Klaus Kunze

Wie ein Marxist die Corona-Verschwörung „entlarvt“

Unsere öffentlichen Propagandasender hämmern und Tag für Tag dieselben Phrasen ein, um uns zu konditionieren. Eine dieser Phrasen lautet „rechte Verschwörungstheorie“.

„Wann immer ein Frame über Sprache aktiviert wird, egal ob es sich um affirmative oder verneinende Sprache handelt, gewinnt er an Stärke in den Köpfen der Rezipienten. Der dahinterstehende Mechanismus heißt Hebbian Learning: Je öfter Neuronengruppen simultan im Gehirn feuern, desto stärker wird die synaptische Verbindung zwischen ihnen. Wir nehmen es nicht wahr, und wir können es auch nicht beeinflussen. Aber es hat zentrale Konsequenzen für Ihre Kommunikation: Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz. Nur durch die ständige Wiederholung neuer sprachlicher Muster über längere Zeit hinweg ist es möglich, den neuen Frames kognitiv Geltung zu verschaffen und sie damit zu einer realistischen Wahrnehmungsalternative werden zu lassen.“

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Ideologisches Hütchenspiel

Vor dem Hintergrund der sogenannten Pandemie haben Links und Rechts argumentativ die Plätze getauscht. Sie bieten dem geistigen Feinschmecker das vergnügliche Schauspiel zweier Kontrahenten, deren polemische Bedürfnisse ihre ideologische Stringenz überrunden.

Welchen üblichen Verdächtigen würden wir zutrauen, massenhaft auf die Straße zu gehen und Polizeiketten zu durchbrechen mit Forderungen wie

Frieden, Freiheit, keine Diktatur! Nieder mit der kapitalistischen Pharmaindustrie! Mein Körper gehört mir! Hände weg von meinen Gesundheitsdaten! Gegen Berufsverbote für Impfverweigerer! Schluß mit der staatlichen Repression! Die Krise heißt Kapitalismus!

Die Antwort kennen wir alle. So hören sich Linke an. Und wen würden wir verdächtigen, die Gegenposition einzunehmen? Wir finden Sie nicht in Parolenform auf der Straße. Subkutan wird sie unseren Köpfen täglich medial eingeträufelt. Sie lautet paradigmatisch etwa:

Die Volksgesundheit fordert den Schutz des Volkskörpers. Seine Gesundheit und die Rettung jedes einzelnen Volksgenossen ist das höchste Staatsziel.

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„Querfront von linken Theoretikern und Rechtsradikalen“ ?

Linke und Scheinlinke

Für einen klassischen Linken steht außer Frage, daß Menschen ungleiche Interessen haben und verschiedene Klassen miteinander im Kampf stehen. Wenn eine Menschengruppe andere Interessen hat als eine andere, muß sie sich formieren, um diese wirksam durchzusetzen. Dabei ist Solidarität im Binnenbereich der Gruppe höchst nötig: Kollektives Klasseninteresse rangiert dann vor jedem Einzelinteresse.

Mit diesem tendenziell kollektivistischen Ausgangspunkt ist der liberale Individualismus prinziell unvereinbar. Dem radikalen Individualisten geht „nichts über mich“, wie Max Stirner paradigmatisch formuliert hatte. Damit wurde er zum geistigen Urahnen der Anarchisten, der Autonomen wie auch der ultraliberalen Kapitalisten. Ein radikaler Individualist bezieht sich nur auf sich selbst: „Keine Sache, kein sogenanntes »höchstes Interesse der Menschheit«, keine »heilige Sache« ist wert, daß du ihr dienest, um ihretwillen dich damit befassest; ihren Wert magst du allein darin suchen, ob sie dir um deinetwillen wert ist.“ Weiterlesen

Pfizer und unsere systembedingte Korruption

Wir werden in Geld umgerechnet

Der Kapitalist hat nichts gegen Schönheit. Sie darf aber keine Mehrkosten verursachen. Heldentum – gern – wenn es etwas einbringt. Moral? Jederzeit, vor allem wenn der Beutel dabei klingelt. Der Nobelpreisträger Konrad Lorenz warnte schon 1979 vor dem rein ökonomischen Wettbewerbsdenken, das ausschließlich von wertblinden, kommerziellen Erwägungen bestimmt ist.[1]

Als Wert werde von der heutigen Mehrheit nur noch empfunden,

„was in der mitleidlosen Konkurrenz erfolgreich und geeignet ist, den Mitmenschen zu überflügeln. Jedes Mittel, das diesem Zwecke dienlich ist, erscheint trügerischerweise als ein Wert in sich. Man kann den vernichtend sich auswirkenden Irrsinn des Utilitarismus als Verwechslung der Mittel mit dem Zweck definieren. […] Wie viele Menschen aber gibt es heute noch, die einen überhaupt noch verstehen, wenn man ihnen erklären will, daß Geld an sich keinen Wert darstellt?“

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Unsere neue Unmündigkeit

So weit sind wir schon gekommen: Im September 2020 aß ich an einer Landstraße in Mittelhessen eine Currywurst. Ein hinzukommender Kunde duzte sich mit dem Inhaber des Wurststandes und erzählte: Die seien „mit 30 Vermummten gekommen und hätten dem einen Hund aus dem Zwinger“ geholt, „diese roten Nazis!“

Ich fragte neugierig nach, was da geschehen sei. Damit war das Gespräch zuende. „Ich rede über so was mit niemandem, den ich nicht kenne. Das ist heutzutage viel zu gefährlich!“

Inzwischen meinen „nach einer Allensbach-Umfrage zwei Drittel der Deutschen, daß man hierzulande aufpassen müsse, was man sagt. Es wird nicht mehr auf die Argumente gezielt, die man gebracht hat, sondern sofort auf die eigene Person, wobei Stichworte ausreichen, um ein extremistisches Weltbild zu unterstellen und hierzu Aussagen bewußt verkürzt werden.“[1] „Das Institut für Demoskopie Allensbach hat in einer repräsentativen Studie den Mut der Deutschen untersucht, sich zu politischen Themen zu äußern. Weiterlesen

Eine Seefahrt, die ist lustig

Das Berliner Narrenschiff

„Die Lage ist hoffnungslos“, soll Konrad Adenauer gesagt haben, „aber nicht ernst.“ Als er 1967 gestorben war, defilierte ich mit meinen Eltern im Chor des Kölner Domes an seinem Sarg entlang. Die Menschenschlange war lang, die Gesichter noch länger und sehr ernst. Alle spürten: Eine Epoche war zuende.

Ein ähnliches Gefühl eines Epochenendes beschleicht dieser Tage viele Bürger. Teile der Gesellschaft haben Narrenschiffe bestiegen und treiben den Rhein oder die Spree abwärts. Wenn ich mal einen flüchtigen Blick auf die Mattscheibe erhasche, wende ich mich peinlich berührt ab. Die Witze des neuen Witzfigurenkabinetts sind schal. Sie sind nicht nur närrisch, sondern oft einfach dumm. Aus ihren Mündern lösen sich Seifenblasen wie bunte Luftballons. Sie klatschen sich selbst dazu Beifall und lachen dazu in die Kamera.

Sebastian Brant, Das Narrenschiff (1499)

Es ist kein Albtraum, sondern ähnelt dem Einmarsch der Hauptdarsteller auf die Bühne in Institutionen, in denen man die Ärmel gewöhnlich hinter dem Rücken zusammenbindet. Weiterlesen

Antimoderne Appelle

Björn Clemens Gedichtband erschienen

„Was tun?“ sprach Zeus, bekanntlich zu dem Poeten, „die Welt ist weggegeben, der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein. Willst du in meinem Himmel mit mir leben, So oft du kommst, er soll dir offen sein.“[1]

Wir wissen seitdem: Das banale Diesseits ist die Welt des Künstlers nicht. „Ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde“, soll der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gesagt haben, „aber nicht auf dieser!“ Solange er das modische Bedürfnis der Damenwelt stillte, verlangte das auch niemand von ihm. Man mißt auch Poeten nicht an ihrer realistischen Bodenhaftung. Wer Poesie liest, möchte selbst geistige Höhenflüge erleben, der schnöden Welt für einen Augenblick „Ade!“ sagen und sich entführen lassen.

Dichtende Juristen gab es schon viele, an ihrer Spitze Theodor Storm. Man mag schließlich nicht „mit finsterem Amtsgesicht“ immer nur „Relationen schreiben.“ Weiterlesen

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