Klaus Kunze

Kategorie: Allgemein Seite 10 von 46

Unsere systembedingte Korruption

Hunderttausende in kleinen Scheinen – im Westen was Neues? Keineswegs. Korruption ist systemimmanent.

Sie ist nämlich jedem Herrschaftssystem immanent, das seinen Bürgern und Beamten Pflichten zugunsten des Gemeinwohls auferlegt. Es ist allgemein menschlich, wenn jemandem das egoistische Hemd näher ist als die Hose der Amtspflicht.

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde deutscher König, wer den Kurfürsten ausreichende Bestechungsgelder für seine Wahl zahlte. Daran nahm niemand Anstoß. Selbst in unserem Kaiserreich gab es Korruption. Das preußische Dienst- und Pflichtethos formte die Tugenden der unbedingten Pflichterfüllung: „Wer auf die Fahne von Preußen schwört, der hat nichts, was ihm selber gehört!“ – Das ist lange vorbei. Die Alliierten haben Preußen aufgelöst. Die preußischen Tugenden lösten sich seitdem auf wie Zucker in einem Wasserglas. Sie starben mit den alten Preußen aus. Sie machten der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Wertordnung Platz. Weiterlesen

Noch immer die alten Affen

Warum massakrieren Menschen so gern?

Am 2015 wurden im Pariser Bataclan 130 Menschen ermordet. Um 2800 v.Chr. starben 15 Männer, Frauen und Kindern einer Familie bei Krakau durch Schläge auf den Kopf, wie das Wissenschaftsmagazin PNAS am 6.5.2019 veröffentlichte. Verbindet ein Erklärungsmuster solche Massaker? Der US-Biologe Mark W. Moffett hält in seinem neuen Grundlagenwerk über den Zusammenhalt menschlicher und tierischer Gesellschaften einen Schlüssel zum Verständnis bereit.

Die in Koszyce bei Krakau Ermordeten gehörten zur Kugelamphoren-Kultur (um 3200-2700 v.Chr.). Sie bestanden genetisch zu 30% aus ursprünglicher Jäger-Sammler-Bevölkerung, zu 70% aber aus Nachkommen von Kleinasien eingewanderter Bauern (kulturell Linienbandkeramiker). Diese hatten sich in Mitteleuropa lange stark ausgebreitet, sind aber inzwischen fast völlig aus unserem Genpool verschwunden.

Aus dem Steppengebiet nördlich des Schwarzen Meeres waren nämlich im 3. Jahrtausend Stämme westwärts bis zu den britischen Inseln vorgedrungen, die von Sprachwissenschaftlern übergreifend als Indogermanen bezeichnet werden. Weiterlesen

DFB-Elf als Menetekel einer zerfallenden Gesellschaft

„Elf Freunde müßt ihr sein!“ So hatte 1957 ein Buchtitel Sammy Drechsels gelautet. Aus Freunden bestand der von Hansi Flick zusammengewürfelte Flickenteppich erkennbar nicht, der bei der WM so jämmerlich scheiterte. Die Neue Zürcher Zeitung berichtete:

Mehr oder minder unverblümt richtete sich die Kritik des Spielgestalters Ilkay Gündogan auch gegen seinen Kollegen aus der Premier League. Der Profi von Manchester City sagte: «Man hatte das Gefühl, dass nicht jeder den Ball unbedingt haben wollte. Wir haben viel zu oft und viel zu einfach den Ball verloren.» Havertz zeigte sich nach dem Spiel irritiert über die Worte Gündogans, er verwies auf die große Anzahl an Torchancen. Die Episode illustriert allerdings auch: Mit jener Harmonie, die Außenstehenden gegenüber gern behauptet wird, ist es im Team des viermaligen Weltmeisters nicht sonderlich weit her.

Stefan Osterhaus, Mit dem Rücken zur Wand: Vor dem Spiel gegen Spanien deutet viel auf Spannungen im deutschen Nationalteam hin, NZZ 27.11.2022

Von einer Leidenschaft und Bereitschaft jedes Spielers, unbedingt alles für Mannschaft und Sieg zu geben, war nichts zu sehen – wie auch, bei einer so heterogenen Gesellschaft? Weiterlesen

Das Vermächtnis Apollons

Erkenne dich selbst!

Gelegentlich sollten wir kurz innehalten. Lassen wir einmal unsere Gedanken fliegen und betrachten den eigenen Standpunkt und Weg aus der Vogelperspektive.

Erkenne dich selbst – Γνῶθι σεαυτόν – stand auf dem Tempel des Apollon zu Delphi. Ein solches Ich bedient sich vieler Denkwerkzeuge und -modelle, um sich den Durchblick durch das verwirrende Getümmel der Ereignisse und das Angebot an Werkzeugen zu verschaffen, sie zu verstehen. Nicht jedes Denkmodell funktioniert, und nicht jedes Werkzeug paßt. Wir bezeichnen Deutungsmodelle herkömmlich als …ismen wie Sozialismus oder Liberalismus, und jedes möchte die Welt in seiner Weise erklären.

Alle Menschen suchen nach „der Wahrheit“ und „der Wirklichkeit“, aber mit sehr verschiedenen Werkzeugkoffern. Magisches Denken hatte die Welt völlig anders gedeutet als ein Mormone, der den Schlüssel zur Wahrheit im Buch Mormon gefunden zu haben meint. Weiterlesen

Leiden an der Realität

Bauern sind nicht die Dümmsten

Ein Bauer würde niemals den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren. Wer mit den Gummistiefeln im Mist steht, verliert nicht leicht die Bodenhaftung an das Irdische. Nur durch beherztes Zufassen kann er sein Tagewerk vollenden. Was seine Kuh ausscheidet – weiß er – fällt nach unten.

Wer sich hingegen nach mühsam geschafftem Abitur an das weitaus schwierigere Werk einer Geisteswissenschaft macht, ist höchst gefährdet. Muß wirklich alles nach unten fallen? Ist Gravitation nicht höchst ungerecht? Und sollte man sie nicht besser anders konstruieren?

Warum können Frauen nicht fliegen?

Wäre Gravitation gerecht, könnten Frauen fliegen. Es beginnt im Kopf des blassen Studenten zu denken: „Ist nicht die ganze Welt so ungerecht zu mir?“ Aus Kindern werden Leute, aus solchen großen Kindern manchmal auch Politiker. Die neueste bärbäckische Tollheit hörte ich gestern im Radio: Es gebe leider noch keine „Klimagerechtigkeit“! Weiterlesen

Zeitenwende ist immer

Alles fließt

Es gibt keine objektiv wahren, universell richtigen und absolut gültigen Normen unseres sozialen Zusammenlebens. Sie alle gelten allenfalls relativ zu bestimmten Lebensverhältnissen. Hohepriester und Gralshüter von Ewigkeitsklauseln, Ideologen und Inquisitoren, Richter und Henker der Rechtgläubigkeit, Scharlatane und Einfaltspinsel behaupten das Gegenteil. Sie sind Feinde der Freiheit.

Das ist die Freiheit, sich fort- und weiterzuentwickeln. Ohne sie erlahmt der gesellschaftliche Motor. Kollektive Einstellungen und Verhaltensweisen verändern sich, wenn die Lebensumstände sich verändert haben. Das ist immer der Fall. Eine Zeitenwende ist kein Zeitpunkt, sondern ein Prozeß. Gelegentlich wird er den Zeitgenossen bewußt. Alles fließt. Nur fließt es manchmal so langsam, daß es übersehen wird.

Veränderungen dominanter Ideologien sind ein untrügliches Zeichen, daß ein Veränderungsprozeß weit gediehen ist. Die Alten haben die Lebenserfahrungen ihrer Eltern und Großeltern tief verinnerlicht. Ihre Quintessenz bildet ein kohärentes Bündel sozialer Normen, Werte und Einstellungen. Weiterlesen

Fake-News – gibt es die?

Lüge und Wahrheit

Früher war das einfach. Da standen sich nur die gute, alte Wahrheit und die Lüge gegenüber. Wer lügt, sagte absichtlich etwas, das nicht stimmte.

Man konnte aber schon immer die Wahrheit oder was man dafür hält so schlitzohrig formulieren, daß sie in die Irre führt. Einst schrieb ein Journalist über einen anderen, der sei ein halber Idiot. Auf dessen Beschwerde schrieb er dann in der nächsten Ausgabe: „Ich habe ihn einen halben Idioten genannt. Das nehme ich mit Bedauern zurück. Er ist kein halber Idiot.“ – Unterdessen haben unsere Politiker die hohe Kunst perfektioniert, mit einer halben Wahrheit vollendet zu lügen.

Klassische Lüge: Sinon log, die Griechen hätten das Konstrukt des Holzpferdes als Geschenk an die Götter zurückgelassen.
(Miniatur des Trojanischen Pferdes , aus dem Vergilius Romanus , einem Manuskript von Virgils , Aeneis Anfang des 5.
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