Tausendjährige Reiche und Ewigkeitsklauseln
Schon viele Staatsverfassungen haben sich in Deutschland als ewig, mindestens aber als tausendjähriges Glücksversprechen aufgeplustert. Irgendwann kamen sie doch unter die Räder. Das Rad der Geschichte drehte sich immer besonders schnell, wenn die äußeren Verhältnisse sich änderten.
Wer uns „herrlichen Zeiten entgegenführen“ wollte wie Wilhelm II, ein tausendjähriges Reich ausrief wie Adolf oder die druckfrischen Seiten seiner neuen Verfassung mit einer Ewigkeitsklausel versieht, sieht sich schnell in Verdacht: Der will seine Macht nie wieder abgeben. Hinter solchen Leuten wandeln stets unsichtbar Gesinnungswächter, Staatspolizei, Verfassungsschützer und andere Befehlsempfänger. Sie alle sind perfekte Bürokraten, stets dienstwillig und völllig humorbefreit.
Sie neigen auch nicht dazu, geistreiche Bücher vor dem Konfiszieren und Verbrennen selbst zu lesen. Zum Dank für ihre geistige Abstinenz dürfen sie häufig im Amt bleiben, wenn zu allem Entschlossene das Rad der Geschichte mal wieder vor dem Einrosten bewahrt haben. Weiterlesen

