Weltbürgerkrieger

Der ewige Deutsche lebt noch. Vielen umliegenden Nationen ist er oft auf die Nerven gegangen: als besserwisserischer, belehrender Prinzipienreiter wollte er die Welt am deutschen Wesen genesen lassen.

Heute hat er wieder ein Gesicht: Heiko Maas. Dessen Ähnlichkeit mit seinem früheren deutschen Ministerkollegen und Erzpropagandisten deutscher Überlegenheit mag rein zufällig sein. Zuweilen stabilisieren Kleinwüchsige ihr Selbstbewußtsein durch ein besonders großes Mundwerk.

Der ewig besserwisserische Deutsche lebt noch.

In den Trümmern seines militärischen Größenwahnes brachte sich Maas‘ Amtsvorgänger selbst um. Maas seinerseits zertrümmert gerade genußvoll in moralischem Größenwahn die diplomatischen Beziehungen zu zwei der mächtigsten Staaten der Erde: USA und Rußland. Sich beide zugleich zu Feinden machen und es mit ihnen aufnehmen? Für propagandistische Schönredner ist das kein Problem. Am Endsieg unserer gerechten Sache kann kein Zweifel bestehen.

„Maas kritisierte insbesondere den Aufruf Trumps zur doppelten Stimmabgabe und dessen Kritik an der Briefwahl. Der SPD-Politiker sagte „Bild am Sonntag“, es sei verstörend, daß ein amerikanischer Präsident glaube, so etwas nötig zu haben. Er setze auf die Vernunft und den gesunden Menschenverstand der Amerikaner. Dann werde der ruchlose Versuch scheitern, Zweifel an der Gültigkeit der Wahl zu säen, um später womöglich eine Wahlniederlage nicht zu akzeptieren.“

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Ich will mich gar nicht lange mit der Frage aufhalten, ob an der historischen USA-Kritik des deutschen Propagandaministers und der aktuellen USA-Kritik des deutschen Außenministers etwas dran war oder ist. Politologen, Journalisten oder Pfarrer mögen dazu ihr Herz ausschütten und lästern, was das Zeug hält. Ich werde nicht widersprechen.

Militärischer Zweifrontenkrieger

Wenn aber ein Minister, noch dazu der Außenminister, im Namen unseres Staates über den Präsidenten des mächtigsten Staates der Erde vom Leder zieht, fügt er dem deutschen Interesse schweren Schaden zu. Es ist undiplomatisch. Wie ein kläffender Pinscher, der sich hinter seinem Gartenzäunchen wie ein rasender Löwe aufführt und einen vorbeigehenden großen Hund anfletscht, macht er sich und unserem Land keine Freunde. Kriegt der große ihn irgendwann zu packen, ist es aus mit ihm.

Natürlich darf im moralischen Zweifrontenkrieg auch die andere Seite nicht fehlen. Deutschland hat ja auch sonst nichts zu tun und ist von Freunden umzingelt. Was schert uns da, wie Rußlands Putin über uns denkt? Das teutsche Ultimatum:

„Maas gibt Rußland nur noch einige Tage Zeit. Sollte es in den kommenden Tagen keine Beiträge zur Aufklärung geben, werden wir mit unseren Partnern über eine Antwort beraten müssen“, so Maas.

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Auch hier rechtfertige ich die aggressive Anti-Diplomatie nicht mit der Nachfrage, ob Maas in der Sache Recht hat. Ich weiß nicht, ob Putin alles Nowitschok zugriffssicher im Giftschrank hat und kein anderer als Täter in Frage kommt.

Mir genügt die Feststellung: In Rußland hat ein Russe einen anderen Russen vergiftet. Das ist kein Grund für Deutschland, das Kettenhemd überzustreifen und in den Krieg zu ziehen. Dieser Krieg ist ein Weltbürgerkrieg, ein globales Ringen um ideologische Fragen. Unter ideell ideologischen Fahnen werden reale Interessenkonflikte ausgetragen. Kann Deutschland mit seiner derzeitigen Operettenarmee mit Wickeltischen und Genderismus aber Konflikte gebrauchen, und das noch mit den beiden mächtigsten Nachbarn?

Maas vertritt keine deutschen Interessen. Er vertritt die Interessen einer Glaubensrichtung im Kulturkampf, der die europäischen Nationen ebenso spaltet wie die USA. In autoritären Staaten wie Rußland wird dieser innergesellschaftliche Konflikt gewaltsam unterdrückt. Auf der einen Seite steht eine traditionelle Denkweise, partikularistisch und nationalstaatlich, auf der anderen Seite die Vorkämpfer eines moralisierenden Globalismus. In den USA werden diese Seiten vertreten durch Trumps Republikaner auf der einen und Bidens Linke bis hin zur Antifa auf der anderen Seite. Manchmal wird dieser geistige Bürgerkrieg noch friedlich ausgetragen.

In Europa stehen die EU und einige sie stützende Regierungen nebst NGOs auf Seiten der moralisierenden Globalisten. Auf der anderen Seite formieren sich die Kräfte eigenwilliger Beharrung auf dem Eigenen und Überkommenen: Großbritannien unter Boris Johnson, die Regierungen von Polen und Ungarn und viele sogenannte „populistische“ Bewegungen.

Mit moralisierenden Globalisten kann man keinen Frieden schließen. Ihre Moral läuft auf eine Paninterventionsethik hinaus. Sie mischt sich überall aggressiv ein und und stänkert herum, wo nicht nach ihrer Facon regiert wird. Sie ist brandgefährlich und führt uns in immerwährende Konflikte. Deutschland hat kein Interesse an einem moralischen Weltbürgerkrieg. Maas als Weltbürgerkrieger fügt unserem Land schweren Schaden zu.

Gegen die ständige Einmischung in Dinge, die unsere Interessen nicht berühren, wandte sich Günter Maschke in einem Interview mit eigentümlich frei:

Maschke: Ich finde es lächerlich, wegen Vorfällen auf amerikanischen Straßen hier in Deutschland zu demonstrieren. Ich bin ja ein Extremist der Nichteinmischung; wenn in Frankreich der Kannibalismus tobt, aber es werden keine Deutschen aufgefressen, dann geht es uns einen Dreck an. 

ef: Auf der Gegenseite agieren aber Kannibalen der Einmischung, die sich nicht zu Unrecht als global handelndes Kollektiv empfinden.

Maschke: Der Mondialismus oder die Globalisierung sind Tatsachen, gewiß, aber mich interessieren diese Vorfälle nur in Bezug auf unser Verhältnis zu den USA. Sie werden ja ständig dazu animiert, sich eine Meinung über Dinge anzuquälen, von denen Sie im Grunde nichts oder sehr wenig wissen. Die Informationsgrundlage soll dann allen Ernstes das sein, was in der Zeitung steht. Ich habe dazu keine Meinung. 

Günter Maschke im Interview mit „eigentümlich frei“ Nr.205 vom 30.8.2020

Von Kannibalen der Einmischung sind wir nicht gut regiert. Wir sollten uns auch nicht beeindrucken lassen von perhorreszierender Berichterstattung und Vorverdächtigungen. Es spricht nichts dafür, wir würden von unseren Medien vollständig über Trumps Handeln informiert. Und wer alles in Rußland welche geheimdienstlichen Süppchen kocht, können unsere Medien ebensowenig wissen wie unsere Regierung. Diese treibt ein gewagtes Spiel. Es zielt letztlich nur darauf ab, sich innenpolitische Zustimmung bei unseren moralischen Gutmenschen abzuholen. Die außenpolitischen Kollateralschäden für Deutschland interessieren einen Weltbürgerkrieger keinen Deut.

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  1. Manuela GUTSCHE

    Sehr guter Beitrag. Entspricht völlig meiner Meinung…
    Unterschreibe ihn mit beiden Händen.
    Warte ungeduldig auf weiter Beiträge dieser Aktualität und Qualität.
    Weiter so🌹✌🏻

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