Klaus Kunze

Monat: März 2021

Peinliche Verwandte: rechte und linke Identitätspolitiker

Identität – ein Zauberwort

Identität ist in aller Munde. Wer sein Gefühl für seine Identität verliert, ist ein Fall für den Psychiater. Wer seine Identität aber auch aus ethnischen Merkmalen bildet, die er mit anderen Menschen gemeinsam hat, wird leicht zum Fall für den Verfassungsschutz.

Der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sagte dieser Tage in einem Interview sinngemäß: Wenn die Regierung eine Maßnahme durchsetzen will, wird sie irgendeinen Professor schon finden, der seinen Namen dafür hergibt und sie dem Publikum als wissenschaftliche Notwendigkeit verkauft. Der Politologe Armin Pfahl-Traughber war als engagierter Kämpfer gegen Rechts in linken Kreisen schon wohlbekannt, als er seine Feder den VS-Behörden lieh. Inzwischen darf er sich mit einem Professorentitel schmücken und publiziert sogar auch über linken Extremismus. In der ZEIT vom 18.3.2021 warnt er scheinbar  gleichermaßen vor linkem wie rechtem Extremismus:

Es gibt eine Identitätslinke, und es gibt eine Identitätsrechte.

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Die bürgerlichen Flügel der AfD – nationaler Imperativ oder Tanz um das goldene Kalb?

Selbst Linke möchten heute bürgerlich sein

Alle möchten sie die Bürgerlichen sein, selbst die Grünen. Der Streit um das Prädikat „Bürger“ tobt seit einem Jahrhundert, auch innerhalb des nationalen Lagers. Am 17. März 2021 griff sogar der von Herkunft tscherkessische Grüne Özdemir den AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen in einer Talk-Schau an:

Özdemir schießt schnell zurück, meint, das sei ein „ziemlich raffinierter Trick“ von Meuthen. „Jetzt sind Sie hier in der Sendung und machen so einen auf bürgerlich und die anderen Parteimitglieder reden auf den Demonstrationen.“
Meuthen antwortet nur: „Ich bin bürgerlich.“

Focus-Text zum ZDF-Video

Es gibt zu denken, daß inzwischen selbst ein Funktionär der alten Revoluzzer-Partei die Bürgerlichkeit positiv affirmiert, seiner rechten Konkurrenz aber abspricht. Auch in der AfD adelt sich mit Bürgerlichkeit, wer sie seinen Gegnern abspricht: Unter dem hämischen Applaus der linken Konkurrenz eignen liberale Konservative sich gern die alleinige Bürgerlichkeit an und sprechen sie ihren mehr nationalen Parteifreunden ab. Weiterlesen

Unser schneidiger Politkommissar

Paderborner Land du Hort der reinen Lehre

Ostwestfalen gilt eher als langweilig: plattes Land, muhende Kühe, bedächtige Leute. Ganz hinten die berüchtigte Senne: Hier lernten Generationen wehrpflichtiger Burschen die niedrigste Gangart. In der Polizeischule Stukenbrock können sich Polizeischüler auf ihre Prüfungen vorbereiten, ohne städtischen Versuchungen zu erliegen.

Auch die alte Bischofsstadt Paderborn gilt nicht als Wiege des Frohsinns oder zügelloser Ausschweifungen. Wo früher Inquisitoren streng auf Kirchenzucht achteten, wacht heute ein Politkommissar über das richtige Bewußtsein der Untertanen. Benedikt Apel heißt er, und weil die Überwachung unserer Gesinnung so wichtig ist, ist er sogar Hauptkommissar.

Heute werden keine Rosenkränze mehr gebetet, und er gibt keine Bibelstunden im rechten Glauben. Es müssen gleich ganze Aktionswochen für die linientreue Gesinnung sein:

Heute beginnen die Aktionswochen gegen Rassismus, mit Dauer bis zum 28. März 2021. Zahlreiche Initiativen und Organisationen aus dem gesamten Kreisgebiet beteiligen sich dabei mit Aktionen und Veranstaltungen.

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Revolution – leicht gemacht

Oh Herr, schenk mir revolutionäre Massen!

Zufriedene Bürger sind der Albtraum jedes Revolutionärs. Sie möchten lieber Brot und Spiele. Der vom SDS-Vorkämpfer nach weit rechts konvertierte Hegelianer Reinhold Oberlercher hatte vor dreißig Jahren „Gau-Aufstände“ vorausgesehen. Indes ereigneten sich keine. Schon 1929 war der Nationalbolschewist Ernst Niekisch verzweifelt über das deutsche Bürgertum. Es sei feige und hänge nur an seinem Besitz. Merkte es nicht, wie es von den Versailler Siegermächten ausgebeutet wurde? Revolutionäre Spannkraft lebe aber im Arbeiter.[1] Auch Niekisch wurde enttäuscht. Die von ihm erhoffte nationale Revolution blieb aus.

Marcuse weiß, wie es geht

Warum gehen unterdrückte Massen sich lieber amüsieren, statt revolutionäre Flugblätter zu verteilen? Der Emigrant Herbert Marcuse grübelte lange darüber nach und hatte einen Geistesblitz: In fortgeschrittenen Industriegesellschaften werde der Produktionsapparat totalitär und errichte eine Herrschaft auch über die individuellen Bedürfnisse und Wünsche.[2] Sein Perpetuum mobile scheint perfekt: Die Menschen sind zufrieden, weil die Kapitalisten ihnen genau die Konsumwünsche erfüllen, die sie zuvor geweckt haben. Weiterlesen

Und täglich grüßt uns der Mutant

Mutanten sind zum Gruseln. Das fanden jedenfalls die Produzenten diverser Horror-, Fantasy- und Gruselromane. Eine kurze Bildrecherche mit Google zeigt Abnormes, das oft als häßlich, manchmal aber sogar als hübsch dargestellt wird. Zuweilen werden „Mutanten“ überlegene Fähigkeiten zugeschrieben, wenn sie nicht als minderwertig abqualifiziert werden.

Die ersten drei Zeilen einer Recherche mit Bildsuche von Google nach „Mutanten“

Gleich hinter Gruselmonstern rangieren inzwischen mutierte Corona-Viren als personifizierter Schrecken des 21. Jahrhunderts. Ich habe hier bereits des öfteren darauf hingewiesen, daß nicht nur Viren, sondern auch Menschen, daß wir also allesamt: Mutanten sind. Bei der Weitergabe und Vererbung genetischer Informationen gibt es immer Ablesefehler beim Gencode, die meistens durch Selektion wieder aussterben. Die nützlichen Mutationen bleiben uns hingegen erhalten.

Schwule Mäuse-Mutanten

Eine aktuelle Studie der Genetiker Maryam Keshavarz und Diethard Tautz (2021) bescherte uns weitere Kandidaten für die Mutantenliste: Homosexuelle. Die Wissenschaftler suchten den Fehler nicht im gesellschaftlichen System, nicht im Milieu oder in frühkindlichen Erfahrungen. Weiterlesen

Mit gezücktem Marcuse gegen das System

Medien: Immer mit der Macht im Bett

Otto von Bismarck hatte die Presse seiner Zeit des Reptilismus gescholten: Wie heimtückische. kriecherische Würmer nage die Journaillie am Thron. Das ist lange her.

Heute liegt sie am liebsten mit der Macht im Bett. Allein die SPD besitzt über Beteiligungen ein kleines Medienimperium, die Presseschau des Deutschlandfunks zitiert gern das neue Deutschland der SED (jetzt Linke), und der journalistische Nachwuchs saugt auf Schulen und Universitäten den Linksradikalismus auf wie das Baby die Muttermilch. Kritik an den politisch Mächtigen findet man selbst mit der Lupe nicht mehr.

Wir leben in einer industriellen Massengesellschaft mit ihren spezifischen Systemeigenschaften. Sie beruht auf Massenproduktion, Massenkonsum und einem auf die Existenz von Massen zugeschnittenen politischen System. Es wird stabilisiert durch massentaugliche Medien, die für dasjenige Maß an Einförmigkeit des Empfinden und Denkens sorgen, ohne welches die Einzelteile auseinanderfliegen würden. Weiterlesen

Und täglich grüßt der Extremist

Verfassungsschutz als Konkurrenzschutz

Das Publikum läßt sich immer weniger beeindrucken durch staatliche „Extremismus“-Alarmschreie. Es hat sich herumgesprochen, daß als Extremist immer etikettiert wird, wer der jeweiligen Regierung besonders unangenehme Konkurrenz macht.

In einer heutigen Pressemittelung des Verwaltungsgerichts Köln bekräftigte dieses, durch die Einordnung als Verdachtsfall

werde in unvertretbarer Weise in die verfassungsrechtlich gewährleistete Chancengleichheit politischer Parteien eingegriffen.

Pressemitteilung VG Köln vom 5.2.2021 zu 13 L 105/21

Es sei

sei bereits dadurch, daß die Einordnung als Verdachtsfall öffentlich bekanntgeworden sei, derart tief in die Chancengleichheit der Parteien eingegriffen worden, daß eine weitere Beeinträchtigung derselben dadurch, daß Mitglieder der Antragstellerin mit nicht gänzlich unerheblicher Wahrscheinlichkeit damit rechnen müßten, allein aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit nachrichtendienstlich überwacht zu werden oder von solchen Maßnahmen jedenfalls mittelbar betroffen zu sein, nicht hinnehmbar sei

Pressemitteilung VG Köln vom 5.2.2021 zu 13 L 105/21

Eine Partei amtlich als verdächtig zu stigmatisieren, hat nämlich den Zweck, ihr qualifizierte Mitglieder zu entziehen, weil Beamte und öffentliche Bedienstete um ihre Stellung fürchten. Weiterlesen

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