In rauher See
Die „Deutschland“ ist in rauhe See geraten und fährt auf Klippen zu. Die auf dem Oberdeck machen eine Kreuzfahrt, während unten bis zur Erschöpfung gerudert wird. Immer mehr zugestiegene Passagiere auf dem Mitteldeck genießen die freie Passage.
Während das Schiff den Klippen näher kommt, droht drunten Meuterei. Das Schiff müßte in Bewegung kommen. Doch wozu noch rudern? Während man streitet, Kurs nach rechts oder nach links zu setzen, knallen oben die Sektkorken. Zerstrittene Ruderer werden sich nie über die Richtung einig.
So wird unser Staatsschiff unweigerlich zerschellen. Nur durch einmütiges Handeln ließe es sich retten. Gegenläufige Bewegungen aber heben sich gegenseitig auf.
Die Spaltungen „der Gesellschaft“ nehmen zu: Alt gegen Jung, Stadt gegen Land, deutsch gegen ausländisch, links gegen rechts, Arm gegen Reich, und im Zweifel jeder gegen jeden. Während Träumer das als bunte Vielfalt herbeiwünschten, diagnostiziert Boris Reitschuster:
Weit entfernt sind wir aber auch von der freiheitlichen Demokratie, die wir früher einmal waren. Weil es eben immer mehr um sich greift, Menschen mit einer anderen Denkweise als „Feinde“ zu sehen und zunehmend auch gegen sie vorgegangen wird.
Boris Reitschuster im Interview „Ich fürchte einen dramatischen politischen Zerfall“ 23.10.2022
Wenn das zerstörerische Freund-Feind-Denken nicht abgebaut wird, droht tatsächlich ein neue Jakobinismus, der unsere freiheitlichen Traditionen pulverisieren kann. Es wird dann nur noch die richtige Gesinnung zählen und keinen Rechtsstaat mehr geben. Alte Totalitarismen werden wiederaufleben und sich modernster Methoden bedienen.
Der Zorn wächst
Eine Herrschaftstechnik lautet: Divide et impera – teile und herrsche! Während an der Basis das Stück „Demokratie“ gespielt wird, ändert sich faktisch nichts am Kurs. Energien verpuffen nutzlos in parteipolitischem Gezänk.
Ein Volk ist leicht zu beherrschen, wenn es an die Illusionen der Mitbestimmung und der Repräsentation glaubt. Es hält die Parteienherrschaft für legitim, weil nominell jeder Bürger dort mitmischen und mitzanken darf. Das politische System ist durch das Parteiengesetz so geregelt, daß nur Parteien zu Wahlen antreten dürfen, die strukturell so sind wie die anderen. Im Innern zankt man um Flügel und Richtungen. Hat einer erst mal sein Pöstchen und Schäfchen im Trockenen, werden die Möchtegern-Revolutionäre von einst genau so, wie die von Ihnen Entthronten vorher auch waren. Der Soziologe Robert Michels hatte 1911 das eherne Gesetz der Oligarchie formuliert und erkannt: Die Revolutionäre von gestern sind die Reaktionäre von morgen.
Es werden fortlaufend parteipolitische Schein-Feindschaften erzeugt und durch ideologische Schlagworte verstärkt. Mitbürgern werden schmähende Etiketten aufgeklebt. Man hört sich gegenseitig nicht mehr zu. Bereiche des geistigen Lebens werden unter Tabu gestellt, ausgeladen, verpönt, verfemt und verachtet. Der Staatsfunk hetzt gegen sie. Protototalitärer Druck wächst, und zugleich wachsen in vielen der ideologisch Unterdrückten Zorn und Ablehnung.
Solange die Bundesrepublik im wesentlichen gesellschaftlich homogen war, mußte sie keine existenziellen Interessenkonflikte aushalten. Je multikultureller sie wird, desto mehr werden Konflikte sich verstärken. Die Systembedingungen wirken wie eine innere Zentrifugalkraft, die das Ganze über kurz oder lang sprengen wird.
Was tun?
Die Deutschen in Deutschland haben, objektiv betrachtet, noch ziemlich homogene Interessen.
Sie bestehen in der Bewahrung der Grundlagen unserer Existenz: einer freiheitlichen demokratischen Ordnung unseres Zusammenlebens, der Bewahrung des von Generationen erarbeiteten Wohlstandes und nicht zuletzt, daß es in hundert Jahren überhaupt noch ein deutsches Volk geben wird.
Über tages- und parteipolitische Fragen werden wir uns nie einigen, das ist systembedingt. Jenseits ideologischer Glaubensfragen können wir uns aber über die Grundfragen unserer Existenz einig sein. Ich behaupte: Wir sind das auch. Unabhängig von parteipolitischen Anhänglichkeiten kenne ich niemanden, der mir in diesem Punkt je widersprochen hätte.
Vielleicht habe ich auch bloß einen besonders bodenständigen Bekanntenkreis. Wie auch immer: Eigentlich wollen alle nur das Beste. Das billige ich auch rot-grün-Bewegten zu. Viele verzweifeln aber über der Frage, wo sie ihr Kreuzchen machen sollen. Die durch das Parteiensystem erzeugte Politiker-“Auslese” erscheint ihnen unfähig, andere als parteipolitische Probleme zu lösen. Und vom Staatsfernsehen verhetzt halten viele ihre eigenen Nachbarn oder gar Verwandte für politische Finsterlinge, Quertreiber oder Kriminelle. Über Lächerlichkeiten wie das Aufsetzen von Masken entzweien sich Familien.
Ich bin der sicheren Überzeugung, daß eine überwältigende Mehrheit der Deutschen diesen Zustand abscheulich findet. Wir sind im Grunde ein unpolitisches Volk, dessen Bürger eigentlich nur in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen und deren Früchte genießen wollen. Lassen wir uns doch nicht länger gegeneinander aufhetzen!
Wie erreichen wir das?
Wir benötigen ein gemeinsames Zeichen, ein Symbol unseres guten Willens für unsere gemeinsame Sache. Es führen ja so viele Wege nach Rom, so viele verschiedene Kanzeln rufen zur ewigen Seligkeit, warum sich um des richtigen Weges willen streiten? Wer immer die drei Grundfragen unseres gemeinsamen Interesses bejaht, steht den anderen viel näher als viele meinen.
Wir benötigen ein gemeinsames Erkennungszeichen aller Menschen guten Willens, ein Zeichen einer neuen Bewegung. Es soll auf der Straße, in der Eisenbahn und überall auf den ersten Blick erkennen lassen: Wir gehören zusammen und begegnen uns mit Achtung und Respekt. Das tun wir, selbst wenn wir uns über die Mittel und Wege nicht einig sind, die Grundlagen unserer Existenz gemeinsam zu schützen. Dieses Zeichen darf darum kein parteipolitisches und kein Zeichen neuer gesellschaftlicher Spaltung sein.
Das Zeichen gibt es schon. Wir müssen es nicht erfinden. Es ist schwarz-rot-gold. Die Form ist gleichgültig. Es könnte die Form einer kleinen Kokarde oder eine andere Form haben, die nicht einheitlich sein muß.
Die Farben sind politisch unangreifbar. Sie symbolisieren Einigkeit und Recht und Freiheit unseres Volkes. Sie sind unsere Staatsfarben und zugleich die unserer demokratischen Tradition. Mit ihnen kann keiner dem Träger etwas Peinliches nachsagen. umso peinlicher aber für mediale und amtliche Hetzer und Spalter unserer Tage, die an öffentlichen Gebäuden lieber Regenbogenfahnen des Herrschaftsanspruchs ihrer Ideologie aufziehen.
Es gibt kein anderes Zeichen, das gleich geeignet ist zu sagen: Wir sind ein Volk. Wir gehören zusammen. Wir achten uns trotz parteilicher Differenzen. Wir bringen unser Volk gemeinsam in Bewegung. Wir sind uns einig über die Grundfragen unserer Existenz.
Wir sind eine Bewegung im Volk und vermögen ein Volk in Bewegung zu setzen.