Erstpublikation: freilich-magazin 20.12.2023
Das innere Gesetz, nach dem wir antreten, geben wir uns selbst. Es gibt keine Freiheit ohne diese normative Selbstbestimmung. Auf dem Weg zu ihr können Bücher hilfreich sein. In Zeiten ideologischer Herrschaftsansprüche bildet für uns Untertanen das Lesen geradezu einen subversiven Akt.
„Γνῶθι σεαυτόν!“ stand am Apollotempel von Delphi: „Erkenne dich selbst!“ Am besten erkennt man jemanden inmitten von ihm geliebter Bücher. Doch liebt er sie, weil sie von Anfang an seinem tiefsten Selbst entsprachen, oder haben umgekehrt erst die Bücher ihn dazu gemacht, was er jetzt ist? Welche haben mich in den Grundlagen meines Denkens dauerhaft bestärkt?
Vielleicht ist es ein wechselseitiger Prozeß. Um über meine fünf wichtigsten Bücher zu schreiben, muß ich die Unbelangbarkeit des neutralen Beobachters aufgeben und vieles von mir selbst preisgeben. Da mag sich einer mir dann geistesverwandt fühlen oder auch nicht, wenn er mich schon als Neunjähriger in Schmetterlingsbüchern lesen sieht, denen bald Werke des Verhaltensforschers Konrad Lorenz und anderer Biologen folgten. Weiterlesen

