige ihre politische Heimat im damaligen Liberalismus. Jener alte Nationalliberalismus, seine Gedankenwelt und die sozialen Verhältnisse jener Epoche existieren nicht mehr als politisch relevante Strömung. Weiterlesen

Von der „nicht-vermachteten Diskursöffentlichkeit“ zur gegängelten Untertanenschaft

Die Diskurstheorie ist außer Kurs geraten

Um die Diskurstheorie und ihren Urheber Jürgen Habermas ist es still geworden. Die Realität hat den „herrschaftsfreien Diskurs“ außer Kurs gesetzt. Vor Jahrzehnten galt Habermas als inoffizieller Chefideologe des linksliberalen Establishments.

Wer Hirngespinsten nachhängt, muß irgendwann grausam an der Wirklichkeit scheitern. Habermas hatte sich eine Gesellschaft erträumt, in der alle Entscheidungen und Rechtssetzungen aus einem freien Diskussionsprozeß hervorgehen sollten. Damit trieb er die Theorien liberaler Theoretiker des 19. Jahrhunderts auf die Spitze. Diese hatten von alten Konzepten „ewiger Wahrheiten“ Abschied genommen, die man nur hatte verkünden müssen. Dem liberalen Ideal zufolge müßte man nur die klügsten und edelsten Männer eines Volkes wählen und in einem Parlament so lange diskutieren lassen, bis eine für alle akzeptable Problemlösung herauskäme. Dabei müsse jede Meinung repräsentiert sein. Wie von unsichtbarer Hand stelle sich dann ein Resultat ein, das für das Gemeinwohl das beste sei. Weiterlesen

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