Klaus Kunze

Der Friede, über den sich niemand freut

Der Krieg zwischen den afghanischen Taliban und den USA ist vorbei. Die USA haben ihn auf der ganzen Linie verloren. Die Paschtunen wollten sich in ihrer Mehrheit partout nicht „westlich“ amerikanisieren lassen

In den deutschen Medien und Parteien ist der Jubel über den Frieden so gedämpft, daß man nichts von ihm hört. – „Frieden!“ – Wo bleibt das medialen Glockenläuten, die Böller, die Sektkorken?

Nach 30 Jahren Krieg war in Deutschland die Erleichterung über den Friedensschluß von 1648 groß (zeitgenössisches Flugblatt). Nur ein paar übrig gebliebene konfessionelle Fanatiker knirschten mit den Zähnen. Auch in Afghanistan herscht jetzt nach rund 40 Jahren endlich Frieden. Nur ein paar übrig gebliebene Ideologen in westlichen Redaktionen knirschen mit den Zähnen.

Hieß es nicht jahrzehntelang, Friede gehe über alles, alle deutsche Politik müsse ihm dienen, von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg ausgehen und so weiter und so weiter? Weiterlesen

Soros, Schwab und Konsorten: Verschwörer und Verräter?

Jede Epoche hat ihre eigene Metaphysik. Nicht jede Religion paßt zu jedem Gesellschaftssystem. Je nach ökonomischen, demografischen und historischen Rahmenbedingungen wandelt sich der zeitbedingte Inhalt des Glaubens.

Strukturell ändert sich dabei aber nichts: die Funktionsweise jeder Gesellschaft benötigt ideelle Rahmenbedingungen, die ihrerseits genau diese und keine andere Funktionsweise begründen und in Gang setzen.[1]

Solange die materiellen Lebensbedingungen sich nicht ändern, können solche Systeme über Jahrhunderte stabil bleiben. Umbrüche wie die industrielle Revolution aber machen die „spirituellen“ Grundlagen alter Ordnungen brüchig. Das raubt der bisherigen Herrschaft die ideelle Legitimität: den Glauben der Beherrschten daran, daß genau diese Regierung mit universell geltenden Regeln in Einklang herrscht.

Das soll Religion sein?

Folgen die Fridays-for-future-Kinder einer Religion? Gibt es überhaupt einen strukturellen Unterschied etwa zu Fronleichnamsprozessionen?

Wer konfirmiert oder gefirmt ist und in dem Glauben aufwuchs, man sei eben entweder kirchentreu religiös oder gottlos, neigt zu einem engen Verständnis, was Religion ist. Weiterlesen

Die Feuer des Fanatismus brennen schon

Wer bist du? oder Was bist du?

Einer afp-Meldung zufolge hält eine Mehrheit von 61% unsere Gesellschaft für zerrüttet und sieht eine „Spaltung der Gesellschaft“.[1] Zwei Lager scheinen sich in einem geistigen Bürgerkrieg unversöhnlich gegenüberzustehen. Sprachlos und sich mißverstehend beargwöhnen sich nicht nur in Deutschland zwei geistige Strömungen. Doch nur wer seinen Gegner durch und durch verstanden und begriffen hat, vermag ihm standzuhalten.

Der Soziologe nickt wissend und zeigt seine Statistiken vor. Die geistigen Strömungen von Stadt und Land, manchmal von mehr oder weniger wohlhabend oder gebildet, fließen oft in unterschiedliche Meere. Der Politologe erklärt uns dann gern, zu welchen verschiedenen Gesellschaftsmodellen die geistigen Grundströmungen führen können. Aber alle diese Disziplinen sind nicht hilfreicher als eine Biologie in ihren Kinderschuhen, die Elefanten und Hamster für „gleich“ hält, weil beide Pflanzen-Freßsäcke sind, unterschieden nur, weil der eine in Afrika wohnt, der andere in Deutschland. Weiterlesen

Herrscher der Begriffe

Unsere schöne neue Welt enthält ein Universum schöner Begriffe wie Humanismus, Gerechtigkeit, Demokratie, Teilhabe, Wahrheit, Gleichberechtigung, Klimarettung, fairer Handel, Friede, Freude und Eierkuchen für alle. Alle diese schönen Worte sind leider, funktional gesehen, nur die Nasenringe, an denen man die Masse durch die Arena führt und wie einen Zirkusbären für sich tanzen läßt.

Ob diese Lehren ‚wahr‘ oder ‚falsch‘ sind, ist für die Welt der politischen Geschichte eine Frage ohne Sinn. Die ‚Widerlegung‘ etwa des Marxismus gehört in den Bereich akademischer Erörterungen oder der öffentlichen Debatten, wo jeder recht hat und die anderen immer unrecht. Ob sie wirksam sind, seit wann und für wie lange der Glaube, die Wirklichkeit nach einem Gedankensystem verbessern zu können, überhaupt eine Macht ist, mit der Politik zu rechnen hat, darauf kommt es an.

Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, S.1352.
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Facebook-Urteile: Zu früh gefreut

Zu früh gefreut, zu laut gelacht

Wer sich freute, daß Facebook mal wieder einer Prozeß gegen Nutzer verloren hat, der hat sich zu früh gefreut. Die Urteile des Bundesgerichtshofs vom 29.7.2021[1] sind eine Niederlage für die Meinungsfreiheit, für die deutschen Nutzer, für unsere Kommunikationsgesellschaft und für unseren Anspruch, nach unseren deutschen und europäischen Spielregeln diskutieren zu dürfen.

Was in Deutschland nicht öffentlich gesagt und verbreitet werden darf, legt der deutsche Gesetzgeber abschließend fest. Es steht in Paragraphen des Strafgesetzbuchs wie 86, 86 a, 109 d, 111, 166, 130 und 185 bis 189 und anderen. das ist schon ein ziemlich langer Verbotskatalog. Die sogenannten Gemeinschaftsstandards der US-Firma Facebook von Herrn Zuckerberg gehören nicht dazu.

Unser Verfassungsgeber hatte sich in Art. 5 Absatz 1 Satz 3 Grundgesetz entschieden: „Eine Zensur“ findet nicht statt. Dann hat er sich bequem zurückgelehnt. Er wäscht seine Hände in Unschuld. Weiterlesen

Merkels moderner Cäsarismus

Intellektuelle Straßenköter und andere Ketzer

Um sich bei allen Fundamentalisten findamental unbeliebt zu machen, braucht man nur die Welt zu beschreiben, wie sie ist. Jene möchten das gar nicht wissen. Sie wollen immer nur hören, wie sie sein sollte.

Bleibend verhaßt bei Schwärmern jeder Couleur macht sich, wer ihre heiligen Kühe verwurstet, ihren Göttern nicht opfert und ihr Gutmenschentum als moralische Froschperspektive verhöhnt.

Doch existenzvernichtende Abwehrreflexe riskiert jeder intellektuelle Straßenköter, der sein Beinchen an den Säulen der Macht hebt. Die alten Majestäten verfolgten Majestätsbeleidiger umso strenger, je stärker das Fundament ihres Thrones bröselte. Darum richtet sich alle Wut unserer Herrscher in Parteien und Medien gegen „die Populisten“. Die sind doch tatsächlich so frech, ihren Willen für den Willen des Volkes zu halten. Diese Würde billigen unsere gewählten Repräsentanten sich nur selbst zu.

Der Populismus der großen Anzahl stellt grundsätzlich die Legitimität demokratischer Repräsentation in Frage, den Grundpfeiler des Grundgesetzes. Weiterlesen

Wie die Lüge zur Wahrheit wird

„Wahrheit“ aus der Retorte

Wahrheit kann man heute machen, kann sie erzeugen und herstellen wie ein Produkt. In nie gekanntem Ausmaß bemächtigen Medien sich unserer Gehirne und installieren in ihnen eine Art Matrix vollendeter Fehlwahrnehmung. Sie läßt uns Dinge sehen, die in der Realität gar nicht existieren.

Auf der Plattform gettr.com las ich heute einen Nutzerbeitrag: „Wenn man Radio, Presse, Schule, Kirche, Kunst, Wissenschaft und Film kontrolliert, kann man jede Wahrheit in eine Lüge verwandeln, jeden Unsinn in Vernunft.“ Der anonyme Nutzer namens „Wahrheitssuche“ hat Recht.

Indem Millionen Deutsche wenigstens medial mit Mitgefühl und Sorge das Schicksal unserer Landsleuten in der Eifel verfolgen, baute sich ein uns fremd gewordenes Band der Solidarität auf.  Unzählige Menschen sahen die Helfer-Kolonnen aus allen Himmelsrichtungen in die Flutgebiete rollen. Am liebsten wäre jedermann mitgerollt, um aus tiefstem Gefühl der Verbundenheit mitzuhelfen.

Während ein plötzliches Gefühl lebendiger Gemeinschaft das ganze Volk verband, mußten die üblichen Verdächtigen im Rotfunk und Staatsfernsehen spalten und sahen ihre Chance zu politischer Hetze. Weiterlesen

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