Klaus Kunze

Kategorie: Schmetterlinge

Wanderfalter

Endlos das graue Band
Vor meinen Füßen sich spannt
über die Fluren weit.
Wanderer – bist du soweit?

Flügelt ein Falter daher:
“Mach es dir nicht so schwer,
breite nur aus deine Schwingen,
dein Leben wird dir gelingen!“

Über die Grenzen weit
sind wir im Fluge vereint,
sausen dahin wie im Traum,
streifen des Himmels Saum.

Fürchten nicht Dämmrung und Nacht,
das hat unsre Liebe vollbracht.
Siehst du den doppelten Stern?
Mein und dein und nicht fern!

14.6.2012

Doppelstern
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Zum Licht

Erheb die müden Augen
und blicke auf zum Licht,
wenn drunten dir’s an Freude
und Trost oftmals gebricht.

Ich weine Deine Tränen,
mein süßes Herzenskind,
und küsse Dich voll Sehnen
nach Sonne, Licht und Wind.

Die Sonne, die uns scheinet,
strahlt in uns selbst so hell,
sie sprudelt ewig Freude,
ein unversiegter Quell.

Das Licht, das Dich umfließet,
Dein strahlend heller Blick,
sie grüßen Wind und Wolken
und wenden Dein Geschick.

KK 8.1.2013

Zum Licht geboren
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Sag mir, wo die Elfen sind!

Keine Angst, es gibt noch welche. Wir sehen sie nur nicht. Um Schmetterlinge zu sehen, müssen wir unsere Augen nur öffnen. Um Elfen zu sehen, müssen wir die Augen dagegen schließen.

Wir können wieder sehen lernen. Neon-Helligkeit hat unsere Augen geblendet. Alles Grelle und Bunte wird groß herausgezoomt – wozu da noch genau hinsehen? Für das Feine, das Kleine, schwanden uns die Sinne.

Hauhechel-Bläuling, Männchen, Eberhausen 21.5.2016

Und flach ist alle Tage unsere Augenwelt, flach wie ein Bildschirm. In die räumliche Tiefe zu sehen haben wir uns abgewöhnt. Darum sehen wir die Falter nicht mehr, auch wenn sie da sind. Und weil wir auch in die Seelentiefe nicht mehr schauen, sehen wir auch keine Elfen mehr.

Doch halt – huschte da nicht etwas von der Blüte aus unserem Gesichtsfeld? Ein Bläuling war es, ein Weibchen. Stahlblau prunken die Männchen, aber urlaubsbraun die Weibchen der Art. Weiterlesen

Fliegt der Feuerfalter ins Auge des Betrachters?

Viele Schmetterlinge verhungern in offener Landschaft. Auf Wiesen, auf die Jahr um Jahr Gülle geschüttet wird, wächst nicht viel mehr als Gras.

Brauner Feuerfalter, Lycaena tityrus 5.8.2016

Die Biene rechts über dem kleinen Falter ermöglicht einen Größenvergleich zwischen den beiden blütenliebenden Insekten. Für beide bildet der blühende Steinbrech im Steingarten eine wichtige Nahrungsquelle. Futterpflanze der Raupen ist der Sauerampfer.

Es gibt nur noch wenige Wiesen in der Feldmark, die halbwegs natürlich sind und wenigstens einen Grundstock an Klee und wenigen anderen Blühpflanzen aufweisen. Auf sie stürzen sich die verbliebenen Schmetterlinge wie auf die letzte Tankstelle vor der Grenze.

Es nährt aber nicht jede Blüte jede Schmetterlingsart. Viele haben deutliche Vorlieben, die mit dem inneren Aufbau der Blüten und der Beschaffenheit des Saugrüssels zusammenhängen können. Keiner der großen Edelfalter käme auf die Idee, eine Kleeblüte anzufliegen, doch auf ihren Lieblingsbüschen, dem Sommerflieder, finden wir keine Angehörigen der Bläulingsfamilie. Weiterlesen

Sag mir, wo die Schmetterlinge sind!

Sag mir, wo die Falter sind!

Kinder fingen sie im Wind.

Sag mir, wo die Falter sind!

Was ist geschehn?

Für das Wegsterben und Aussterben der Insekten ist die heutige Weise verantwortlich, Land zu bewirtschaften. Es wurde Zeit, daß sich die jahrzehntealte wissenschaftliche Erkenntnis endlich breit durchgesetzt hat:

Für die säkularen Veränderungen im Artenspektrum der Lepidopteren des südlichen Niedersachsens sind bislang vor allem tiefgreifende Umwandlungen der landschafts- und Vegetationsstrukturen verantwortlich zu machen. [..] Offenkundig sind […] vor allem Falter, die eine enge Bindung an reich strukturierte, lichte und warme Laubmischwälder (z.B. Eichenmischwälder), an wenig oder extensiv genutzte Magerrasen, an ausgedehnte Heideflächen und an kraut- und blütenreiche Berg- und Feuchtwiesen aufweisen, von Rückgangserscheinungen betroffen.

Thomas Meineke, Diss.rer.nat., Göttingen 1984, S.247.
Kleiner Schmetterlingssammler 1897

Seit Beginn der menschlichen Besiedlung wurden die Waldflächen gerodet. Höhepunkt der Rodung war das hohe Mittelalter. Es entstanden weite, offene, in Dreifelderwirtschaft extensiv genutzte Naturräume mit hoher Artenvielfalt und lichte Laubwälder mit Waldweide. Weiterlesen

Schmetterlinge und Saurier

In welchem Zeitalter erschienen auf unserer Erde die ersten Schmetterlinge?

Friedrich Schnack, Das Leben der Schmetterlinge, 1928

Gebannt las ich die Frage am Beginn des Buches, das ich mir eben für 1 Mark antiquarisch gekauft hatte. Ich war neun Jahre alt und auf Ferienfahrt in Bad Zwischenahn mit meinem Kölner Judo-Club Wu Wang. Auf dem Buch im Wühltisch vor dem Laden prangte ein Schmettelings-Stich von Merian und stach mir ins Auge. Sofort griff ich zu. Ich habe das Buch noch als Kind unzählige Male gelesen.

Sein Lyriker Friedrich Schnack fragte sich:

Ich wüßte gern, ob damals schon Blumen blühten und welche, auf dem vom Beben geschüttelten Land, in jener menschenlosen Vorzeit, als auf der Erdenflur die Berge hüpften wie Wogen auf Meeren. Die Blumen, hatten sie ihre Schmetterlingsspeise, den Nektar, schon erfunden?

Seine Zeiten überspannende Phantasie entzündete meine kindliche Neugierde bis heute. Weiterlesen

Die Kollektivintelligenz der Widderchen

Widderchen heißt eine Schmetterlingsfamilie. Sie unterscheiden sich von anderen durch ihre Antennen (Fühler): dick wie Widderhörner. Von ihnen will ich erzählen.

Ein einzelner Falter ist gar kein Falter.

Konrad Lorenz, Pionier der Verhaltensbiologie, prägte den Satz: „Ein Affe ist kein Affe“. Damit spielte er auf das Bedürfnis an, einer Gruppe anzugehören. Die Affenhorde, das Löwenrudel, die Giraffenherde, das Bienenvolk, der Heringsschwarm: Sie sind die kleinsten Einheiten, in denen die biologische Art sich erhalten kann. Einzeltiere tragen zum Fortbestand der Art nichts bei.

Schmetterlinge bilden keine Herden und Rudel. Sie füllen ein geeignetes, vorhandenes Areal mit einer flexiblen Individuenzahl an. So viele Individuen ein Biotop ernährt, so viele gibt es dort auch. Ein Falter kommt selten allein. Wo eine Schmetterlingsart existieren kann, da gibt es sie gewöhnlich zahlreich.

Schmetterlinge können sich exponentiell vermehren. Sie ähneln darin Blumen: Sie können sich potentiell ins Unendliche aussamen, werden aber durch die verfügbare Fläche begrenzt. Weiterlesen

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