Klaus Kunze

Monat: November 2019 Seite 1 von 4

Zum Licht

Erheb die müden Augen
und blicke auf zum Licht,
wenn drunten dir’s an Freude
und Trost oftmals gebricht.

Ich weine Deine Tränen,
mein süßes Herzenskind,
und küsse Dich voll Sehnen
nach Sonne, Licht und Wind.

Die Sonne, die uns scheinet,
strahlt in uns selbst so hell,
sie sprudelt ewig Freude,
ein unversiegter Quell.

Das Licht, das Dich umfließet,
Dein strahlend heller Blick,
sie grüßen Wind und Wolken
und wenden Dein Geschick.

KK 8.1.2013

Zum Licht geboren
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Die Uhr tickt

Konservativ sein heißt: immer zu wissen, daß die Lebensuhr tickt.

Wenn es hingegen ein Merkmal des modernen Menschen schlechthin gibt: Er lebt in einer immerwährenden Gegenwart. Für ihn gilt allenfalls die Anzeige seiner Armbanduhr. Sie treibt und hetzt ihn von Ort zu Ort. Er lebt für den Augenblick. Er muß nicht unbedingt wissen, woher er kommt. Und wohin er einst gehen wird, schert ihn nicht. Wird er verbrannt oder in einem „Friedwald“ anonym verbuddelt? Egal.

Hora volat

Die moderne Industriegesellschaft zwingt die ihre menschlichen Bestandteile zu ständigen räumlichen Rochaden: morgens nach hier, nachmittags nach dort. Der Ortswechsel wird zum Dauerzustand. Alle Konzentration gilt dem Jetzt und Hier.

Konservative Menschen dagegen leben nicht primär im Raum, die leben in der Zeit. Gerade sie wissen: Hora volat – die Stunde verfliegt. Das wirft viele Fragen auf. Das Morgen und das Übermorgen begrenzt ihren Horizont nicht. Weiterlesen

Die Macht des Symbolischen

Die Chancen rationaler Politik stehen schlecht. Die Massen-Medien-Demokratie belohnt es nicht, Interessen rational vorzutragen und zu vertreten. Ihre Spielregeln begünstigen Strömungen, die sich emotional geben und diese Gefühle in Form bestimmter Symbole gießen.

Symbolon nannten schon die antiken Griechen ein Wiedererkennungszeichen unter Freunden. Mit dem Verb symballein bezeichneten sie es, wenn ein zerbrochenes Stück wie ein Ring wieder aneinandergehalten wurde. Paßten die Teile zueinander, hatten sich die Richtigen gefunden. Symbole wurden zum festen Bestandteil menschlicher Kultur vom urchristlichen Fisch bis zum modernen Smiley. Sie symbolisieren zusammengehörende Menschen, aber auch ganze Wörter, Sätze, Gefühle oder Glaubensbekenntnisse bis hin zu komplexen Weltanschauungen.

In unserem Medienalltag haben sie das gesprochene Wort verdrängt und ersetzt. Das gilt überall da, wo eine Sendung produziert wird, um Menschen zu beeinflussen: bei der Produktreklame, in Nachrichtensendungen, in Vorabendserien. Bildsymbole erkennt jeder sofort als Symbol. Wer in der Sportschau das Symbol eines konkurrierenden Vereins sieht, schaltet innerlich schnell auf Abwehr. Weiterlesen

Sag mir, wo die Elfen sind!

Keine Angst, es gibt noch welche. Wir sehen sie nur nicht. Um Schmetterlinge zu sehen, müssen wir unsere Augen nur öffnen. Um Elfen zu sehen, müssen wir die Augen dagegen schließen.

Wir können wieder sehen lernen. Neon-Helligkeit hat unsere Augen geblendet. Alles Grelle und Bunte wird groß herausgezoomt – wozu da noch genau hinsehen? Für das Feine, das Kleine, schwanden uns die Sinne.

Hauhechel-Bläuling, Männchen, Eberhausen 21.5.2016

Und flach ist alle Tage unsere Augenwelt, flach wie ein Bildschirm. In die räumliche Tiefe zu sehen haben wir uns abgewöhnt. Darum sehen wir die Falter nicht mehr, auch wenn sie da sind. Und weil wir auch in die Seelentiefe nicht mehr schauen, sehen wir auch keine Elfen mehr.

Doch halt – huschte da nicht etwas von der Blüte aus unserem Gesichtsfeld? Ein Bläuling war es, ein Weibchen. Stahlblau prunken die Männchen, aber urlaubsbraun die Weibchen der Art. Weiterlesen

Die deutsch-amerikanische Echokammer

Medienerzeugte Scheinwelten

Eine heute auf allen Sendern verbreitete Studie hat festgestellt, daß US-Amerikaner und Deutsche ihr Verhältnis völlig verschieden sehen. 85% der Deutschen bewerten die Beziehungen zwischen den beiden Staat als negativ oder sehr negativ. 75% der Amerikaner beurteilen es als gut. Über diese Diskrepanz müssen wir uns nicht wundern.

Sie bildet die unmittelbare Folge ganz gegensätzlicher Medien-Berichterstattung übereinander auf beiden Seiten des Atlantiks. Zugleich wirft sie ein erschreckendes Licht auf die Methoden der Medien, eigene Echokammern zu bilden und „Medienkonsumenten“ in sie einzubinden, manchmal auch einzusperren. Amerikanische Medien berichten zu 75% Positives über die deutsch-amerikanischen Beziehungen, deutsche zu 85% negatives, so kann man die Meinungsumfrage auch interpretieren.

Wenn zwei Menschen sich täglich in die Augen sehen, läßt sich ein Konflikt zwischen ihnen nicht schönreden, Abneigung nicht leugnen, und Liebe bedarf keiner Worte. Jeder weiß, wie seine persönlichen Freunde zu ihm stehen. Weiterlesen

Die Funktionierenden

„Ich funktioniere bloß noch!“, klagte die junge Mutter. „Ich muß auch erst mal wieder zu mir selbst finden,“ antwortete ihre Freundin. „Alle zerren sie an mir, jeder in eine andere Richtung.“

Wie diese beiden fühlen sich viele Menschen zerrieben zwischen den Anforderungen von Familie, Beruf und einem Freizeit- und Urlaubrest, in dem sie sich vielleicht noch der Zeittaktung von Bahn und Flugzeug aussetzen. Ein Empfinden menschlicher Überforderung nimmt überhand. Es schlägt sich in Burn-out-Syndromen oder Depressionen nieder. Menschen besuchen „Selbstfindungskurse“ oder erhoffen sich Trost in esoterischer Weltflucht.

Diesen persönlichen Empfindungen entsprechen Beobachtungen dessen, was als gesellschaftlich erwünschtes Verhalten gilt. Jeder muß die ihm gestellten Anforderungen penibel erfüllen, weil das Ganze sonst nicht mehr funktioniert. Verschläft ein Lokführer, kommen die morgendlichen Pendlern zu spät zur Arbeit. Chaos bricht aus. Die auf Effizienz getrimmte industrielle Massengesellschaft funktioniert nur mit funktionierenden Menschen.

In ihrer Funktionslogik nimmt sie Menschen nicht mehr als Individuen wahr, sondern nur in ihrer jeweiligen Funktion. Weiterlesen

Jacob Freudenthals Aufklärung

Seit Ende des 17. Jahrhunderts sind Juden in Bodenfelde an der Weser nachweisbar.[1] Ihre Anzahl hat sich durch Zuzug wesentlich erhöht, seit auf die Eroberungszüge Napoleons die Gründung des „Königreichs Westphalen“ unter dessen Bruder Jerome folgte und frühere Zuzugsbeschränkungen wegfielen. Weggefallen waren damit auch alte Verbote für Juden, bestimmte Berufe auszuüben. Gleichwohl waren und blieben alle Bodenfelder Juden, soweit das anhand der Quellen festgestellt werden kann, Händler oder Kaufleute.

Von einer Taufe eines Juden berichtet das Kirchenbuch Bodenfelde nur einmal: „Am 2.8.1818 ist der Israelit Bar Isaak mit dem Zunamen Mannsberg nach ergangenem Unterricht bei dem Herrn Pastor und in Gegenwart einer zahlreichen Versammlung öffentlich getauft worden, alt 23 Jahr – Zeugen bei dieser Handlung waren Herr Bippart Inhaber der Spiegelhütte Amelith, Herr Assessor Salfeld zu Nienover, Herr Dr. Lutz zu Uslar Herr Pastor Görk zu Lippoldsberg und Herr Kaufmann Fischer daselbst, Herr Factor Wessel ebendaselbst, Herr Gestütmeister Rente in Neuhaus. Weiterlesen

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