Das Schüren von Ängsten ist eine Herrschaftsinstrument

Habt keine Furcht! Morgen früh wird wieder die Sonne aufgehen.

Laßt Euch nichts einreden! Die Sonne wird scheinen, Mutter Erde wird weiter ihre Bahn ziehen, Eiszeiten und Warmzeiten werden kommen und gehen, so wie sich Tag und Nacht immerwährend die Hände reichen. Glaubt nicht den falschen Propheten!

Vor der Wende zum 2. Jahrtausend zogen fanatische Wanderprediger durchs Land und verkündeten, mit Beginn des neuen Jahres werde das jüngste Gericht über uns hereinbrechen. „Tut Buße! Beugt Eure sündigen Häupter vor dem Herrn, denn er wird Euch richten.“

“Und beugt sie natürlich auch in Dankbarkeit vor den Bußpredigern, die Euch das Seelenheil retten. Der Hut für die Spenden steht da vorne links bei dem Meßdiener!”

Tausende verschenkten ihr Hab und Gut, geißelten sich und zogen betend durchs Land. Am 1. Januar des neuen Jahres sehnten sie sich dann nach etwas Warmem zum Anziehen. Wenn der Ofen einmal aus ist, weil keine Briketts mehr im Keller liegen, wenn der Ofen verboten und die Zentralheizung verrostet sein wird, werden Gläubige die Hitzewelle erwarten. Betend vielleicht. Wahrscheinlich auch frierend. Vielleicht, wenn der Wind gerade nicht weht, die Flüsse vereist sind und nicht fließen und die Sonne sich hinter grauen Januarwolken versteckt.

Verliert vor lauter Angst nicht den Verstand! Wir suchen uns Wege, die keiner noch fand! Menschen mußten sich immer anpassen. Sie zogen sich vor 12000 Jahren die Felle aus, blinzelten in die Sonne und freuten sich, daß die Eiszeit vorbei war. Sie paßten sich an. Sollen wir das nicht mehr können? Gegen Sommerhitze und Winterkälte kann man sich wappnen. Technisch sind wir gerüstet wie niemals zuvor. Ja, es ist wieder so warm, wie es schon des öfteren war im Rahmen der zyklischen Klimaperioden. Darum muß uns nicht der Angstschweiß ausbrechen.

Der Hut für die Spenden steht auch schon wieder da: da links. “Beugt Euch vor dem jünsten Tag vor dem Klimakollaps! Legt Eure Münzen brav in den Hut für die Ökosteuern, eine andere in die Mütze für die Benzinpreise, die dritte in den Eimer für die CO2-Steuer, eine vierte für die staatsfinanzierte Partei der Rettung der Welt, und die fünfte in den Hut des Herrn Wanderpredigers von den Tagesthemen, denn er wird Euch den Weg weisen. Dahin links bitte, da stehen die Hüte. Beugt Euch vor Euren neuen Herren!”

Laßt Euch nicht belügen! Die Wanderprediger des Mittelalters predigten, als wären sie verblendete Verrückte. Aber hört es sich für uns heute auch wie Wahnsinn an, so hatte es doch Methode. Die Methode nährte ihren Mann. Die Welt will betrogen sein. Apokalyptische Visionen kommen an. In Katastrophenfilmen und Weltuntergangs-Szenarien ist Hollywood Weltmeister, dicht gefolgt von ARD und ZdF. Dort nennt man die Prediger „Fachleute“ und die Meßdiener „Faktenfinder“.

Laßt Euch keine Ängste einjagen! Die alten Prediger malten den Teufel an die Wand, der den Menschen Trugbildern vorgaukelt. Er leugnet den Herrn, dieser böse Gottesleugner! Umso wichtiger war es, den Predigern zu gehorchen, denn sie bildeten die letzte Frontlinie vor dem Feind. Gott, sei bei uns! – Die neuen Prediger malen den Populisten an die Wand. Er leugnet das Klima, dieser böse Klimaleugner! Umso wichtiger ist es, auf die Moralprediger und Klimaschützer aus dem Fernsehen zu hören. Wenn wir die nicht hätten! Greta, sei bei uns!

Frei und unbeschwert wie ein Vogel kann jeder sein.

Laßt niemanden Eure Ängste schüren! Traut Euren eigenen Augen! Geht mit offenen Augen durch unsere – noch unsere? – Städte. Seht Euch um! Am besten tagsüber. Ihr wißt, vor wem man sich in Acht nehmen muß. Ihr wißt, wo im Dunkeln die Messer lauern. Laßt Euch nicht verblöden und nicht verblenden! Wer das Messer führt, um den macht einen Bogen, nicht um den, der vor dem Messer warnt. Damit Ihr noch dabei seid, wenn morgen früh wieder die Sonne aufgeht.

Laßt Euch nicht einschüchtern! Es liegt an Euch selbst, liegt an uns allen, für wen die Sonne in zehn, dreißig und hundert Jahren über Deutschland scheinen wird. Man weckt in Euch Ängste vor Euch selbst. Von Kindesbeinen an habt ihr gelernt, in Euch wohne das Böse. Jeden Tag sollt ihr irgendwelchen Anfängen wehren. Man legte Euch einen Ring um den Hals, den einen „Ring, Euch alle zu knechten, Euch alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“ (Tolkien).

Eure Angst begründet ihre Macht
(Edvart Munch, Der Schrei, 1910)

Sie wollen Euch das Fürchten lehren. Vor Angst, den Mund aufzumachen, sollen Euch die Knie schlottern. Nie sollt Ihr wissen, ob es noch Erlaubtes oder schon Verbotenes ist, was Euch da entschlüpft. Das wissen nur sie selbst, die Schöpfer der Knebel Eurer freien Rede, all der Beschränkungen des Wortwahl, um beschränkte Untertanen und Jasager zu schaffen, die Interpreten ihrer eigenen Worthirngespinste und Denkverbote, die Vollstrecker der Strafen für Gedankenverbrechen. Doch die Gedanken sind frei!

Nur Eure Angst begründet ihre Macht.

Tretet aus dem Dunkel der Angst wieder ins Licht! Schaltet die verlogene Propagandamaschine in Euren Wohnzimmern für immer ab! Sie soll Euch panem et circenses geben, wie den römischen Plebejern in der Arena: Brot und Spiele, und zwischendurch die tägliche moralische Zerknirschung wegen damals und die täglichen fünf Haßminuten auf die Ungläubigen und die Ewiggestrigen. Wendet Euch von der täglichen unterschwelligen Lügenpropaganda ab! Faßt Mut zu Euch selbst, zu Euren Kindern, Euren Eltern, Eurer Familie! Seht den Menschen lachend in die Augen, die es verdienen!

Laßt Euch nicht ins Bockshorn jagen! Ihr schuldet der Welt gar nichts. Aber Ihr schuldet Euch selbst etwas: Gebt Euch selbst wieder frei! Nehmt Euch die Freiheit, Ihr selbst zu sein und nicht den Hampelmännern zu entsprechen, die man Euch allabendlich in der Flimmerkiste als Vorbilder vorgaukelt. Glaubt an Euch selbst und Eure Kraft! Euren Familien, Kindern, Eltern und alten Leuten, denen schuldet Ihr etwas. Schwitzt das Gift aus, das jeden Tag in Eure Gehirne geträufelt wird.

Die Eure Ängste seit Jahren systematisch schüren, die Euch Schuldgefühle einreden, die mit der Apokalypse drohen, wenn Ihr nicht gehorcht: Schüttelt sie ab wie ein Hund seine Flöhe und Zecken!

Morgen früh, am 1. Januar 2020, wird die Sonne wieder aufgehen. Da bin ich mir ganz sicher. Habt keine Furcht! Macht etwas aus dem neuen Jahr!

KK

Und die Morgenfrühe, das ist unsere Zeit,
wenn die Winde um die Berge singen,
die Sonne macht dann die Täler weit
und das Leben, das Leben,
das wird sie uns bringen.

Alle kleine Sorgen sind nun ausgemacht,
in die Hütten ist der Schein gedrungen.
Nun ist gefallen das Tor der Nacht
vor der Freude, der Freude,
da ist es zersprungen.

In der hellen Morgenfrühe sind wir da,
keiner wird uns hier den Weg vertreten,
die Städte weit und die Felder nah
und die Lerchen, die Lerchen,
die hören wir beten.

Wie ein blanker Acker ist die Erde jetzt.
her zu uns, daß wir die Saat beginnen!
Ein Hunger ist in die Augen gesetzt,
neue Lande, neue Lande,
wollen wir uns gewinnen.

Hans Baumann