Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,

Folg ich der Vögel wundersamen Flügen,

Die langgeschart, gleich frommen Pilgerzügen

Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten,

Träum ich nach ihren helleren Geschicken

Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.

So folg ich über Wolken ihren Fahrten.

Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern,

Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen,

Es schwankt der rote Wein an rost’gen Gittern,

Indes’, wie blasser Kinder Todesreigen,

Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,

Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.

Georg Trakl  (gefallen 1914)