Die Nieme ist ein östlicher Zufluß der Weser und mündet in diese beim Kloster Bursfelde (Abbildung). Einen Kilometer niemeaufwärts stand vor einem halben Jahrtausend ein Eisenhammer. Der Familienbetrieb nutzte die Wasserkraft für einen baumartigen, auf und ab auf einen Amboß schlagenden Hammer. Der Betrieb stellte schweres Eisengerät her, auch Rüstungsgüter.

Abnehmer solcher Eisenhämmer waren Landesfürsten. Exportiert wurde weserabwärts über Bremen bis Holland.

Eisenhammer (Charles Delaunay 1868, gemeinfreie Abbildung)

Verpächterin des Eisenhammers war Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg. Der Eisenhammer stand damals also auf “staatlichem” Grund und Boden. Heute gehört dieser dem Land Niedersachsen. Damit war der Eisenhammer ein quasi staatlicher Rüstungsbetrieb.

Die Epoche der sich herausbildenden Staatlichkeit hatte eben erst begonnen. Es gab noch keinen alle Lebensbereiche regelnden Staat. Das Herzogtum hatte keine “Staatsbediensteten”, um einen Eisenhammer zu betreiben. Darum wurden solche Fiskalgüter verpachtet, um Einnahmen zu erzielen. Sie waren erwünscht, zumal wenn sie unentbehrliche Güter herstellten wie in unserem Fall Kanonenkugeln.

Ostern 1546 befand sich der Pächter der seit 16 Jahren bestehenden Eisenhütte, ein Cunrad Tuntzebach, mit 36 Talern in Pachtrückstand. Die Witwe Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg, geb. Markgräfin von Brandenburg, nahm die Anlage daher als Landesherrin und Grundeigentümerin wieder an sich. Sie verpachtete „ihren lieben Getreuen Curd von Bardeleben und Hans Wesche, gewesener Bürger zu Kassel, 1546 aber Bürger von Münden,“ ihre eiserne Schmelzhütte in der Nieme vor Bursfelde. Diese Pächter durften auch Kohlholz, Wasser und Weide zum Betrieb nutzen. Wenn die Pächter Kanonenkugeln gießen würden, sollten sie diese dem Fürstentum Braunschweig als erstes anbieten.

Die Erze wurden aus dem Harz angefahren. Die unentbehrlichen Brennstoffe lieferte der Bramwald.

Für die Pachtjahre 1546-47 und 1556-57 sind Pachteinnahmen belegt. Ob der Betrieb danach ununterbrochen weiterbestand, ist unbekannt.

Diesen Hüttenbetrieb pachtete Johann Diegel 1615. Wahrscheinlich mußte er ihn neu gründen, jedenfalls erheblich investieren. Es heißt nämlich 1615, Diegel habe seine Bergwerke und Eisenhütten mit großen Unkosten eingerichtet, und zwar mit dem Raum und Platze vor dem Breiten Busche an der Weser, worauf unlängst die alte Glashütte gestanden und daselbst an die vom Abt zu Bursfelde angelegte Rodung stößt, wie auch allda über seine Hütte zwischen der Nieme und dem Totenberg und von der Habichtsbeke an bis zum Hüttengarten. Es handelte sich also um zwei verschiedene Plätze, deren einer zwischen dem Kloster Bursfelde und der heutigen Siedlung Glashütte an der Weser liegt (der Breite Busch, später Diegels Kamp genannt), der andere östlich Bursfeldes an der Nieme.

Das Stück an der Nieme war der alte Standort des Eisenhammers seit 1530. Zwischen Habichtsbeke und Totenberg und wo der Hüttengarten wendet, lag es 1672 „dreisch“, wurde also nicht beackert. Das Kloster hatte das Weiderecht. Auch die Haus- und Hofstätte, so itzo [1672] zur Gedult gehörten dem Kloster. Als Johann Diegel einmal Weidezäune errichtete und das Kloster damit aussperrte, hat Abt Matthias Dornwell diese aufbrechen lassen. Matthias Dornwell starb 1639, Johann Diegel 1632, also muß das vor 1632 gewesen sein.

Im Niemetal erinnert nichts mehr an den Eisenhammer. Rechts im Bild die frühere „gemeine Heerstraße nach Löwenhagen“. Links erhebt sich der Sundern als Teil des Bramwaldes. Zu seinen Füßen fließt hinter der Baumreihe die Nieme.
Foto: K.Kunze 18.4.2014

Diegel hatte auch die Fischerei gepachtet und unter anderem im Hüttengraben gefischt. Er unterhielt einen Teich in der Hammerwiese und hatte diesen mit Stämmen eingezäunt. Abt Dornwell († 1639) aber gab dem Klosterknecht Andreas Heller aus Bühren einen Taler, damit dieser die Stämme heimlich des nachts entzwei hieb. Alsbald ließ Diegel die Stämme erneuern. Jetzt ließ Abt Dornwell heimlich Quecksilber in den Fischteich werfen, wodurch dieser ganz verdorben wurde und kein Wasser mehr halten wollte. So ließ man ihn später austrocknen. Am Ende war er gänzlich zugeschwemmt und zu nichts mehr nütze, auch weil das Hüttenwerk nicht mehr ging.

Es gibt keinen Grund, anzunehmen, der Eisenhammer habe 1615 woanders gestanden als schon seit 1530. Zu ihm gehörten jedenfalls ein Schmelzofen, ein durch Wasserkraft betriebenes Hammerwerk und ein oder mehrere Wohngebäude. Dieses dürfte im Kern mit einem der Wohngebäude der Gedult aus der Skizze von 1675 schon identisch gewesen sein.

Solange Diegel Junggeselle war, hatte er kein Vieh, aber als er gefreiet 3 oder 4 Rinder und 3 oder 4 Schweine. 1619 beschwert sich das Kloster bereits über Diegel, er habe sich unlängst eigene Kühe und Schweine zugelegt, die er auf den Niemewiesen halte und die Nutzungen des Klosters schmälere, was ihm der Herzog am 6.5.1619 verbot. Dem Abt Matthias Dornwell übertrug er die Aufsicht darüber und das angehörende Dorf Fürstenhagen.

Sie können gern hier mit Quellen-Nachweisen weiterlesen:

http://klauskunze.com/hf/bio/1699.htm