Forschung und Buchprojekt 2017 / 2020
- Vom Landsknechts-Fähnlein zum stehenden Heer: Personengeschichte der Soldaten und ihren Familien im kurhannöverschen Raum zwischen Solling, Weser, Werra und Leine im 17. und 18. Jahrhundert –
Zu den Personalien der Offiziere der Armeen des früheren Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, dem nachmaligen Königreich Hannover, gibt alte Literatur erschöpfend Auskunft. Die einfachen Soldaten sind dort nicht berücksichtigt. Die Ziel dieser Bearbeitung ist es, diese Forschungslücke zu füllen.
Dabei hat es die Forschung nicht entscheidend befördert, in Arbeitsgruppen für hannoversche Militärgeschichte museale Uniformknöpfe zu polieren. Auch militärische Strategie oder tapfer erkämpfte Siege motivieren uns nicht.
Ein wirkliches Verständnis, wie es eigentlich gewesen ist, kann nur bei den konkreten, individuellen Menschen ausgehen. Die Kenntnis ihrer Lebensumstände setzt die Kenntnis ihrer Person aber voraus, also steht Personengeschichtsforschung am Anfang aller Militärgeschichte und ist nicht nur deren Anhängsel.
Wenn in über 300 Jahre alten Archivalien von einer Soldatenwitwe zu lesen ist, deren Mann in Morea geblieben ist und die mit ihren Kindern bettelt, löst das Emotionen und lösen diese Gefühle Fragen aus. Eine 52jährige „Botenfrau Sophia Jatho, welche von Dransfeld nach Münden gelaufen ist, den Invaliden das Monatsgeld zu holen, und die 1773 bei starkem Schnee gefallen und erfroren ist“ gehört zu unserem Thema genauso wie der berühmte Generalfeldmarschall.
Dieses Buch möchte Fakten sammeln, die solche Fragestellungen einer Antwort näher bringen. Darum ist der Ansatz des Buches ein sozialwissenschaftlicher, ohne dabei den Anspruch zu erheben, mehr als Fakten für komplexere Antworten sammeln zu können.
Für Hannover und Hameln gibt es eigene Militärkirchenbücher, die ausgewertet und publiziert wurden. Für die Garnisonen Südniedersachsens gibt es dergleichen nicht. Die Militärangehörigen der Region finden wir in den regionalen gemeindlichen Kirchenbüchern verstreut, schwerpunktmäßig in Göttingen, Northeim und Hann. Münden. Für den Raum nordöstlich von Werra und Weser mit Schwerpunkt Münden bis zum Solling und die Göttinger Gegend sollen diese Personen dokumentiert werden.
Die Überfülle der Personendaten erzwingt eine enge geographische Beschränkung. Diese ist nicht immer verträglich mit systematischen Gesichtspunkten, weil Regimenter häufig verlegt wurden. So gibt es immer wieder enge personelle Beziehungen etwa zwischen Münden und Einbeck. Einbeck fällt allerdings geographisch etwas aus dem Rahmen dieses Projektes. Für die Göttinger Garnison standen dem Verfasser nur die publizierten Heiratsregister zur Auswertung zur Verfügung, nicht aber die Taufbücher und Sterbebücher. Die ganze Göttinger Garnison hier einzubeziehen, hätte auch den quantitativen Rahmen eines Buches gesprengt. Göttinger, Einbecker und andere Daten aus Garnisonen außerhalb des geographischen Forschungsraumes dieses Werkes werden hier darum nur dokumentiert, wenn ein personeller Bezug besteht.
Zeitlich ist das Forschungsinteresse hier begrenzt durch die Endphase des 30jährigen Krieges etwa um 1640 und dem Jahre 1803, als die Armee durch infolge der napoleonischen Eroberung ausgelöst wurde. 1644 setzt in Münden nach der Zerstörung der Stadt durch Tilly die Kirchenbuchüberlieferung wieder ein. Die Eingrenzung war auch notwendig, weil eine Einbeziehung späterer Jahre den quantitativen Rahmen gesprengt hätte.
Nicht erfaßt werden die Mündener „Stadtknechte“, also die nicht zur Armee zählenden Stadtsoldaten, erstmals 1706 im Kirchenbuch als Miliz bezeichnet.
Das Buch schreibt keine Regimentsgeschichte(n). Ohne Kenntnis der Regimentschefs und ihrer Lebensdaten ist es aber nicht möglich, einen Soldaten hier einem bestimmten Regiment zuzuordnen. Darum finden sich bei jedem Regiment notwenigerweise Angaben zu hren Chefs und Standorten.
Das Buch stellt auch nicht vollständig die kurhannoverschen Stabsoffiziere der Epoche dar. Entsprechende Werke gibt es nämlich bereits. Die Regimentschefs und anderen Offiziere werden hier immer nur soweit näher dargestellt, wie es der regionale Themenbezug erforderte.
Archivalische Überlieferung ist Vorbedingung aller Forschung. Im ersten „Quartal“ unseres Untersuchungszeitraums, 1600-1650, ist sie verzweifelt dünn, weil die Kriegsereignisse des dreißigjährigen Krieges oft nur Asche übrig gelassen haben. So geht es uns in dieser Periode wie beim Blick in einen wolkenverhangenen Nachthimmel: Wir wissen, daß über den Wolken unzählige Informations-Sternlein leuchten, aber nur gelegentlich reißt die Wolkendecke auf und zeigt uns die eine oder andere Person.
Die archivalische Überlieferung durch Kirchenbücher ist auch von Ort zu Ort unterschiedlich. Vielfach setzen die Kirchenbücher nach dem Krieg erst in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder ein.
In Dransfeld hat ein Stadtbrand alles aus der Zeit vor 1749 vernichtet. Die Moringer Kirchenbücher des Untersuchungszeitraums liegen vernichtet in einem 1945 gesprengten Schacht in Volpriehausen.
Alle sich aus den Quellen ergebenden Angaben zur Zugehörigkeit zu konkreten Truppenteilen sind hier dokumentiert. Im übrigen wurden Soldaten ohne diesbezügliche Angaben denjenigen Regimentern zugeordnet, zu denen sie ausweislich des Ortes und Jahres ihres Auftretens mutmaßlich gehörten. In Münden finden sich überwiegend keine konkreten Angaben zu Regimentern und Companien. Es ist aber weitgehend geklärt, welches Regiment in einem jeweiligen Jahr hier stationiert war.
Die Kirchenbuchdaten aus Hann.Münden wurden bis Juli 2018 vollständig eingearbeitet. Derzeit werden (über die im OSB Uslar publizierten Daten hinaus) die Uslarer Kirchenbücher bearbeitet, wo seit Ende des 17. Jahrhunderts eine Kompanie des jeweiligen Mündener Regiments stand.
In der Entstehungsphase der möglichen Publikation bittet der Verfasser um Unterstützung und Mitwirkung. Gesucht werden Personalangaben zu Militärangehörigen aus dem zu bearbeitenden Zeitraum. Der entscheidende, die Forschung limitierende Faktor ist immer der Zugang zu Primärquellen.
Einem berufstätigen Autor ist der werktägliche Weg etwa zum Staatsarchiv Hannover oder dem Göttinger Kirchenbuchamt aus naheliegenden Gründen ungangbar.
Dieses Projekt bedarf darum der Unterstützung vor allem, indem dem Verfasser auf Datenträger oder Microfiche Archivunterlagen zugänglich gemacht werden. Hier stehen vor allem etwaige Unterlagen aus dem Staatsarchiv über Personalbestände der alten hannoverschen Armee oben auf der Wunschliste.
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Stand 7.3.2019
Aus technischen Gründen sieht es auf dem Bildschirm immer wie ein im Layout fertiges Buch aus. Wie aber ein Hefeteig aus sich selbst heraus immer weiter aufquillt, entsteht auch dieses personengeschichtliche Werk nicht, indem es wie ein Roman vom Anfang bis zum Happy End heruntergeschrieben wird, sondern durch immerwährende Ergänzung des vorhandenen Datenbestandes.
In der Entstehungsphase der möglichen Publikation bittet der Verfasser um Unterstützung und Mitwirkung. Gesucht werden Personalangaben zu Militärangehörigen aus dem zu bearbeitenden Zeitraum.
Vorläufiges Register des Familiennamen, Ortsnamen und Sachstichworte
(Bearbeitungsstand 1.11.2019) anhand von Datensätzen zu 11088 Soldaten auf 949 Seiten.
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