Humanitarismus: Die Religion der Gottlosen

Wie der Mensch sein eigener Gott wurde

Der Humanitarismus wäre nicht die erste Religion ohne Gott. Vor altersgrauer Zeit glaubte man an eine Natur voller beseelter Bäume, Tiere, Pflanzen und Quellen. Die Menschen fühlten sich als Teil von ihr.

Es vergeht kein Tag, in denen nicht irgend jemand etwas „aus humanitären Gründen“ von uns verlangt. Der Humanitarismus ist zur neuen Religion geworden und hat strenge Gebote. Wir werden uns hier überzeugen, daß er eine echte Religion ist, die Religion unserer nur scheinbar unreligiösen Zeit.

Jede Epoche hat ihre eigene Metaphysik. Nicht jede Religion paßt zu jedem Gesellschaftssystem. Je nach ökonomischen, demografischen und historischen Rahmenbedingungen wandelt sich der zeitbedingte Inhalt des Glaubens; strukturell ändert sich dabei aber nichts. Jede Gesellschaftsstruktur hat eine objektive Funktionsweise. Ihre mentale Hauptströmung muß dieser entsprechen. Heute läßt der Humanitarismus die industrielle Massengesellschaft funktionieren. Sie ist ein Sein, das unser religiöses Bewußtsein bestimmt.

Die Masse der Menschen muß an die tragenden Prinzipien einer Gesellschaft glauben, damit sie funktioniert. In den Tiefenschichten weit unterhalb des Bewußtseins lenkt uns ein jeweiliger Glaube. Wir wollen dieses Unhinterfragte hier hinterfragen, analysieren und werden zu dem Ergebnis gelangen, daß es eine echte Religion bildet.

Offenkundig kann es in den Köpfen der großen Masse kein dauerhaftes Glaubensvakuum geben. Wer mit Erbschuld, Sünde und „froher Botschaft“ nichts anfangen kann, ersetzte in den meisten Fällen nur den Glauben an den biblischen Gott durch einen anderen Glauben: den an den Menschen.   „Der Mensch“ bildet den Dreh- und Angelpunkt einer neuen inoffiziellen Staatsreligion unserer Tage. Als höchstes Wesen trat er seit der Renaissance an die Stelle Gottes, und zwar gerade nicht irgendein wirklicher Einzel­mensch oder viele bestimmte Einzelmen­schen, sondern eine abstrakte Idee vom Menschen an sich. Wenn bisher Gott das sittliche Gute verkörperte, fiel diese Rolle jetzt dem Menschen zu.

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Eine abstrakte Vorstellung von einem „Menschen an sich“ hat die Idee eines thronenden und waltendes Gottes abgelöst. Sie verkörpert alle einstmals göttlichen normativen Attribute, die unsere Massengesellschaft für ihr Funktionieren benötigt: Schöpfungskraft, Entscheidungsfreiheit, Würde und spirituelle Gleichheit.

Offenkundig kann es in den Köpfen der großen Masse kein dauerhaftes Glaubensvakuum geben. Wer mit Erbschuld, Sünde und „froher Botschaft“ nichts anfangen kann, ersetzte in den meisten Fällen nur den Glauben an den biblischen Gott durch einen anderen Glauben: den an den Menschen. Dieser abstrakte „Mensch an sich“ bildet den Dreh- und Angelpunkt einer neuen inoffiziellen Staatsreligion unserer Tage: dem Humanitarismus.

Wir sind unmerklich zu Glaubenskriegern geworden, die mit ihrem Humanitarismus die ganze Welt beglücken wollen. Seine Verfechter sind tief gläubig. Während andere einen Gottesstaat auf Erden errichten wollen, vergötzen sie „den Menschen an sich“ und wollen „die humane eine Welt“ schaffen. Politik soll „menschlich“ sein. Sie sehen die bestehende Welt durch die Brille ihres Glaubens als ein humanitäres Jammertal. Ihre eigene und damit Deutschlands Mission sehen sie darin, global zu intervenieren, wo immer „die Menschenrechte verletzt“ werden oder sich irgend jemand „in Not“ befindet.

Ihr Missionseifer zerstört unsere Freiheit und gefährdet Deutschlands Sicherheit.

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  1. Uwe Lay

    „Humanitarismus-die Religion der Gottlosen“

    In Bälde wird diese Schrift von Klaus Kunze erscheinen und sei hier wärmstens zur Lektüre empfohlen. Ein paar Anmerkungen seien aber, ohne diesem Buch vorgreifen zu wollen, gestattet.

    Der Terminus der Gottlosen ist selbstredend polemischer Art. Es kann prinzipiell keine gottlosen Menschen geben, den der eine Gott ist der Gott aller und jedes Menschen. Es kann nur Menschen geben, die nicht an Gott glauben. In deutschen Bibelübersetzungen stößt der Leser oft auf diesen Terminus, aber das ist keine gute Übersetzung. Gemeint ist im jeweiligen Urtext: der Unfromme. Atheisten gab es in den Zeiten des AT und NT so gut wie gar nicht, wohl aber Menschen, die obgleich sie eigentlich an Gott glaubten, doch faktisch so lebten, als gäbe es ihn nicht.

    Verwirrend ist nun, daß gerade in der Katholischen Kirche und im Protestantismus es Humanitarismusgläubige gibt, die an Gott glauben und zugleich Anhänger des Humanitarismus sind. Diese Eigentümlichkeit läßt sich so erklären: Die öffentliche Religion in Westeuropa und somit auch in Deutschland kann unter dem Begriff des Humanitarismus subsumiert werden, aber ebenso gut unter dem Begriff der „Politischen Korrektheit“. Christen partizipieren so an dieser öffentlichen, allgemeinen Religion, indem sie ihre private der öffentlichen gegenüber subordinieren: Die Humanitarismus avanciert so zur Auslegungsnorm der christlichen Religion.

    These: Der einzelne Bürger kann sehr wohl religionslos existieren, aber die Gesellschaften brauchen für ihr Funktionieren eine von allen anerkannte Religion. Als Privatreligion wird so nur die anerkannt, die den Primat der öffentlichen anerkennt.

    Der Humanitarismus ist so ein funktionales Äquivalent zur christlichen Religion, solange diese in der Konstantinischen Epoche die Funktion der öffentlichen Religion ausübte.

    Der Humanitarismus als öffentliche Religion, wie auch vordem die christliche Religion als die öffentliche ist nun nicht etwas dogmatisch lehrhaft Fixiertes. Die Kirche hat zwar die christliche Religion so dogmatisiert, aber das Christentum als die öffentliche Religion dieser Epoche unterschied sich von der Kirchenlehre.Das Christentum ist sozusagen eine popularisierte Version dieser Religion. So ist auch der Humanitarsmus inhaltlich nicht so klar bestimmbar wie etwa die Lehre der Katholischen Kirche.Jeder weiß, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen hat, (auch der, der sich dann nicht an diese Manregeln hält), aber schwer fällt es, distinkt zu formulieren, was den diese Manregeln beinhalten.

    Ein paar Grundelemente des Humanitarismus lassen sich aber wohl benennen:
    Der Glaube an den Menschen, daß er von Natur aus zum Guten geneigt ist, daß alle Menschen gleich sind und gleiche Rechte haben. Diese Vorstellung manifestiert sich dann in der Menschenrechtsideologie. Jeder Mensch habe so ein Recht auf ein gutes Leben. Das zu realisieren sei der Zweck der Politik und jedes staatlichen Handelns. Im Geiste des Liberalismus steht der Einzelne im Vordergrund, der als homo oeconomicus vorgestellt alle seine Beziehungen zu anderen als Vertragsbeziehungen regelt, die gerecht sind, wenn sie zu beiderseitigem Nutzen sind, ohne andere zu schaden. Der Primat des ökonomischen Denkens als das Ende der metaphysisch gestimmten Epoche versteht den Menschen als ein Wesen, dessen Lebensziel im Konsum besteht, der dafür aber auch arbeiten muß, damit er konsumieren kann. Die Befähigung zum Konsumierenkönnen, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist die Aufgabe der Politik, wohingegen das wahre Bürgerleben in seine reine Privatsphäre fällt, in der er frei konsumieren kann. Daß jeder Mensch überall auf der Welt so konsumieren kann, das ist das Ziel der Menschheitsentwickelung.
    Im Prinzip sind alle Bedürfnisse eines Menschen durch für ihn zum Ankauf erwerbbare Waren befriedigbar, von Essen und Trinken bis zu höheren kulturellen Angeboten. Es muß nur genügend für alle erwerbbar produziert werden. Deshalb ist die Voraussetzung für eine humane Welt ein permanentes Wachsen der Menge der Waren in quantitativer und qualitativer Hinsicht und da alle Menschen gleichberechtigt sind, daß auch alles für jeden da zu sein hat.
    Die Welt auf dieses Ziel auszurichten, dazu ist der Mensch ob seiner Vernünftigkeit auch befähigt, wird er nicht durch irrationale Ideologien daran gehindert. Man denke an jede Art von Patriotismus, Nationalismus, an Religionen, die nur sich für wahr halten und an jede Art von Rassismus usw. Die Feindbilder können beliebig erweitert werden zu allem, was nicht politisch korrekt ist.
    Die Kehrseite: Auch der Mensch fungiert in dieser Welt primär als Ware, als postmoderner Nomade, von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle nomadierend, sich als Arbeitskraft anbietend, damit er konsumieren kann.

    Sicher ist dies noch kein vollständiges Bild des Humanitarismus, aber ein paar wesentliche Züge dieser Ideologie dürften damit erfaßt sein.

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