Klaus Kunze

Monat: März 2022

Kampf um Kiew – ein Glaubenskrieg?

Während sich der Verstand erst die Schuhe anzieht, hat das Gefühl sich schon lange für eine Richtung entschieden. Alles Für und Wider im Kampf um unsere deutsche Position im Ukrainekrieg ist von vorrationalen Ängsten, Wünschen, Bedürfnissen und Hoffnungen geprägt. Rational begründen wir am Ende, was diesen Emotionen entspricht. Sie verraten uns, daß das Bombardieren von Frauen, Kindern und Krankenhäusern böse ist.

Am nachhaltigsten wirken menschliche Emotionen als Quellen von Religion und Metaphysik. Erfolg hat eine Religion, wenn sie ihren Gläubigen die Gewißheit vermittelt, nach von Gott gegebenen ewigen Gesetzen zu handeln. In solchen Gesetzen nehmen emotionale Grundbedürfnisse Gestalt an wie Liebe, Gerechtigkeit oder Erlösung von Übeln. Diese bilden das Böse. Wer Gottes Willen erkennt und vollstreckt, kann nichts Unrechtes tun. Vom „Deus lo vult“, mit dem Papst Urban II. am 27. November 1095 zum Kreuzzug aufrief, zieht sich ein roter Faden vergossenen Blutes bis hin zum Patriarchen Kyrill, der just zum heiligen Krieg gegen die Ukraine aufrief:

Gott solle „alle feindlichen, teuflischen Kräfte aus unserem gemeinsamen Leben“ vertreiben, predigt der Patriarch.

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Wo der Feind steht

Dem russischen Herrscher Putin ergeht es wie Wallenstein, über den ein Dichter später treffend schrieb: Von der Parteien Haß und Gunst verzerrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.

Für linksliberale Gutmenschen ist die Sache ausgemacht: Wladimir und Adolf hängen Seit an Seit im Gruselkabinett der Weltgeschichte. Beide verkörpern vorbildlich den Typus des Machtmenschen und Tyrannen, der bedenkenlos über Leichen geht.

Auf der politischen Rechten hingegen herrscht Verwirrung. Da schreibt jemand auf Facebook:

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch während eines im nationalen Fernsehen übertragenen Treffens mit seinen Ministern eine strenge Warnung an russische „Verräter“ ausgesprochen. „Das russische Volk wird immer in der Lage sein, wahre Patrioten von Abschaum und Verrätern zu unterscheiden und sie auszuspucken wie eine Mücke, die versehentlich in ihren Mund gelandet ist“, sagte er.

„Ich bin überzeugt, dass diese natürliche und notwendige ‚Selbstreinigung‘ der Gesellschaft unser Land, unsere Solidarität, unseren Zusammenhalt und unsere Fähigkeit, jede Herausforderung zu meistern, nur stärken wird“, schloß er laut Berichten der Nachrichtenagentur Reuters.

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Wenn der Wind sich dreht

Die Flexibilität offener Systeme

Autokraten sind auf die Zustimmung ihrer Untertanen nicht angewiesen. Ein demokratischer Politiker muß dagegen flexibel sein. Wenn der Wind sich dreht, muß er sein Fähnchen schnell genug mitdrehen können. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“, fragte einst Konrad Adenauer.

Prinzipientreue Menschen rümpfen über solche Wetterwendigkeit die Nase. Auf der anderen Seite kann es ein entscheidender Vorteil eines offenen Systems und einer offenen Informationsgesellschaft sein, sich auf Veränderungen schnell einzustellen und mit der Lage angepaßten neuen Paradigmata zu reagieren. Putin hat diese Flexibilität der westlichen Gesellschaften unterschätzt. Er hat Pussy-Staaten gesehen und meinte, sie würden sich ihm willig anschmiegen, kätzchengleich einschmeicheln und unterwerfen.

Heute ähnelt die Stimmung in Europa anscheinend eher dem eines aufgereizten Wespenschwarmes. Der Wind hat sich gedreht. Die ihn machen und anfachen, sind Meister ihres Faches. Weiterlesen

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